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Nashira

Nashira

Titel: Nashira Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Troisi
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während Talitha wütend ihre Schüssel mit dem Fuß umstieß.
    In aller Ruhe hob der Mann sie vom Boden auf und füllte sie noch einmal an der Feuerstelle. Dann warf er Grif einen kurzen Blick zu, woraufhin dieser hinter Talitha trat und sie festhielt, während er selbst ihr, gegen ihren Willen, den Mund aufdrückte, die Schüssel an die Lippen setzte und das Essen in sie hineinkippte. Talitha war, als ertrinke sie. Sie japste, keuchte und spuckte Gemüsestücke aus, während ihr die Flüssigkeit siedend heiß durch die Kehle rann.

    Es dauerte nur einige Augenblicke, dann schleuderte der Mann die leere Schüssel fort.
    »So, das hätten wir«, brummte er zufrieden, während er das Mädchen anschaute, und fuhr dann drohend fort: »Es ist deine Entscheidung. Entweder hörst du auf, das verwöhnte Töchterlein zu spielen, oder wir machen das jetzt jeden Tag so, bis wir in Messe sind. Denn eins ist sicher: Ob es dir passt oder nicht, du bist bereits auf dem Weg zurück in die Arme deines lieben Papas, und ich schwöre dir, dass er dich lebendig zurückerhält.«
    »Lieber sterb ich«, zischte sie ihm ins Gesicht.
    Der Mann lachte schallend und bedeutete Grif, sie loszulassen. »Es wird bald Tag, wir schlafen ein paar Stunden, und dann marschieren wir los«, erklärte er und streckte sich. Dann legte er sich wieder auf dem Bett neben dem knisternden Feuer nieder.
    Grif aber setzte sich vor die beiden Gefangenen. Die Beine übereinandergeschlagen, das Stilett fest in der Hand und mit der Spitze auf den Boden gestellt, hockte er reglos wie eine Statue da. Sein Gesicht verriet keine Gemütsbewegung. Kurz darauf schnarchte der Mann auf dem Bett leise.
    Talitha suchte fieberhaft nach einer Möglichkeit, den beiden zu entwischen. Aber es schien unmöglich, sich von diesen Ketten zu befreien.
    Und außerdem war da dieser Junge. Er sah überhaupt nicht müde aus, und nur hin und wieder blinzelte er mit den Lidern.
    »Du wirst auch nicht stundenlang wach bleiben können«, versuchte Talitha ihn zu provozieren.
    Grif lächelte, zeigte dann auf seinen Mund und schüttelte langsam den Kopf.

    »Du hast deine Zunge verschluckt?«
    »Er ist stumm ...«, schaltete Saiph sich ein.
    Talitha wandte ihm den Kopf zu. »Woher willst du denn das wissen?«
    »Sklaven in den Eisfabriken wird häufig die Zunge abgeschnitten. Und zwar denjenigen, die in engem Kontakt mit den Priestern der Gottheit Man schuften, damit sie nicht die geheime Zauberformel verraten können, mit der diese das Eis haltbar machen.«
    Grif schaute Saiph an, und in seinem Blick lag so etwas wie eine stille Anerkennung, ein Ausdruck, der seinen Augen völlig fehlte, sobald er Talitha ansah.
    »Pass mal auf, mein Junge«, sagte das Mädchen zu ihm, »mich beeindruckt das nicht, dass du stumm und noch so jung bist. Und wenn du glaubst, du kannst mir mit deiner schäbigen Klinge Angst machen, hast du dich aber getäuscht.«
    Grif reagierte nicht, saß nur lächelnd da und schaute sie an.

    Mit einem Tritt wurden sie geweckt. Taltiha schlug die Augen auf. Sie lag auf der Erde, mit einer Wange auf den staubigen Brettern des Fußbodens. Langsam stemmte sie sich hoch. Handgelenke, Knöchel, Nacken, alles tat ihr weh. Erschöpft durch den langen Tag und all die unerfreulichen Ereignisse war sie schließlich doch eingeschlafen. Grif stand neben der Feuerstelle und löschte gerade die Glut mit Wasser. Als er sich umdrehte, sah sie, dass seine Züge immer noch frisch und ausgeruht wirkten.
    Der Kopfgeldjäger warf zwei Äpfel vor sie auf den Boden. »Esst die, aber schnell, wir müssen los.« Er blieb noch einen
Moment vor ihnen stehen. »Da uns eine lange gemeinsame Reise erwartet, ist es vielleicht angebracht, dass ich mich vorstelle: Melkise, stets zu Diensten«, sagte er mit einer leichten Verneigung.
    Talitha und Saiph würdigten ihn keines Blicks, woraufhin er mit den Achseln zuckte und eine der Taschen vom Boden aufhob. »Beeilt euch mit den Äpfeln, dann brechen wir auf.«
    Saiph nahm seinen so gut es ging in die Hand und verzehrte ihn in kleinen Bissen. »Iss«, sagte er zu Talitha, als er sah, dass sie zögerte.
    »Seit wann hast du mir was zu befehlen?«, erwiderte sie scharf.
    »Damit erreichst du gar nichts. Du wirst nur immer schwächer, und wenn wir wirklich abhauen wollen, musst du bei Kräften sein.«
    Talitha blickte auf den Apfel, der sie da, rund und goldgelb, vom Fußboden anlachte. Fast hätte sie die Hand ausgestreckt, aber im letzten Moment widerstand sie der

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