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Nasses Grab

Nasses Grab

Titel: Nasses Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Reich
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erfahren zu lassen.
    Sie setzte sich an den Tisch und machte sich an die Arbeit.
     
    Anděl parkte den Wagen vor dem Gerichtsmedizinischen Institut. Er stieg aus und betrat das düstere Gebäude. Dr. Václav C ˇ erný war also jener Venca, der die Sache an jenem Abend vor fünfundzwanzig Jahren ins Rollen gebracht hatte. War er auch der Mörder? Anděl glaubte es nicht. Jedenfalls sprach alles dagegen, was sie bisher wussten.
    Hora hatte Krasnohorský angeschwärzt, obwohl er nach Markéta Kousalovás Aussage wusste, dass Venca aus dem Haus gelaufen war. Sie hatte Hora ja selbst erzählt, dass Venca mit Dana gestritten hatte. Mit Lenka, verbesserte er sich. Hatte Venca gewusst, dass die Frau, mit der er sich gestritten hatte, nicht Dana war? Das konnte nur er selbst ihm sagen. Er ging in Gedanken den breiten Flur entlang zur Treppe.
    Markéta wiederum wusste offenbar nicht, dass Lenka die Tote in Danas Wohnung war. Jedenfalls hatte sie nicht widersprochen, als Anděl von der Toten im Schlafzimmer als Dana gesprochen hatte. Oder doch?
    Er blieb stehen. Sie hatte etwas gesagt – was war es noch gewesen? » Nein!«, hatte sie ausgerufen, »Nein! Lenka war ein wunderbarer Mensch – sie hätte so etwas Schreckliches nie tun können! Sie war doch die ... « Sie war doch die – was? War es möglich, dass Markéta genau wusste, wer die Leiche in Danas Schlafzimmer gewesen war? Hatte sie ihm sagen wollen: »Sie war doch die Tote«? Lenka, hatte sie gesagt, hätte so etwas nie tun können. Er würde noch einmal mit ihr reden müssen.
    Er zog den Briefumschlag mit den Fotos, die Lída ihm gegeben hatte, aus seiner Jackentasche und betrachtete das Hochzeitsfoto. Eine glücklich strahlende Lenka lehnte an der Schulter eines ebenso glücklich strahlenden Honza Krasnohorský. Er fuhr mit dem Finger die tiefen Kratzer entlang, die ein Kugelschreiber dort hinterlassen hatte. »War diese Hochzeit dein Todesurteil?«, fragte er nachdenklich die junge Frau auf dem alten Foto. Es wäre möglich, dachte er. Ja, es wäre möglich.
    Hatte die Kousalová Dana dort knien und Lenka erschlagen sehen? War die Hochzeit mit Honza Danas Motiv? Aber warum war sie dann alleine abgehauen? Warte, dachte er, ganz langsam. Honza war ebenfalls abgehauen, nur ein paar Monate später. Hatten die beiden das am Ende gemeinsam geplant? Die Hochzeit brachte Lenka eine Ausreisegenehmigung für Österreich ein. Aber keine für Honza. Wenn Honza mit Dana abhauen wollte – hatte er mit Dana dann auch den Mord an Lenka geplant? Aber warum hatten sich die beiden dann nicht in Amerika wiedergetroffen? Sie hatten es doch beide geschafft zu fliehen. Und Lenka war tot. Ihrem Glück hätte nichts mehr im Weg gestanden. Sie hätten sich unerkannt bis ans Ende ihres Lebens irgendwo in Amerika niederlassen können. Kein Mensch hätte sie dort je gefunden. Reine Spekulation. Er wusste zu wenig über die beiden und was sie in den vergangenen fünfundzwanzig Jahren getan oder gelassen hatten. Viele Fragen und bisher kaum verwertbare Antworten. Nichts als Vermutungen. Arbeitshypothesen, mehr nicht.
    Und warum hatte Hora der Reporterin nur von Honza erzählt und nicht von Venca? Dieses Geheimnis hatte der Fotograf wohl mit ins Grab genommen. War Venca vielleicht gar nicht dort gewesen? Sie hatten nur Markéta Kousalovás Aussage dazu. Hora hatte Larissa nichts von Venca gesagt. Hatte er Markéta nicht geglaubt, als sie ihm von dem Streit zwischen Dana und Venca erzählte? Oder hatte er sich einfach nur auf das beschränkt, was er mit eigenen Augen gesehen hatte? Das würden sie nun wohl auch nie erfahren, dachte er bitter.
    Zurück zu Krasnohorský. Hatte er Lenka umgebracht? Hatte er gewusst, wer da in der Wohnung lag? Das kam ganz darauf an, dachte Anděl. Es kam darauf an, wann Krasnohorský in der Wohnung eingetroffen war. War er schon mit Venca gekommen? Oder erst später, wie die Kousalová behauptet hatte? Darüber immerhin konnte ˇerný Auskunft geben. Und was die Tote in der Wohnung anging – Krasnohorský hätte doch wohl seine eigene Frau erkannt. Falls ihr Gesicht zu dem Zeitpunkt noch intakt gewesen war. Und was für ein Motiv hätte er gehabt, Dana umzubringen? Anděl lehnte sich an die Wand neben der Treppe. Fragen über Fragen – und auf keine hatte er bisher eine Antwort.
    Angenommen, Krasnohorský dachte, seine Frau fahre nur zu Besuch nach Österreich – vielleicht hatte sich die Karafiátová getäuscht, und Lenka hatte gar nicht vorgehabt, im Westen

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