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Narzissen und Chilipralinen - Roman

Narzissen und Chilipralinen - Roman

Titel: Narzissen und Chilipralinen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Dalinger
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zurück. »Du hast gesagt, du bist allein.«
    »War ich auch, aber ich hatte Angst, hier könnte ein Mörder rumschleichen oder so«, bekenne ich.
    »Du hattest Angst vor mir?«
    »Bleib mal ganz locker«, sagt Tom. »Sie hatte schließlich keine Ahnung, ob du hier bist. Sie hat zwar gehofft, dass du dich mit Tine vielleicht irgendwo am Fluss verkrochen hast, aber keiner von uns weiß doch, was wirklich passiert ist. Ob hier irgendwo ein Killer rumläuft, der Mädchen entführt. Dass du hier bist und ohne Tine, spricht leider eher für das Zweite.«
    Basti wird blass. Offenbar hat er bis jetzt noch gar nicht darüber nachgedacht, dass Tine wirklich etwas Schlimmes zugestoßen sein könnte.
    »Hör mal«, sage ich. »Sie ist weg, und du hast Angst vor der Polizei. Soweit richtig? Aber niemand weiß, dass du in sie verliebt bist. Ich hab’s jedenfalls niemandem erzählt. Die Bullen können dir gar nichts. Lass nicht zu, dass sie hinter dir her sind und alle anderen Hinweise vernachlässigen, denn dann ist am Ende die richtige Spur kalt. Du gehst hin und sagst, was Sache ist und dass du Panik gekriegt hast, und wenn das erledigt ist, können wir alle uns der wirklich wichtigen Sache widmen.«
    »Und die wäre?«, fragt Bastian.
    »Na, was wohl? Tine suchen, natürlich.« Tom steht jetzt dicht hinter mir, ich kann seine Gegenwart spüren und würde mich am liebsten umdrehen und sein Gesicht anschauen. Aber ich bleibe auf Basti konzentriert, um ihn nicht schon wieder zu irritieren.
    Seine Augen leuchten auf. Da ist wieder Hoffnung. Die Wut ist verraucht. Merkwürdig, dass manchmal ein einziger Mensch reicht, um jemandem das Leben zurückzugeben. Nur ein einziger Mensch, der einem glaubt. Mehr kann ich nicht für ihn tun, mehr ist auch nicht nötig.
    »Komm, Basti«, sagt Tom. »Bringen wir es hinter uns.«
    Während Bastian auf dem Beifahrersitz Platz nimmt und Tom wieder einmal mein Fahrrad in den Kofferraum lädt, schenkt er mir ein Lächeln. Die Art Lächeln, für die ich früher gestorben wäre.
    »Das war gut«, sagt er. »Du bist ein erstaunliches Mädchen, Messie, weißt du das?«
    Ich zucke verlegen die Schultern, auf so einen Satz hin fällt mir nicht viel ein. »Nett von dir, dass du hergekommen bist.«
    »Dafür hab ich was bei dir gut«, sagt er und grinst zufrieden. »Gehen wir mal zusammen tanzen?«
    »Du weißt aber schon, dass ich und Daniel ...«
    »Das ist in Ordnung«, meint er, »und ich will mich echt nicht dazwischendrängen, aber deshalb können wir ja trotzdem tanzen gehen. Einfach bloß tanzen und Spaß haben.«
    Ich will einwenden, dass mir nicht nach Tanzen zumute ist, wenn Tine verschwunden ist, dass ich erst dann wieder feiern werde, wenn sie wieder glücklich zu Hause ist. Aber Tatsache ist, keiner von uns weiß, wann das sein wird. Und ob das jemals geschehen wird. Und bestimmt würde es gut tun, die Musik lautzudrehen und einfach alles Schlimme wenigstens für einen Abend zu vergessen.
    »Also, na klar«, sage ich. »Warum nicht?«
    Hoffentlich,
hoffentlich
hat er nicht gehört, was ich zu Basti gesagt hab. Dass ich mal für ihn geschwärmt habe, geht ihn rein gar nichts an.

Meine Sonne
,
    die Liebe ist langmütig und freundlich
.
    Die Liebe ist geduldig
.
    Die Liebe rechnet das Böse nicht zu
.
    Die Liebe verzeiht alles
.
    Die Liebe hört niemals auf
.
    Wir sehen jetzt wie durch einen Spiegel in einem dunklen Wort; dann aber von Angesicht zu Angesicht
.
    Daran glaube ich
,
    dein Salomo

14.
    Man gewöhnt sich daran. Aufzuwachen und die Sonne im Fenster zu sehen und draußen das Gurren der Tauben zu hören – und im nächsten Moment fällt mir ein, dass Tine immer noch verschwunden ist.
    Und man muss trotzdem einfach weitermachen. Sein Leben weiterleben. In den ersten Tagen haben wir in der Schule noch drüber gesprochen, irgendwann dann nicht mehr.
    Ich hänge jetzt häufig mit Rosi in der Pause herum, während Mandy und Kim sich immer weiter von mir entfernen; es ist, als wären sie in den einen Zug gestiegen und ich in den anderen, der in die entgegengesetzte Richtung fährt, und wir sehen hilflos zu, wie die Strecke zwischen uns immer größer wird, und sind unfähig, den Zug, in dem wir sitzen, zu stoppen.
    Ich habe ihr ein paar Mal zu oft gesagt, dass sie das Top zurückbringen soll. Dass mir das zu weit geht – Leute ärgern, da bin ich gerne dabei, ich bin ja nun kein Unschuldslamm, aber Ladendiebstahl? Ohne mich.
    Das hat sie mir übelgenommen. Die Atmosphäre zwischen uns ist

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