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Nashira

Nashira

Titel: Nashira Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Troisi
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was sie suchte. Sie muss in den eigentlichen Laden gelangen, so riskant es auch sein mochte.
    Vorsichtig öffnete sie die Verbindungstür und trat leise in den Ladenraum.
    Hier schien alles großzügiger und geordneter zu sein. Die Karten lagen sorgsam sortiert und nicht kreuz und quer in den Regalen, und in einer Vitrine unter der Theke waren besonders kunstvolle Arbeiten ausgestellt. Darunter tatsächlich die, die Talitha suchte: eine vollständige Karte der vier Reiche. Sie war nicht sehr detailreich, bot aber eine gute Übersicht über die wichtigsten Baumpfade, und das musste ihnen reichen. Wieder zog sie den Dolch und schlug mit dem Griff,
den sie vorsorglich, um keinen Lärm zu machen, mit einem Stück Stoff umwickelte, die Scheibe ein. Dann riss sie die Karte aus dem Rahmen, an dem sie mit vier kleinen Nägeln befestigt war und wandte sich dann der anderen Seite der Theke zu: Hier würde sie mit Sicherheit etwas anderes finden, das sie auch noch dringend brauchte.
    Gerade als sie die Hand zur Kasse mit den Tageseinnahmen ausstrecken wollte, rutschte sie auf irgendetwas aus, strauchelte und fiel, wobei sie gegen die hölzernen Treppenstufen stieß, die zum Obergeschoss hinaufführten. Der Lärm hallte durch das ganze Haus.
    Keuchend, mit klopfendem Herzen, rappelte sie sich auf, öffnete die Kassette und griff sich eine Handvoll Münzen. Plötzlich traf sie ein Schlag. Der Schmerz explodierte in ihrem Kopf, und sie stürzte zu Boden, konnte sich aber noch auf den Rücken rollen und den Dolch in die Höhe recken.
    Mit grimmiger Miene und einem knorrigen Knüppel in der Hand stand ein Mann über sie gebeugt. Lanti. »Das hast du dir so gedacht, du Diebin. Aber du hast dir den falschen Laden ausgesucht!«
    Wieder ließ Lanti den Knüppel niederfahren, doch Talitha rollte sich zur Seite und konnte dem Hieb ausweichen. Sie kam auf die Knie und streckte ihm den Dolch entgegen. »Bleib mir vom Leib!«
    Einen Moment lang schien Lanti verwirrt, dann hob er wieder seinen Knüppel, und Talitha begriff, dass kein Weg an einem Kampf vorbeiführen würde, wenn sie den Laden lebend verlassen wollte. Da tauchte plötzlich Saiphs Gesicht in dem Fensterchen auf.
    »Nein! Halt!«, rief er, wobei er sich vorlehnte. »Tut ihr nichts!«

    Langsam ließ Lanti ließ den Knüppel sinken. »Saiph?«, fragte er ungläubig. »Was machst du denn hier?«
    »Das kann ich Euch alles erklären ... wenn Ihr erlaubt.«
    Lanti zögerte einen Moment und schien zu überlegen. »Gut, komm rein«, knurrte er dann. »Aber durch die Tür, wie ein anständiger Mensch.«

22
    T alitha und Saiph saßen an einem Tisch in der karg eingerichteten Küche im oberen Stockwerk. Neben diesem Tisch gab es dort nur noch zwei Stühle, eine Anrichte mit nur wenigen Tellern und einen Korb mit Trockenfrüchten. In einer Ecke hing ein Kupferkessel über einer verrußten Feuerstelle.
    Mit undurchdringlicher Miene stand Lanti vor ihnen.
    Seine hagere, ein wenig bucklige Gestalt flößte keine Furcht ein, doch der Blick seiner runden vorstehenden Augen unter den buschigen Brauen konnte, wie sie mittlerweile wussten, bedrohlich sein.
    Das Mädchen zitterte. Sie waren ihm ausgeliefert. Jeden Moment konnte der Mann die Soldaten der Garde alarmieren, und dann war alles aus.
    Trotz dieser Situation gab sich Saiph neben ihr auffallend gefasst. Den Rücken durchgedrückt, saß er da und schien vollkommen Herr der Lage zu sein.
    »Ich verstehe Euch«, sagte er zu Lanti, »wir sind in Euer Haus eingedrungen und haben versucht, Euch zu bestehlen. Es ist nur richtig, wenn Ihr die Garde ruft. Nur um eins bitte ich Euch: Zeigt nur mich an und lasst meine Herrin gehen. Ich beschwöre Euch, habt Respekt vor der jungen Gräfin, und lasst nicht zu, dass man sie ins Kloster zurückschafft.«
    »Hör doch auf, Saiph«, protestierte Talitha, »du weißt, ich
würde niemals zulassen, dass du für mich die Schuld auf dich nimmst.«
    »Aber auf deinen Kopf ist schon eine Belohnung ausgesetzt«, sagte Lanti zum Sklaven, »dich wird man ins Kloster zurückschaffen, wenn du gefasst wirst.«
    Talitha und Saiph schauten sich verwirrt an.
    »Ja, Saiph, du hast den heiligsten Ort von ganz Messe in Brand gesteckt und die Tochter des Grafen entführt«, erklärte Lanti weiter.
    Talitha stieg die Zornesröte ins Gesicht. Also hatte ihr Vater die ganze Schuld auf Saiph abgewälzt: Das hätten sie sich denken können. »Aber Saiph hat nichts getan. Es ist alles meine Schuld.«
    »Das glaube ich gern, so

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