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Nasses Grab

Nasses Grab

Titel: Nasses Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Reich
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Schule gegangen. Und wie Dana auf das Konservatorium nach Prag. Das ist alles. Ich kannte sie nicht besonders gut.«
    »Wer waren ihre Eltern?«
    »Ihre Mutter war Lehrerin am Gymnasium. Sie ist kurz nach Lenkas Geburt gestorben. Lenka ist bei ihrer Großmutter aufgewachsen. Eine liebe Frau. Lenka hatte ein gutes Verhältnis zu ihr, hat sie oft besucht.«
    »Und ihr Vater?«
    »Ihren Vater kannte ich nicht. Sie war ein uneheliches Kind. Es hieß, er sei Soldat gewesen. Oder Polizist? Keine Ahnung. Warum? Ist das wichtig?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht. Wir wissen weder, wer Alena Freeman, das heißt Dana, getötet hat, noch wissen wir, wer versucht hat, Honza umzubringen – oder warum.«
    »Und Lenka?«, fragte Milena. »Wer hat sie damals getötet?«
    Magda seufzte. Sie hätte vieles darum gegeben, diese Frage nicht beantworten zu müssen. Wie sollte sie ihrer Mutter und ihrer Großmutter sagen, dass Dana womöglich ihre beste Freundin getötet hatte, um an deren Ausreisepapiere zu kommen? Denn diese Möglichkeit klang wahrscheinlicher als die anderen, die Anděl vorgetragen hatte. Oder wollte sie nur nicht glauben, dass Honza Lenka getötet hatte? Honza, den sie gerettet hatte. Honza, der der Ehemann ihrer besten Freundin war. Honza, der ihr Vater war. Mein Gott, dachte sie, Xenia! Sie hatte überhaupt nicht mehr an sie gedacht in all dem Chaos. Wusste Xenia schon, was geschehen war?
    »Magda, wer hat Lenka getötet?«, wiederholte ihre Mutter die Frage. In ihrer Stimme klang aufkeimende Angst.
    »Moment, Mama, ich muss dringend telefonieren.« Magda kramte ihr Handy aus der Tasche und wählte eine Nummer.
    »Haben Sie mit Xenia gesprochen?«, fragte Magda, als Anděl sich meldete.
    »Sie ist in einer Vorlesung. Ich habe ihr eine Nachricht hinterlassen, dass sie mich so schnell wie möglich zurückrufen soll.«
    »Gut. Ich fahre zu ihr. Danke, David.« Sie legte auf. »Ich muss zu Xenia, Mama, sie weiß noch nichts von Honza.«
    »Wer, Magda?«, fragte Milena drängend, als habe Magda nichts gesagt. Ihr Gesicht war angespannt, ihre Stimme heiser. Ihre Hände krampften sich um die Stuhllehne.
    Sie ahnt es, dachte Magda. »Ich weiß es nicht, Mama. Es gibt mehrere Möglichkeiten.« Keine Lüge.
    »Du denkst, es war Dana, nicht wahr?«, fragte Milena mit zitternder Stimme.
    Magda blickte auf, sah ihre Mutter an, dann ihre Großmutter. Der alten Frau rannen Tränen über das Gesicht. Sie ging zu ihrer Großmutter hinüber und trocknete ihr sanft die Wangen.
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie, »aber es ist eine Möglichkeit.«
    Xenia stand am Pult in dem kleinen Hörsaal und tippte eine Nummer in ihr Handy. Die Vorlesung war gerade vorbei, die letzten Studenten strömten hinaus auf den Flur. Er nahm nicht ab. Sie tippte eine weitere Nummer ein.
    »Anděl.«
    »Xenia Bondy. Sie hatten um Rückruf gebeten. Was ist passiert?«, fragte Xenia angespannt.
    »Ich kann nicht lange sprechen, Frau Doktor. Es geht um Ihren Mann …«
    »Was ist mit ihm?«, unterbrach sie ihn ungeduldig. Honza. Hatten sie ihn verhaftet? Angst schnürte ihr die Kehle zu.
    »Er ist im Krankenhaus. Aber es geht ihm so weit gut. Machen Sie sich keine Sorgen. Magda ist unterwegs zu Ihnen. Sie wird Ihnen alles erzählen. Keine Panik.«
    Sie hörte Gehupe im Hintergrund.
    »Im Krankenhaus? Was ist passiert, verdammt noch mal? Hatte er einen Unfall? Was ist mit Jay?«
    »Ist Magda schon da?«
    »Nein«, sagte sie und blickte zur Tür. »Doch, sie ist eben gekommen. Sagen Sie mir endlich …«
    »Geben Sie sie mir, bitte.«
    Xenia reichte Magda wortlos das Telefon.
    »Ja, bitte?«, fragte Magda in den Hörer.
    »Ich bin’s, Magda«, sagte Anděl, »ich habe Ihrer Freundin gesagt, dass Krasnohorský im Krankenhaus ist, sonst nichts. Ich bin bei Markéta Kousalová. Bitte sagen Sie ihr, was passiert ist. Fahren Sie mit ihr ins Krankenhaus. Ich melde mich, sobald ich kann.«
    »Okay. Wir sind dann dort.« Sie klappte das Handy zu und reichte es Xenia.
    »Was ist los, Magda? Wieso ist Jay im Krankenhaus?«, fragte Xenia. Angst schwang in ihrer Stimme mit. Sie steckte das Handy mit zitternden Händen ein und setzte sich auf den Stuhl hinter dem Pult.
    »Jemand hat auf Jay geschossen, Xenia. Aber …«
    Xenia sprang auf. »Auf Jay geschossen? Warum? Wie geht es ihm? Er ist doch nicht – tot? Bitte, Magda, er ist doch nicht tot?« Sie hielt sich schwankend am Pult fest.
    Magda legte einen Arm um ihre Schultern und drückte sie sanft auf den Stuhl zurück.

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