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Nasses Grab

Nasses Grab

Titel: Nasses Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Reich
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Braut war mit einem dicken X durchgestrichen. Der Druck des Stifts hatte das Foto an einer Stelle durchgerissen. Auf der Rückseite stand nichts. Aber das Foto sagte mehr als tausend Worte, dachte Anděl.
    So war das also. Nun endlich begannen sich die einzelnen Puzzleteile zu einem Bild zusammenzufügen.
     
    Anděl saß in seinem Auto und betrachtete die Fotos, die Lída ihm gegeben hatte. Waren sie das Motiv für diesen fünfundzwanzig Jahre zurückliegenden Mord – und damit alle weiteren?
    Sein Handy klingelte.
    »David?«, fragte Otčenášek mit seiner unverwechselbar tiefen Stimme.
    »Ja.«
    »Das Foto von dem alten Mann vor Horas Haus. Wissen Sie, wer der Mann ist?«
    »Nein«, sagte Anděl, »noch nicht. Warum?«
    »Das ist Oberst C ˇ erný«, sagte der Staatsanwalt. »Sie wissen vielleicht nicht …« Er hielt inne.
    Im Hintergrund hörte Anděl jemanden sprechen.
    »Entschuldigen Sie, David«, sagte der Staatsanwalt und fuhr fort. »Sie wissen vielleicht nicht, dass Oberst C ˇ erný früher beim Geheimdienst war. Vor seiner Pensionierung.«
    »Was hat er damit zu tun?«, fragte Anděl. Geheimdienst? Verdammt! Das fehlte noch, dass dieser Verein auch in diese ohnehin verzwickte Sache verwickelt sein sollte.
    »Das weiß ich auch noch nicht. Aber Sie sollten wissen, dass Oberst Černý einen Sohn hat. Sie kennen ihn. Václav C ˇ erný. Er ist …«
    »Dr. Václav C ˇ erný?«, fragte Anděl verblüfft.
    »Der Chef der Gerichtsmedizin. Genau. Ich dachte, das sollten Sie wissen. Zumal Venca C ˇ erný ein Stück des rechten kleinen Fingers fehlt. Man bemerkt es kaum. Venca hat mir erzählt, dass ihn vor Jahren ein Hund gebissen hat – es kann also alles ein Zufall sein. Aber als ich eben den Oberst auf den Fotos erkannt habe …«
    »Ich glaube nicht, dass alles nur Zufall ist«, sagte Anděl. »Der Knochen, von dem Magda Axamit uns neulich erzählte, wurde nämlich aus ihrem Schreibtisch gestohlen. Und es gibt nur eine Handvoll Leute, die von dem Knochen wissen: Dr. Axamit, Dr. Kratochvíl, Sie, ich – und Dr. C ˇ erný. Er stand damals plötzlich in der Tür, als sie uns davon erzählte. Erinnern Sie sich?«
    »Natürlich, ich erinnere mich. Sie meinen, dass Venca ihn gestohlen hat?«, fragte der Staatsanwalt zweifelnd.
    »Sieht ganz danach aus, meinen Sie nicht?« Anděl warf einen Blick auf seine Uhr. »Dr. C ˇ erný müsste im Institut sein. Ich fahre gleich hin. Und – danke.« Das musste ein schwerer Schlag für den Staatsanwalt sein. Anděl wusste, dass die beiden Männer seit Jahren gut befreundet waren.
    »Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, was ich davon halten soll. Ich möchte es gerne für einen Zufall halten. Im Allgemeinen verdächtigt man nicht seine Freunde. David …«
    »Schon gut. Ich hätte Ihnen gleich sagen sollen, dass der Knochen gestohlen wurde, als Magda Axamit es bemerkte. Mein Fehler. Gut, dass Sie mir das von dem Oberst gesagt haben. Ich melde mich später.« Er klappte sein Handy zu. Oberst Černý vom Geheimdienst. Und der Chefpathologe war sein Sohn. Was hatte der Oberst von Hora gewollt?
    Sein Handy klingelte abermals.
    »Krasnohorský ist weder in der Redaktion noch zu Hause«, sagte Nebeský, nachdem Anděl sich gemeldet hatte. »Und er geht nicht ans Handy.«
    »Schick ein paar Leute mit seinem Foto zum Flughafen, ruf dort an, sie sollen ihn aufhalten, falls er versucht, einen Flieger zu besteigen. Das Gleiche gilt für die Bahnhöfe. Und sag Meda, sie kann aufhören zu suchen. Ich habe mit der Kousalová gesprochen. Und mit ihrer Mutter.«
    »Moment.«
    Anděl hörte Nebeský im Hintergrund mit jemandem sprechen. »Meda ruft den Flughafen und die Bahnhöfe an. Hat die Kousalová dir gesagt, wen sie gesehen hat? War es ihre Mutter?«
    »Nein.«
    »Was ›nein‹?«, fragte Nebeský irritiert.
    »Nein, sie hat es mir nicht gesagt. Und nein, ich glaube nicht, dass sie ihre Mutter schützt. Lass den Cajthaml beim Hühnchen, er soll das Haus beobachten, und wenn er den Krasnohorský sieht, soll er uns sofort anrufen. Wo bist du?«
    »Im Büro. Der Cajtík ist schon beim Hühnchen. Übrigens, einer der Techniker hat mir vorhin noch ein Foto gebracht, das der Cajtík gemacht hat. Sie haben vergessen, es in den Umschlag mit den anderen zu geben. Verdammte Schlamperei.«
    »Wer ist drauf?«, fragte Anděl.
    »Du wirst es nicht glauben – der ˇerný. Unser lieber Chefschnipsler. Was hatte der dort verloren?«
    Als hätte ich es geahnt, dachte Anděl. Václav C ˇ erný

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