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Nasses Grab

Nasses Grab

Titel: Nasses Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Reich
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und fuhren Richtung Kleinseite, zu Markéta Kousalovás Wohnung. Nebeský hatte ein paar uniformierte Beamte vor der Intensivstation postiert und ihnen aufgetragen, genau Buch zu führen, wer den Raum wann betrat oder verließ. Außer Ärzten und Schwestern dürfe niemand dort hinein. Anděl hatte dem behandelnden Arzt verboten, Larissa zu entlassen. Und ihr eingeschärft, sie dürfe das Krankenhaus nicht verlassen. Tue sie es doch, würde er sie mit einem Haftbefehl wegen Behinderung der Justiz hinter Gitter bringen. Sie hatte eingeschüchtert genickt. So einen Haftbefehl würde er von Staatsanwalt Otčenášek zwar niemals bekommen, aber das wusste sie ja nicht. Er konnte sehr überzeugend wirken, wenn er das Blaue vom Himmel herunterlog.
    In der Altstadt herrschte das übliche Verkehrschaos. Stau, wohin das Auge reichte.
    »Zu Fuß wären wir schneller«, knurrte Anděl verärgert.
    »Hmm. Nur gibt es hier weit und breit keinen Parkplatz. Nicht mal einen illegalen. Die sind auch schon alle belegt. Den Bürgermeister wird’s freuen«, sagte Nebeský und deutete auf zwei eifrige Verkehrspolizisten. »Spült ein bisschen Geld in den Stadtsäckel. Aber noch mal zur Kousalová.«
    »Magda hat auf etwas hingewiesen«, sagte Anděl. »Die Kousalová hat Alena Freeman doch an Horas Haustür gesehen. Und sie arbeitet in der Staatsoper, direkt neben dem RFE-Gebäude. Vielleicht ist sie ihr dort auch mal über den Weg gelaufen. Sie könnte sie erkannt haben.«
    »Und dann schubst sie sie von der Treppe, weil Alena, alias Dana, vor fünfundzwanzig Jahren Lenka umgebracht hat? Ziemlich weit hergeholt, wenn du mich fragst.«
    Anděl konzentrierte sich auf den Verkehr. »Pass auf, du Vollidiot!«, fluchte er, als er abrupt auf die Bremse treten musste.
    »Wer hat versucht, den Krasnohorský umzubringen?«, fragte Nebeský ungerührt.
    »Hast du die Fotos vom Cajtík?«
    »Er hat mir seine neue Kamera gegeben«, sagte Nebeský und klopfte auf seine Jackentasche.
    »Du hast sie nicht entwickeln lassen?«
    »Ist nicht nötig. Der Junge hat eine erstklassige Digitalkamera. Ich sollte mir auch so ein Spielzeug zulegen.«
    »Hast du dir die Bilder angesehen?«
    »Noch nicht.«
    »Worauf wartest du, Nebeský? Auf eine schriftliche Anweisung? Hol das Ding aus deiner Tasche und guck drauf, verdammt.«
    Nebeský sah seinen Partner mit hochgezogener Braue an. Als Autofahrer machte Anděl seinem Nachnamen keine Ehre, als Kollege hingegen schon. Normalerweise.
    »Zu Befehl , Herr Kommissar!«, sagte er.
    »Und?«
    »Alte Frau. Älterer Mann. Junge Frau mit Kinderwagen. Mittelalte Frau. Junger Mann. Larissa Khek. Alter Mann – hey, das ist ja der gleiche, der schon den Hora besucht hat!«
    »Zeig her.«
    Nebeský reichte die Kamera hinüber. Anděl warf einen Blick auf den kleinen Bildschirm.
    »Der Oberst. Verdammt. Cajtík hat einen alten Mann erwähnt. Was wollte der dort? Noch so ein Plausch unter alten Freunden? Weiter.«
    »Magda. Ende.«
    »Und wer ist rausgegangen?«
    »Keiner.«
    »Der Oberst auch nicht?«
    »Nein. Der Oberst auch nicht. Oder der Cajtík hat nur die fotografiert, die reingegangen sind.«
    »Zeig her.« Anděl fuhr in einem gewagten Manöver etwas an die Seite und hielt an. Hinter ihnen hupte es wild.
    Nebeský reichte ihm die Kamera. Anděl klickte durch die Bilder.
    »Mist!«, rief er aus.
    »Was?«
    »Da«, sagte Anděl und deutete auf das Bild einer Frau.
    »Wer ist das?«
    »Das, mein Bester, ist Markéta Kousalová.«
    Nebeský starrte ihn mit offenem Mund an. »Die Kousalová …?«
    Anděl drückte ihm die Kamera in die Hand und drängte sich wieder in den zähen Verkehr. Ein weiteres Hupkonzert ertönte. Anděls Gehirn ratterte wie ein Großrechner. Die Kousalová hatte gesehen, wie Lenka ermordet worden war, sie war bei Hora gewesen, Hora war tot, schön, die Nachbarin hatte behauptet, die Kousalová sei nicht hineingegangen – aber wer wusste, ob das stimmte, vielleicht war die alte Frau kurz von ihrem Logenplatz an der Tür weggegangen. Und die Kousalová war bei Krasnohorský gewesen – der jetzt angeschossen im Krankenhaus lag. Alena. Vielleicht war die Kousalová doch … durchaus möglich.
    »Ruf Otčenášek an. Wir brauchen einen Haftbefehl. Er soll jemanden damit zu Markétas Wohnung schicken. Und sie sollen sich beeilen. Fahr, du Rindvieh! Wo ist das verdammte Blaulicht?«
    Nebeský fasste unter den Beifahrersitz und reichte es Anděl. Der kurbelte die Scheibe hinunter und klemmte es aufs Dach.

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