erklären und dir helfen, einen Account einzurichten. Du bist in null Komma nichts
up to date,
ist ganz
easy,
ich hab es vorhin gecheckt.«
Er mag ein verklemmtes Riesenkind sein, aber sobald es um Computerangelegenheiten oder Ähnliches geht, ist er in seinem Metier. Obwohl sein Kopf nach seinem Chaosauftritt wie ein Halloweenkürbis leuchtet, ist das, was aus seinem Mund kommt, ebenso cool wie unverständlich.
»Kannst du bitte Deutsch mit mir sprechen?«
»Klar. Also, hast du schon mal im Internet geflirtet?«
»Nein.«
Er starrt mich aus kugelrunden Augen an.
»Nie?«
»Nie.«
»Aber … alle tun es!«
»Ich nicht. Außerdem, wer sind eigentlich alle?«
Lorenz beißt sich auf die Unterlippe, ein Zeichen dafür, dass er intensiv über etwas nachdenkt. In solchen Momenten sieht er ein wenig aus wie Kevin Spacey in
American Beauty,
wenn dieser von dem Rosenblätterbad mit Mena Suvari träumt. Nur dämlicher und ohne Rosenblätter.
»Also gut, Lorenz …«
»Lollo.«
Das klingt wie etwas, das Babys in Fernsehwerbungen für Babynahrung rülpsen.
»Wie bitte?«
»Gute Freunde nennen mich Lollo. Und ich dachte, weil wir ja nun ein gemeinsames Projekt …«
Guter Gott!
»Lorenz, würdest du mir jetzt bitte den Account einrichten? Ich habe nämlich noch andere Sachen zu tun, auch wenn die Loos das nicht für möglich hält.«
Lorenz läuft zwei Schattierungen orangefarbener an, schiebt hastig seine Brille hoch und schnappt sich meine Maus. Ich bemühe mich, flach zu atmen, denn er riecht irgendwie komisch. Süßlich, als hätte er sich Nougatschokolade hinter die Ohren getupft und seit einigen Tagen vergessen, sie wegzumachen. Nicht komplett unangenehm, aber eben auch nicht normal. Ich beobachte Lorenz dabei, wie er mit der Maus hantiert. Das steht ihm weitaus besser als die linkischen Bewegungen im realen Leben. Wenige Sekunden später öffnet sich auf meinem Bildschirm ein Browserfenster.
Von dem pflaumenfarbenen Hintergrund hebt sich die weiße Schrift besonders deutlich ab. Schnörkellos und in elegantem Understatement finden sich auf der Webseite nichts als sechs knappe Zeilen Text.
Du bist die Hauptfigur deines Lebens.
Das hier ist deine Geschichte.
Du triffst die Entscheidungen.
Finde den Weg zu deinem persönlichen Happy End.
Melde dich noch heute an!
Literally in Love.
»
Literally in Love,
genialer Name, findest du nicht?«
Lorenz klickt auf den letzten Satz. Ein Anmeldeformular erscheint im Fenster.
»Dotti? Alles klar bei dir?«
Ich nicke abwesend, während die Worte »Happy« und »End« vor meinen Augen zu flimmern beginnen.
»Welchen Usernamen soll ich eintragen?«
»Hm?«
»Username?«
»icherzählerin mit ae«, antworte ich automatisch, betrachte irritiert den Telefonhörer, den ich immer noch wie einen Rettungsanker umklammert halte, und werfe ihn achtlos in das Chaos, das zuvor mein Büro und mein Leben war.
Lorenz tippt fröhlich Buchstaben in das Formular. Ich habe keinen Zweifel daran, dass die Exposition vorbei ist. Ab jetzt wird sich alles dramatisch verändern.
Von:
[email protected] An:
[email protected] Betreff: Dein Testergebnis
Willkommen bei Literally in Love, icherzaehlerin!
Herzlichen Glückwunsch! Du hast eine exklusive zweimonatige Premium-Mitgliedschaft erworben. Damit steht dir die Welt niveauvoller Internetkontakte offen.
Hiermit erhältst du das Ergebnis deines Beziehungstests, den unsere Experten nach literarischen und psychologischen Kriterien anhand deiner Antworten erstellt haben.
Welche literarische Figur bist du?
Du gibst dich selbstbewusst und scheust keine Konfrontation. Von Natur aus bist du großzügig, gesellig, mutig und manchmal etwas stur. Wenn du eine Meinung hast, vertrittst du sie gegen sämtliche Widerstände, womit du dir nicht nur Freunde machst. Dabei verbirgt sich in dir ein äußerst sensibler, weicher Kern. Deine Einbildungskraft ist groß, weshalb du gelegentlich zu sehr in der Welt von Phantasien lebst. Du neigst dazu, alles besser wissen zu wollen, vergräbst dich gern in Büchern und Informationen und findest genau das anziehend, was du nach logischen Kriterien eigentlich verachtest.
Du bist Hermine Granger.
Was ist dein dramatisches Ziel?
Du möchtest die Welt verändern und von allem Bösen befreien. Ungerechtigkeit kannst du nicht leiden, weshalb du stets und unermüdlich dagegen kämpfst. Du hoffst, die Lösung dafür in möglichst vielen Büchern zu finden. Achte