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Nashira

Nashira

Titel: Nashira Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Troisi
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gefährlich.«
    »Ihr könnt morgen aufbrechen, wenn es dunkel wird«, fuhr der Kartograf fort. »Der Keller ist nicht gerade luxuriös, aber mehr kann ich nicht für euch tun: Wenn die Garde die Zitadelle und die umliegenden Viertel durchkämmt hat, wird sie sicher auch bald bei mir auftauchen.« Er zog den Stoffbeutel auf, und eine Handvoll Münzen kam zum Vorschein. »Das ist alles, was ich euch geben kann, aber damit solltet ihr auskommen, bis ihr die Grenze erreicht habt.«
    »Danke, vielen Dank. Ihr werdet es nicht bereuen, das verspreche ich Euch«, sagte Talitha und legte ihm eine Hand auf den Arm.
    »Folgt mir«, sagte er, »ich zeige euch euer Versteck.«
    Er führte sie ins Erdgeschoss zu einer Abstellkammer hinter dem Laden. Dort zog er einen schweren Teppich zur Seite, sodass eine Falltür im Boden sichtbar wurde.
    Nacheinander stiegen sie in eine Höhle hinab, die, ungefähr sechs Ellen lang und drei Ellen breit, direkt in den Fels geschlagen war. Lanti zündete zwei Kerzen an, die in grob herausgehauenen Nischen aufgestellt waren. Auch hier lagen überall Pergamentrollen kreuz und quer in Regalen an den Wänden. Obwohl ein gutes Stück unter der Erde, war die Luft nicht besonders feucht, aber ohnehin kam Talitha dieses Loch wohnlicher als der Palast vor, in dem sie zur Welt gekommen war und so lange gelebt hatte.
    »Ich bringe euch noch etwas Stroh und ein paar Decken«, erklärte Lanti, wobei er sich fast ein wenig verlegen umblickte.
    »Lasst nur, das mache ich schon, wenn Ihr mir nur sagt, wo ich die Sachen finden kann. Das ist schließlich Sklavenarbeit«, sagte Saiph.
    Lanti deutete ein Lächeln an. »Gut, komm mit, ich zeig’s dir.«
    Talitha setzte sich auf den Boden, während die beiden wieder hinaufstiegen. Sie durchquerten die Küche und gelangten in einen kleinen angrenzenden Raum.
    »Das Stroh ist in der Truhe«, sagte Lanti, während er zum Schrank trat. »Dort findest du auch eine Wasserflasche, die kannst du mitnehmen. Mir ist aufgefallen, dass ihr nur eine dabeihabt. Damit werdet ihr auf eurer Reise nicht auskommen. Ach übrigens, was ist eigentlich euer Ziel?«, fügte er hinzu, während er die Decken aus dem Schrank nahm.
    Der junge Mann dachte einige Augenblicke nach und fragte sich, ob es ratsam wäre, den Mann in jedes Detail einzuweihen.
    »Dir ist doch klar, dass euch bald alle, aber auch wirklich alle auf den Fersen sein werden?«, fügte der Kartograf hinzu. Er hatte sich umgedreht und sah Saiph fest in die Augen.
    Dieser senkte den Blick auf das Stroh, das er neben der Truhe aufgeschichtet hatte. »Ich weiß. Und ich weiß auch, dass wir eigentlich keine Chance haben. Aber ich möchte wenigstens versuchen, meine Herrin zu retten.«
    »Dann müsst ihr weit fort. Je weiter, desto besser. Ins Reich des Winters, oder ganz fort aus Talaria, wenn das möglich ist.«
    »Aber wohin bloß?«, rief Saiph.
    »Egal. Und wenn es der Verbotene Wald sein sollte oder auch die Wüste. Glaub mir, Saiph, ich spüre, dass etwas in der Luft liegt, und das nicht erst seit heute, sondern schon
seit einiger Zeit. Ich lebe an der Grenze zwischen zwei Welten. Auf der einen Seite die wohlhabenden Talariten, auf der anderen all jene, die Not leiden. Von hier aus sehe ich Dinge, von denen du oder deine Herrin in der Zitadelle niemals hättet erfahren können. In Talaria brodelte es wie in einem Kessel über dem Feuer. Es geht das Gerücht um, die Männer des Grafen hätten bereits damit begonnen, gegen die Femtiten vorzugehen. Im Palast soll es Folterungen gegeben haben.«
    »Wer ist gefoltert worden?«, fragte Saiph betroffen. Er hatte zwar keine näheren Angehörigen unter den Sklaven, die im Palast dienten, doch hatte er alle in guter Erinnerung, und da sie über Jahre unter einem Dach gelebt hatten, fühlte er sich ihnen allen eng verbunden.
    Lanti schüttelte den Kopf. »Die Namen kann ich dir nicht sagen, doch die Nachricht hat sich unter den Sklaven wie ein Lauffeuer verbreitet. Überall rumort es, gestern erst ist im Süden der Stadt ein Lebensmitteltransport überfallen worden. Die Femtiten waren einst Krieger, und der Kampf liegt ihnen immer noch im Blut.«
    Einen Moment lang verlor sich Saiph in Erinnerungen. Bei ihren Tänzen abends im Palast waren auch häufig hölzerne Waffen mit im Spiel gewesen, und während die jüngeren Sklaven zum Klang von Laute und Trommel spielerisch gegeneinander fochten, hatten die Alten zusammengehockt und vom Antiken Krieg erzählt.
    »Gehen wir?«, riss ihn der

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