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Naschmarkt

Naschmarkt

Titel: Naschmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Koschka
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darauf, dass du mit der Welt verbunden bleibst und mehr dein Herz als deinen Verstand einsetzt. Du musst dich stärker öffnen. Dann ist es auch für dich möglich, die große Liebe zu finden und mit ihr dein persönliches Happy End.
     
    Welchen Hindernissen begegnest du auf deinem Weg?
    Du wirst es ständig mit Neidern und Hassern zu tun haben, denn in dir steckt ein kleines Genie, dem alles gelingt, was es anfasst. Auch wenn du deine Talente gern herunterspielst, bist du dir dessen wohl bewusst. Wehe, wenn jemand an deinen Fähigkeiten zweifelt. Dein möglicher Partner sollte sehr verständnisvoll sein und nicht versuchen, dich ändern zu wollen. Du wirst ihn immer spüren lassen, dass du die Stärkere von euch beiden bist. Dennoch gibt es Momente, wo du dich nach einer Schulter zum Anlehnen sehnst, und sei es nur, um danach mit fliehenden Fahnen in deinen nächsten Kampf zu ziehen. Doch keine Sorge, auch auf dich wartet die große Liebe.
     
    Wir bedanken uns, dass du dich für unsere Online-Partneragentur entschieden hast, und versprechen dir dein Happy End in acht Wochen.
     
    Dein Literally in Love-Team
     
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Mittwoch, 5 . Oktober
    »Na toll«, fluche ich in mein iPhone. »Der
Österreichbote
investiert neunundvierzigkommaneunzig Euro in eine Premium-Mitgliedschaft bei der derzeit gefragtesten Datingplattform, und was kommt dabei heraus? Ich bin ein
Harry-Potter-
Charakter?«
    »Das ist toll«, entgegnet Katharina am anderen Ende der Leitung. Sie ist von Beruf Buchhändlerin und im Herzen das, was man gemeinhin einen
Harry-Potter
-Nerd nennt. Ihre Bettwäsche trägt ihre Hausfarben – Schwarz und Gelb für Hufflepuff – und bei
Pottermore
hat sie mehr Punkte als ich Euro auf dem Konto. »Du beherrschst also Magie und darfst in die Zauberschule.«
    »Nichts gegen
Harry Potter
«, greife ich der Diskussion vor, »aber welcher Mann, der seine sieben Sinne beisammenhat, würde eine Beziehung mit Hermine Granger in Betracht ziehen? Nicht einmal Harry selbst, wie wir wissen.«
    »Das ist wahr. Aber es hätte schlimmer kommen können. Du könntest ein Slytherin sein.«
    »Ist das alles, was dir dazu einfällt?«
    »Kopf hoch, Dotti«, tröstet mich meine Freundin, ehe sie sich verabschiedet, um einer Kundin den Unterschied zwischen Vampir- und Engelsküssen zu erklären.
    Ich seufze und betrachte den blinkenden Cursor auf der leeren Wordseite. Ein dünner schwarzer Strich, der synchron zum Ticken meiner Wanduhr mitten im Nirwana des Computerfensters präzise seinen Dienst verrichtet. Im Gegensatz zu mir. Dreihundert Wörter über eine Flirtplattform, die Experten dafür benötigt, die Menschheit in
Harry-Potter-
Protagonisten zu unterteilen? Was sind das für Experten?
Die fünf Freunde?
    Ich gebe zu, als ich gestern den Test ausgefüllt habe, wurde für kurze Zeit mein Interesse geweckt. Die Fragen waren klug formuliert, zielten in kreativer Weise darauf ab, mein Verhalten in bestimmten Alltagssituationen zu untersuchen und ließen das psychologische Modell dahinter erahnen, ohne zu platt zu sein. Die literarische Verpackung las sich durchaus charmant. Immer gab es passende Zitate aus bekannten Texten, gefolgt von Fragen danach, wie man die Situation beurteile oder selbst handeln würde.
    Fast hätten die Datinggurus mich getäuscht. Aber von all den grandiosen Heldinnen, die die Welt der Literatur zu bieten hat, ähnle ich ausgerechnet Hermine? Das kann ich unmöglich in die Kolumne schreiben.
    Das Problem ist, dass der Redaktionsschluss mit riesigen Schritten naht, je öfter der Cursor blinkt. Ausgerechnet ich, die ich bei Buchrezensionen nie um Worte verlegen bin, klicke jetzt schon seit zwei Stunden in meinem immer noch leeren
Literally in Love-
Postfach herum, lese diverse Newsletter, meine alten Rezensionen und bekomme halbstündlich Post von Sorina Loos, die ein erstes Ergebnis meiner Kolumne für die Donnerstagsausgabe sehen möchte.
    Am frühen Nachmittag habe ich entnervt das Büro verlassen, weil ich ungestört daheim arbeiten wollte, doch auch hier geht nichts voran. Lorenz’ verzweifelter werdende Nachrichten ignoriere ich geflissentlich, denn ich bin in einem Zustand, der für mich bisher undenkbar war: Ich leide unter einer Schreibblockade!
    Mutlos schiebe ich den Computer beiseite, erhebe mich von der Couch und gehe in die Küche, um mir eine weitere Tasse Rooibostee zuzubereiten. Während ich darauf warte,

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