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Nashira

Nashira

Titel: Nashira Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Troisi
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wie du dich aufgeführt hast«, brummte Lanti. »Aber warum seid ihr ausgerechnet zu mir gekommen? Ich hab schon genug Ärger, auch ohne mich gegen Megassas Schwert behaupten zu müssen.«
    »Saiph sagt, Ihr seid der beste Kartograf in ganz Messe ... Deswegen sind wir hier.«
    Lanti deutete ein Lächeln an. »Ach, hat er das tatsächlich gesagt?«
    Saiph errötete und schlug die Augen nieder. »Wir wären niemals bei Euch eingebrochen, wenn unsere Lage nicht so verzweifelt wäre. Wir haben kein Geld, um Euch eine Karte abzukaufen, und wir müssen uns verstecken, weil uns die Garde auf den Fersen ist.«
    Talitha hielt die Anspannung nicht mehr aus. »Wenn Ihr vorhabt, uns zu verraten, so tut es doch«, stieß sie hervor. »Aber Ihr solltet wissen, dass ich mich nicht so leicht geschlagen gebe.«
    Lanti schaute sie einige Augenblicke aufmerksam an, verließ
dann wortlos den Raum und stieg die Treppe zum Erdgeschoss hinunter. Erschöpft von der Spannung lehnte sich das Mädchen auf ihrem Stuhl zurück. Ihr war nicht danach, sich wieder in den Kampf zu stürzen, sie hatte die Nase voll von all der Gewalt.
    Kurz darauf waren Lantis Schritte wieder zu hören. Wenn er sie bei der Garde angezeigt hatte, musste er sich sehr beeilt haben. Talitha legte die Hand auf das Heft ihres Schwerts und machte sich bereit, sofort zu reagieren. Doch als der Kartograf wieder erschien, hatte er eine Pergamentrolle in der einen und einen Stoffbeutel in der anderen Hand. Beides legte er auf den Tisch und entrollte dann mit bedächtigen Gesten das Pergament. Es handelte sich um eine Karte ohne irgendwelche Verzierungen, die aber sehr genau zu sein schien und ein großes verwickeltes Wegenetz zeigte.
    »Das ist die aktuellste Karte der vier Reiche mit wirklich allen Straßen und Wegen, ohne Ausnahme. Aber ich rate euch, keinesfalls die Hauptader zu nehmen: Ihr werdet schon gesucht, und wenn ihr in Messe nicht zu finden seid, wird man als Nächstes an allen Hauptverbindungswegen Kontrollen einrichten.«
    Talitha verschlug es die Sprache. Sie blickte zu Saiph, der ebenso verwirrt war wie sie.
    »Warum tut Ihr das für uns?«, fragte sie schließlich. »Warum verzichtet Ihr auf die Belohnung, die Ihr von meinem Vater erhalten würdet, wenn Ihr uns ausliefert?«
    Der Mann nahm eine Hand vor die Augen, so als müsse er gegen eine Müdigkeit ankämpfen, die ihn seit Langem plagte. Dann nahm er eine Frucht aus dem Korb auf der Anrichte, biss hinein und begann, nachdenklich zu kauen.
    »Vor einigen Jahren hat einmal ein Sklave eine kostbare
Karte zerknittert, die für die Bibliothek des Grafen bestimmt war. Ich habe mit angesehen, wie man ihn fortschleifte, habe seine verzweifelten Schreie gehört. Er wurde nie mehr gesehen. Ich weiß, wozu dein Vater im Zorn fähig ist, und kann es niemandem wünschen, diesem Zorn ausgeliefert zu sein. Auch nicht einer jungen Einbrecherin.« Er lächelte. »Außerdem waren mir diese Priesterinnen mit ihren Dogmen noch nie besonders sympathisch. Ich halte mich lieber an die Realität, an die Fassbarkeit von Wegen und Landschaften, und versuche, sie so genau wie möglich auf meinen Karten wiederzugeben. Ich liebe die Wahrheit. Verklärungen sind gefährlich, in deren Namen werden die schlimmsten Grausamkeiten verübt. Wenn ich euch helfen kann, dem zu entfliehen, so will ich das tun.«
    Aus seinen Worten schien Talitha eine Weisheit zu sprechen, die er wahrscheinlich durch leidvolle Erfahrungen der Vergangenheit gewonnen hatte, Erfahrungen, die er mit der Zeit überwunden hatte, die an den Falten seines Gesichtes aber noch zu erkennen waren. »Danke«, sagte sie nur.
    Lanti deutete auf eine Stelle auf der Karte. »Dort sind praktisch nie Gardisten anzutreffen, und die Grenze wird nicht überwacht. Es handelte sich um einen alten Baumpfad, der nicht mehr benutzt wird. Folgt ihm, um Messe hinter euch zu lassen.«
    Als Talitha sich erhob, wurde ihr schwindlig, sie schwankte und musste sich wieder setzen. »Ich bin wohl doch ziemlich erschöpft«, sagte sie kopfschüttelnd.
    Lanti blickte die beiden besorgt an. »Wenn ihr so erschöpft seid, solltet ihr heute lieber hierbleiben. Und außerdem durchkämmen im Moment die Soldaten des Grafen jeden Winkel der Stadt. Unter dem Laden ist ein kleiner Keller, in
dem ich meine ältesten Arbeiten lagere. Dort könnt ihr euch verstecken und ein wenig ausruhen.«
    »Lanti hat Recht«, sagte Saiph. »Wir müssten mal richtig schlafen, und wenn wir jetzt weiterziehen, wird es zu

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