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Nasses Grab

Nasses Grab

Titel: Nasses Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Reich
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aufgefallen, dass ihm ein Stück seines rechten kleinen Fingers fehlt?«
    »Doch, schon, aber … Jirka Kratochvíl sagte, ein Hund habe ihn gebissen.«
    »Eine hübsche Geschichte.«
    »Und wer hat Hora nun auf dem Gewissen?«
    »Die Kousalová war dort, aber sie ist nicht in Horas Wohnung hineingegangen. Stand nur eine Weile vor seiner Tür. Das hat die Nachbarin bestätigt. Larissa hat ihn tot gefunden, sie scheidet auch aus. Dr. ˇerný sagt, er habe mit Hora gesprochen und ihm Geld gegeben, damit er ihn aus dem Spiel lässt. Er schwört, dass Hora gelebt hat, als er ihn verließ. Der Oberst war auch in der Wohnung, aber er behauptet, dass Hora schon tot gewesen sei.«
    »Warum hat er nicht die Polizei gerufen?«
    »Er wollte sich nicht einmischen, sagte er.«
    »Und warum war er überhaupt dort?«
    »Sie seien alte Bekannte gewesen, meinte er. Ein Plausch unter Freunden.«
    »Dann bleibt nur noch Alena. Dana.«
    Anděl nickte.
    »Aber warum sollte sie ihn getötet haben?«
    Anděl zuckte mit den Schultern. »Vielleicht dachte sie, er habe sie gesehen, damals, als sie die Wohnung verließ. Venca sagte, er habe Hora auf der Karlsbrücke fast umgerannt. Hora war also auf dem Weg nach Hause. Die kleine Gasse, in der Dana wohnte, trifft unterhalb der Brücke auf die Straße. Er könnte sie gesehen haben. Wenn sie auf dem Weg zum Bahnhof war, musste sie über die Brücke.«
    »Aber dann hätte Hora doch gewusst, dass Dana lebte …«
    »Sie hatte sich als Lenka zurechtgemacht, Magda, vergessen Sie das nicht. Hora hätte gedacht, er habe Lenka gesehen.«
    »Aber warum sollte sie ihn dann jetzt umbringen?«
    »Ich nehme an, sie hat den Fehler begangen, zu ihm zu gehen. Da muss ihm bewusst geworden sein, was damals wirklich passiert ist. Er weigerte sich vermutlich zu schweigen.«
    »Aber warum? Der Mord an Lenka war doch verjährt!«, rief Magda aus. »Sie hatte doch keinen Grund, ihn umzubringen, weil er sie damals womöglich gesehen hatte.«
    »Das ist die Tragik an der Sache. Ich denke, Alena – alias Dana – hat das nicht gewusst. Ganz einfach. Sie wollte den einzigen Zeugen beseitigen.«
    »O Gott! Sie meinen wirklich, sie wusste das nicht?«, fragte Magda erschüttert.
    »Nun, Sie wussten es ja auch nicht, dass Mord hierzulande nach zwanzig Jahren verjährt. Es ist wie mit einem offenen Geheimnis – alle wissen davon, also spricht keiner darüber. Ironie des Schicksals.« Anděl trank einen Schluck Kaffee. »Es gab vielleicht noch einen Grund, ihn zu töten«, fuhr er nachdenklich fort. »Selbst wenn der Mord verjährt ist, war Hora der Einzige, der Dana an jenem Abend dort gesehen haben könnte und der sich deshalb alles zusammenreimen konnte. Vielleicht war Alena – Dana – in Prag, um Sie kennenzulernen, Magda. Und ich nehme an, sie wollte nicht als Mörderin dastehen – Verjährung hin oder her. Ohne Hora konnte sie behaupten, sie habe nichts damit zu tun gehabt.«
    »Aber Markéta hat sie doch auch gesehen«, sagte Magda.
    »Dana hat aber Markéta nicht gesehen. Und hätte Dana jetzt erfahren, oder gedacht, dass es in Markéta eine Augenzeugin gegeben hatte – nun, Markéta hätte das sicher nicht überlebt.«
    Sie schwiegen eine Weile nachdenklich. Dann fragte Magda: »Und wer hat Alena auf dem Gewissen? Jirka sagte, sie sei erschossen worden, aber jemand habe sie auch die Treppe hinuntergestoßen.«
    Anděl nickte. »Sieht aus, als hätten zwei die gleiche Idee gehabt. Fragt sich nur, welche zwei.«
    »Venca ˇerný?«
    »Möglich. Aber warum? Ich glaube ihm, dass es damals ein Unfall war. Sie hat gelebt, als er aus dem Haus gelaufen ist. Er hatte keinen Grund, Dana nach fünfundzwanzig Jahren umzubringen.«
    »Honza?«
    »Möglich. Aber warum? Auf dieser Terrasse hat Dana zu ihm gesagt, sie würde ihn umbringen, wenn er was auch immer tut. Ich halte das für unwahrscheinlich.«
    »Dieser Oberst? Der scheint ja allgegenwärtig zu sein. Aber warum?«
    »Gute Frage. Er sagte, er sei an dem Abend zu Hause gewesen. Außerdem fehlt in seinem Fall ein Motiv. Sein Sohn hat Dana damals nicht geheiratet. Er hatte sich also durchgesetzt. Kein Grund, sie nach fünfundzwanzig Jahren umzubringen.«
    »Dann bleibt noch Markéta Kousalová«, sagte Magda nachdenklich.
    »Die Kousalová?«, fragte Anděl verblüfft.
    »Nun, Sie sagten, sie habe Lenka geliebt. Sie hat offenbar nie glauben können, dass Lenka Dana getötet haben sollte. Vielleicht hat sie Alena irgendwo gesehen und in ihr Dana erkannt.«
    »Sie hat

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