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Nashira

Nashira

Titel: Nashira Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Troisi
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Füßen laufen?«
    »Du würdest ihn niemals sterben lassen. Du bist doch hinter dem Kopfgeld her«, fauchte Talitha.
    »Dein Vater will ihn nur lebendig, nicht bei guter Gesundheit. Mir reicht es schon, wenn er noch atmet, und glaub mir, es gibt unzählige Dinge, die ich ihm antun kann, ohne ihn umzubringen.«

    »Schon gut«, gab sie schließlich nach.
    Melkise deutete ein Lächeln an. »Braves Mädchen, du beginnst zu verstehen, wie die Welt sich dreht.«
    So machte er sich daran, die Knoten zu lösen, mit denen sie an der Stange befestigt war, und kettete ihr dann wieder die Handgelenke zusammen, während Grif mit dem Stilett in der Hand daneben stand und darüber wachte, dass sie dieses Mal keinen Widerstand leistete.
    Nach einem kargen Mahl, das Talitha nur mit Mühe hinunterbekam, brachen sie wieder auf. Sie wanderten Stunde um Stunde, und als es Abend wurde, setzte Regen ein, und ein so starker Wind kam auf, dass das Wasser durch das Geäst drang und ihre Kleider durchnässte.
    Irgendwann gab Melkise seinem jungen Sklaven ein Zeichen, woraufhin Grif durch eine Lücke zwischen den Zweigen am Wegesrand verschwand. Die beiden Gefangenen schauten sich fragend an.
    Kurz darauf tauchte der Junge wieder auf. Mit zufriedener Miene malte er eine Reihe von Zeichen in die Luft, die Melkise genau verfolgte.
    »Zuerst der Sklave, um das Mädchen kümmere ich mich«, befahl er dann. Grif gehorchte, packte Saiph am Arm und führte ihn fort.
    »He, was ist denn los ...?«, versuchte Talitha zu protestieren, doch Melkise machte sich nicht die Mühe, ihr zu antworten. Stattdessen lud er sie sich wie einen Sack auf die Schultern und zwängte sich ebenfalls durch die Lücke.
    So stiegen sie einige Äste unter dem Baumpfad hinunter und gelangten zu einer Mulde, die von Geäst und Laub geschützt wurde. Talitha erkannte, dass sie sich in der Astgabel des Talareths befanden, in einem natürlichen Unterschlupf
unter den Brettern des Baumpfads, die ein Schutzdach bildeten. Auch wenn sie dort auf den Ästen hocken mussten, war die Lage gar nicht so unbequem. Der Wind rauschte in der Krone und schüttelte die äußeren Äste, aber sie saßen im Trockenen.
    Grif hatte ein kleines Messingbecken hervorgeholt, in die Mitte der Astgabel gestellt und ein Feuer darin entzündet, das bald eine wohlige Wärme verbreitete.
    Melkise bemerkte die staunende Miene des Mädchens und meinte höhnisch: »Du willst mir doch nicht erzählen, dass ihr so lange auf den Talareths unterwegs wart und nichts von diesen Unterständen wusstet?«
    Anders als Vagabunden, Banditen oder Kopfgeldjäger, die auf der Straße lebten, hatten Saiph und Talitha tatsächlich noch nie davon gehört, dass an den Stellen, wo die Baumpfade über Astgabeln führten, manchmal unter den Brettern genügend Platz für einen Unterschlupf war. Manch einer hatte es sich sogar häuslich darin eingerichtet. Nicht alle, aber viele dieser Höhlen waren groß und bequem genug, um dort im Trockenen einen Abend zu verbringen und sich von einer langen Wanderung auszuruhen.
    Mühsam zog Talitha die Beine an die Brust und verbarg das Gesicht zwischen den Knien. Sie beide hatten einfach am Wegesrand campiert und sich noch größeren Gefahren ausgesetzt, als es nötig gewesen wäre. Ohne mit den Regeln und Geheimnissen der Straße vertraut zu sein, hatten sie sich auf den Weg gemacht. Das Leben auf der Straße war hart, wer unerfahren und schlecht vorbereitet war, drohte unterzugehen.
    Grif unterbrach ihre Gedanken, indem er ihr eine Schüssel reichte. Aber sie lehnte wieder ab. Da fischte sich der Junge
ein Stück Fleisch heraus und versuchte, es ihr in den Mund zu stopfen. Talitha biss die Zähne zusammen.
    »Lass nur, das mache ich schon«, mischte sich Saiph ein. Grif schaute ihn einen Moment an und reichte ihm dann die Schüssel. Der Sklave nahm sie entgegen und wandte sich Talitha zu. »Was willst du denn damit erreichen?«, flüsterte er.
    »Und was erreichst du damit, wenn du jeden Befehl wie ein braves Hündchen befolgst?«
    Saiph wandte den Blick nicht ab. »Alles zu seiner Zeit«, sagte er ernst. »Das gilt auch im Kampf. Während wir warten, bereiten wir uns auf den passenden Moment vor. Dann müssen wir bei Kräfte sein.« Er kam noch näher an sie heran, legte die Stirn an ihre Schläfe und flüsterte ihr ins Ohr: »Ich hab mich keineswegs aufgegeben. Ich hab mich noch nie aufgegeben. Sonst wäre ich nicht bei dir. Aber wir brauchen Geduld.«
    Er nahm den Kopf zurück und reichte

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