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Nasses Grab

Nasses Grab

Titel: Nasses Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Reich
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auf den Boden, hob einen Fussel auf, legte ihn in den Aschenbecher.
    »Ich habe das geträumt«, sagte sie schließlich. »Das habe ich Ihnen doch schon gesagt. Es war ein Albtraum. Milan hat gesagt, es sei alles in Ordnung gewesen, Dana sei mit Honza weggefahren. Da war niemand.« Sie sah trotzig von einem zum anderen. »Da war niemand. Ich habe das nur geträumt«, wiederholte sie.
    Lída starrte ihre Tochter an. Anděl konnte förmlich sehen, wie die Gedanken in ihrem Hirn ratterten. Sie stand langsam auf. »Entschuldigen Sie mich einen Moment, Herr Kommissar«, sagte sie und ging in den Flur hinaus.
    Anděl nutzte die Gelegenheit. Vielleicht konnte er Markéta doch noch dazu bewegen, zu sagen, wen sie gesehen hatte. Er glaubte keine Sekunde lang an die Geschichte, die sie ihn glauben machen wollte. Es war ein Albtraum gewesen – aber ein sehr realer.
    »Sie lügen, Markéta. Sie haben nicht geträumt. Sie haben wirklich jemanden gesehen. Jemanden, den Sie gut kannten. Vielleicht war es eine Frau – oder vielleicht doch ein Mann? Es gibt nicht viele Möglichkeiten, wer es gewesen sein könnte. Vielleicht war es Venca – wir haben nur Ihr Wort dafür, dass er das Haus nach dem Streit verlassen hat. Milan Hora können wir nicht mehr fragen. Es könnte auch Honza gewesen sein. Vielleicht war er mit Venca gekommen und dageblieben, nachdem Venca davongelaufen war – auch da haben wir nur Ihr Wort dafür, dass er erst später gekommen ist. Milan Hora kann sich dazu nicht mehr äußern. Von ihm wissen wir nur, dass er gesehen haben will, wie Honza Dana in den Wagen gesetzt und sie zur Metro am Můstek gefahren hat. Das ist alles, was er der Reporterin gesagt hat. Sie sagten, es sei eine Frau gewesen. Nun gut, auch da ist die Auswahl beschränkt, da Ihnen offenbar viel daran liegt, diese Frau zu schützen. Es könnte Ihre Mutter gewesen sein. Wir wissen nicht, ob sie wirklich bei diesem Konzert war oder vielleicht schon wieder zu Hause …«
    »Wie können Sie …«, rief Markéta schluchzend aus, »wie können Sie denken, dass meine Mutter Dana getötet haben könnte? Warum sollte sie das getan haben? Sie waren Freundinnen!«
    Anděl ignorierte ihren Ausbruch. »Die anderen damaligen Mieter kommen nicht infrage, das waren allesamt alte Leute, die längst tot sind. Dann hätten wir noch Lenka Svobodová …«
    »Nein!«, schrie Markéta und sprang auf. »Nein! Lenka war ein wunderbarer Mensch – sie hätte so etwas Schreckliches nie tun können! Sie war doch die …« Markéta fiel schluchzend auf das Sofa zurück und bedeckte ihr Gesicht mit den Händen.
    »Sie haben recht, Markéta, Lenka hat es nicht getan.«
    Sie sah ihn verständnislos an.
    »Also gibt es nur noch eine Möglichkeit«, sagte Anděl. »Sie waren es selbst. Sie sind hinübergegangen und haben Dana dort liegen sehen. Sie sind hineingegangen und haben die Statue in die Hand genommen, von der Sie erzählt haben, und dann schlugen Sie zu. War es so, Markéta? Warum wollten Sie Dana töten?«
    Markétas Kopf fuhr in die Höhe. Sie starrte ihn mit entsetztem Gesicht an.
    »Ich …«
    »Nein!«, ging Lída dazwischen. Sie stand in der Wohnzimmertür und hielt ein Schmuckkästchen in den Händen. Sie kam zum Tisch und stellte das Kästchen darauf. »Nein, Markéta hat Dana nicht getötet! Wie können Sie so etwas nur denken? Mein kleines Mädchen.« Sie setzte sich neben ihre Tochter und legte den Arm um ihre Schultern. Markéta rührte sich nicht. Sie sah Anděl mit angstgeweiteten Augen an – wie ein kleines Mädchen, als das ihre Mutter sie eben bezeichnet hatte.
    »Hier«, sagte Lída, »das Kästchen hat Dana meiner Tochter dagelassen, bevor sie wegfuhr – verschwand, meinetwegen. Sehen Sie hinein. Vielleicht hilft Ihnen das weiter.«
    Anděl zog das dunkelbraune Kästchen zu sich heran und öffnete es. Eine kleine Ballerina sprang auf und begann, sich zu Mozarts »Kleiner Nachtmusik« zu drehen. Das Kästchen war leer. Er sah Lída fragend an.
    »Unter dem Futter«, sagte sie.
    Anděl nahm das dunkelrote Samtfutter heraus. Darunter lag ein weißer Briefumschlag. Er nahm ihn und öffnete ihn. Zwei Fotos. Wieder Fotos. Alte Fotos. Schwarz-weiß. Eines zeigte ein schlafendes Baby. Auf der Rückseite stand » Damit du weißt, was du verlassen hast, August 1965 «. Das zweite zeigte ein Hochzeitspaar. Zwei lachende junge Menschen, die glücklich in die Kamera blickten. Der Mann hatte den Arm um seine Braut gelegt, ihr Kopf lehnte an seiner Schulter. Die

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