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Nasses Grab

Nasses Grab

Titel: Nasses Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Reich
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herausgekommen sind.«
    ˇerný lachte nervös. »Wer behauptet das?«, fragte er dann.
    »Ein Zeuge. Sie sollen das Haus fluchtartig verlassen haben.«
    ˇerný starrte ihn an. Er sah plötzlich blass aus unter seiner perfekten Sonnenbräune und schwieg.
    »Herr Doktor, wir können dieses Spielchen weiterspielen, oder aber Sie sagen mir die Wahrheit. Das würde die Sache vereinfachen und deutlich verkürzen. Ich weiß, dass Sie dort waren. Es gibt Zeugen, wie gesagt.« Anděl nahm noch ein Stück Zucker. Vielleicht würde der Kaffee dann genießbar.
    »Na los, Junge, sag es ihm«, mischte sich der Oberst ein. Es klang mehr wie ein Befehl als eine freundliche Aufforderung.
    Der Sohn ließ den Kopf auf die Brust sinken und atmete geräuschvoll ein. Schließlich hob er den Kopf wieder und sah Anděl an.
    »Na schön. Ich war bei Dana an jenem Abend. Ich wollte mich verabschieden. Dann bin ich nach Hause gegangen, habe meine Sachen genommen und bin zum Flughafen gefahren. Das ist alles.«
    »Ich glaube nicht, Herr Doktor«, sagte Anděl. »Wäre es alles, hätten Sie eben keinen Grund gehabt, sich so zu zieren, nicht wahr? Sie sind zu Dana gegangen, so weit, so gut, aber Sie haben sich nicht einfach freundlich von ihr verabschiedet. Sie haben sie umgebracht.«
    »Was?«, rief ˇerný aus, »Was? Ich habe nichts dergleichen getan! Wie kommen Sie dazu, so etwas zu behaupten?«
    Anděl schwieg und ließ den Arzt nicht aus den Augen. Václav ˇerný beruhigte sich nur mit Mühe. Einen Moment lang starrte er Anděl an, dann lachte er laut los. »Sie sind gut, Herr Kommissar, wirklich gut«, sagte er endlich. »Kein Wunder, dass Theo so große Stücke auf Sie hält. Aber bei mir funktioniert das nicht. Diese ganze Sache mit diesem alten Mord ist verjährt, das wissen Sie so gut wie ich. Dazu gibt es nichts mehr zu sagen.« Er lehnte sich selbstgefällig zurück.
    »Sie haben recht, Herr Doktor«, erwiderte Anděl schmunzelnd, »diese alte Sache ist verjährt. Aber seit dem Auftauchen der Mumie haben sich gewisse weitere Dinge ergeben, die eine Ermittlung nicht nur rechtfertigen, sondern verlangen. Also noch einmal, was ist an jenem Abend passiert?«
    Der Pathologe musterte den Kommissar misstrauisch. Dann wanderte sein Blick zu seinem Vater, und er gab sich geschlagen. »Ich habe Dana nicht umgebracht, verdammt noch mal!«, sagte er. »Gut, wir hatten eine kleine Meinungsverschiedenheit, aber das war alles. Ich hätte Dana niemals etwas angetan – ich habe sie geliebt.«
    »Das mag sein«, sagte Anděl, »aber das ist kein Hinderungsgrund, wie Sie nur zu gut wissen. Sie wären nicht der Erste, der seine Geliebte umgebracht hat.« Anděl trank einen Schluck Kaffee. Etwas besser. Vielleicht sollte er noch ein Stück Zucker nehmen.
    Der Arzt lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Er sah hinauf zur Decke, als erhoffe er sich Beistand von oben. Es kam keiner. Er sah Anděl wieder an.
    »Ich habe Dana nicht getötet, David. Sie hat gelebt, als ich gegangen bin. Schön, wir haben uns gestritten. Sie ist laut geworden, war ein temperamentvolles Mädel.« Er lächelte. »Aber sie hat gelebt, als ich sie verließ.«
    »Waren Sie alleine bei ihr?«
    »Natürlich. Wie kommen Sie darauf, dass noch jemand dabei war?« ˇerný schien überrascht.
    »Weil an diesem Abend auch Ihr guter Freund Honza Krasnohorský dort aufgetaucht ist. Entweder mit Ihnen zusammen oder kurz nach Ihnen.« Anděl zog seine Zigarettenschachtel aus der Sakkotasche. »Darf ich?«, fragte er. Reine Höflichkeit. Der Aschenbecher auf dem Schreibtisch des Arztes ebenso wie der auf dem Besprechungstisch quollen über vor Kippen. ˇerný nickte. Anděl bot dem Oberst die Schachtel an. Der lehnte sich über den Tisch und nahm lächelnd eine Zigarette an. Anděl gab ihm Feuer und zündete seine eigene an.
    »Also, waren Sie allein, Herr Doktor, oder hatten Sie Ihren Freund mitgebracht?«
    »Ich war allein. Ich weiß nichts davon, dass Honza auch dort war«, sagte ˇerný schließlich.
    Anděl glaubte ihm nicht, aber er konnte es nicht beweisen. Nicht, bevor er mit Krasnohorský gesprochen hätte. Er schwieg und betrachtete den Pathologen mit zweifelnder Miene.
    Václav ˇerný stand auf und ging zum Fenster hinüber. Er drehte ihnen den Rücken zu, verschränkte die Arme vor der Brust. Der weiße Laborkittel spannte über seinen breiten Schultern. Schließlich drehte er sich wieder zu ihnen um und steckte die Hände in die Kitteltaschen.
    »Na schön, ich habe ihn

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