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Nasses Grab

Nasses Grab

Titel: Nasses Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Reich
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zu bleiben. Und angenommen, er hatte die Frau für Dana gehalten. Warum hätte Honza Dana dann töten sollen? Hatte sie etwas gegen ihn in der Hand? Verdammt, er wusste zu wenig über diese Frau. Er musste mit Magdas Mutter reden, vielleicht wusste sie etwas.
    Die Karafiátová – was hatte sie Larissa noch erzählt? Sie habe einmal Dana mit ihrer Schwester vor ihrer Tür getroffen. Die beiden seien zusammen für ein paar Wochen weggefahren. Er nahm das zweite Foto aus dem Umschlag. Ein schlafendes Baby. Er drehte das Foto um. Gestochen scharfe Buchstaben. »Damit du weißt, was du verlassen hast, August 1965« . Er betrachtete das Bild lange, während er darüber nachdachte, was es zu bedeuten haben könnte. Lída hatte gesagt, Dana habe ihrer Tochter das Kästchen dagelassen. Warum hatte Dana den Umschlag nicht aus dem Kästchen entfernt? Warum hatte sie diese Fotos nicht mitgenommen? Aber vielleicht war es gar nicht Dana gewesen, die das Kästchen für Markéta dagelassen hatte. Vielleicht hatte Markéta es am nächsten Morgen einfach an sich genommen und ihrer Mutter dann erzählt, Dana habe es ihr geschenkt.
    Anděl zog sein Handy aus der Brusttasche seiner Jacke und wählte.
    »Na, so was, David – was für eine Überraschung!«, sagte seine Mutter freudig. »Dass du zweimal in einer Woche anrufst!«
    » Mamino «, sagte er und hielt sich nicht damit auf, auf ihre Stichelei einzugehen, »du hast neulich, als ich wegen Anna Navrátilová anrief, eine Sache im Krankenhaus erwähnt? Um was ging es dabei?«
    »Die Sache im Krankenhaus? Was in aller Welt …«
    » Mamino , bitte, es ist wichtig«, sagte er ungeduldig.
    »Ich weiß nicht, ob ich dir davon erzählen darf, David«, sagte seine Mutter zögernd. »Ich habe Milena damals hoch und heilig geschworen, es für mich zu behalten. Ich hätte es neulich nicht erwähnen dürfen, aber ich war so überrascht, als du nach ihnen gefragt hast – nach Dana. Da ist es mir so herausgerutscht …«
    » Mamino , die Sache ist ernst. Ich muss wissen, um was es damals im Krankenhaus gegangen ist. Bitte.«
    »Um was geht es eigentlich? Ist Magda in Schwierigkeiten?«, fragte seine Mutter besorgt.
    »Nein, ihr geht es gut, sie hat nichts damit zu tun – eigentlich. Doch, hat sie. Egal. Es geht um ihre Tante, um Dana Volná – Dana Navrátilová. Hast du nicht Zeitung gelesen?« Für wen druckten die das Zeug eigentlich, wenn niemand es las? Er berichtete kurz über den Fund der Mumie und ihren Verdacht, dass es sich um Dana Volná handeln könnte. Den verwirrenden Rest mit den vertauschten Identitäten, den Tod von Alena Freeman und Milan Hora erwähnte er nicht. Man musste die Sache nicht unnötig komplizieren. »Also, was hatte es mit dieser Sache im Krankenhaus auf sich?«, wiederholte er seine Frage.
    »O mein Gott!«, rief seine Mutter aus. »Die arme Milena – weiß sie von alldem?«
    » Mamino , bitte!«
    Sie schwieg.
    » Mamino ? Bist du noch da?«
    »Ja. Ich weiß nicht, ob ich das Richtige tue, aber ich werde es dir sagen. Unter einer Bedingung. Du musst mir versprechen, nichts davon Magda zu sagen. Versprichst du mir das, David?«
    »Wenn ich es irgend vermeiden kann, werde ich nichts sagen, okay. Also, was ist es?«
    »Na schön. Dana war schwanger, als sie hier ankamen. Im sechsten oder siebten Monat. Sie blieb acht Wochen. Dann ist sie wieder nach Prag zurückgefahren. Allein.«
    »Und? Was war mit dem Kind?«, fragte Anděl. Noch bevor seine Mutter ihm die ganze Geschichte erzählte, begann er zu ahnen, worauf das Ganze hinauslief.
    »So, nun weißt du es also. Hilft dir das weiter?«, fragte sie schließlich.
    »Ich glaube schon. Danke, Mamino . Ich werde versuchen, es für mich zu behalten. Nur noch eine Frage: Weißt du, wer der Vater war?«
    Sie wusste es. Er hatte es geahnt.
    Anděl ging an der geschlossenen Tür zu Václav ˇernýs Büro vorbei und betrat das Vorzimmer der Sekretärin.
    »Guten Tag, ich würde gerne den Herrn Doktor sprechen«, sagte er zu der älteren Frau, die an ihrem Schreibtisch saß und konzentriert an ihrem Computer arbeitete.
    Sie fuhr auf. »Lieber Gott! Herr Kommissar, haben Sie mich aber erschreckt! Ich habe Sie gar nicht hereinkommen hören.«
    Anděl lächelte entschuldigend. »Tut mir leid, ich wollte Sie nicht erschrecken. Kann ich mit Herrn C ˇ erný sprechen? Ist er da?« Er deutete auf die Verbindungstür zum Büro des Chefpathologen.
    Die Frau sah zweifelnd zur Tür ihres Chefs. »Da ist er schon, aber er hat

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