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Natalia, ein Mädchen aus der Taiga

Natalia, ein Mädchen aus der Taiga

Titel: Natalia, ein Mädchen aus der Taiga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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zurück. Dabei berührte er mit dem Handrücken ihre Brust – auch sie war irdisch an ihr, wie alles, was er anfaßte!
    »Und ich Narr habe gedacht, mit einem Geist zu sprechen!« keuchte er, weil sie unter ihm tobte. Sie versuchte, mit ihren Knien gegen seinen Unterleib zu stoßen, und ihre Zähne schlugen nach ihm, als sei sie ein fauchendes Raubtier. »Du bist ja Wirklichkeit! O ich Trottel!«
    »Lassen Sie mich los!« schrie sie unterdrückt. »Warum habe ich Sie nicht getötet!«
    Er gab sie frei. Sie rutschte unter ihm weg wie eine Schlange, wand sich über den Boden, schnellte zur Wand und richtete sich dort auf. Das Haar fiel wie ein Vorhang über ihr Gesicht, ihr schöner Körper zitterte, und die Bauernbluse klaffte auf. Er hatte ihr beim Kampf zwei Knöpfe abgerissen.
    »Natalia Nikolajewna, haben Sie keine Angst!« sagte Tassburg und setzte sich auf die Bettkante. »Ich bin ein kompletter Idiot, ich gestehe es. Ich habe mich tatsächlich von den verrückten Erzählungen des Popen beeinflussen lassen! Bevor wir weiterreden: Wissen Sie, wo Sie hier sind?«
    »Das Haus stand leer …«, sagte sie mit bebender Stimme.
    »Und das ist alles?«
    »Ja. Seit einer Woche bin ich hier. Plötzlich kamen Sie und Ihre Männer, und ich verkroch mich im Keller.«
    »Das Haus hat einen Keller? Das wußte ich noch gar nicht. Und Sie haben keine Ahnung, wo Sie sind?«
    »In einem Dorf. Wie es heißt? Nein, ich weiß es nicht. Ich bin seit Wochen unterwegs.«
    »Von Mutorej? Zu Fuß durch die Taiga?«
    »Ja.«
    »Und wo wollten Sie hin?«
    »Ich weiß es nicht. Es ist mir auch gleichgültig. Irgendwohin! Nur weit weg von Mutorej und Kassugai. Ist die Welt nicht groß?«
    »Riesengroß!«
    »Ich habe unter umgestürzten Bäumen geschlafen, zwischen den Steinen am Fluß und in Höhlen. Ich bin gelaufen, bis ich umfiel, jeden Tag. Dann habe ich mich endlich ausruhen können, hier – in diesem verlassenen Haus. Und plötzlich kamen Sie …«
    Sie strich sich die Haare aus dem Gesicht und zog die aufgerissene Bluse über ihrer Brust zusammen. Jetzt war sie hilflos, ein müdes, in die Enge getriebenes Tier, das sich seinem Schicksal ergibt. »Sie können mich ausliefern«, sagte sie leise. »Ich werde trotzdem nicht nach Mutorej zurückkehren. Es gibt so viele Möglichkeiten, zu sterben.«
    »Warum glauben Sie, ich würde Sie zu diesem Kassugai zurückbringen?« fragte Tassburg erstaunt.
    »Er hat tausend Rubel ausgesetzt für den, der mich fängt.«
    »Welch ein wertvolles Pelzchen Sie sind, Natalia Nikolajewna! Tausend Rubel, das ist eine Menge Geld. Hier haben wenige so viel auf einem Haufen gesehen. Aber, warum die hohe Belohnung? Was haben Sie getan?«
    »Ich bin nur weggelaufen …«, antwortete sie mit ganz kleiner Stimme.
    »Und dafür tausend Rubel …?«
    »Ich bin das Eigentum von Kassugai.«
    »Was sind Sie?« fragte Michail verblüfft. Ich kann mich doch nicht verhört haben, dachte er. Eigentum?
    »Rostislaw Alimowitsch hat mich gekauft.« Natalia verließ ihren Platz an der Wand und hockte sich auf einen Schemel. »Von meinen Eltern. Nicht für Geld, das hat Kassugai nicht nötig! Er hat ihnen einen besseren Arbeitsplatz versprochen, in einer neuen Matratzenfabrik. Im Monat vierzig Rubel mehr Lohn! Es war ein gutes Geschäft für meine Eltern. ›Ob einen Mann wie Rostislaw Alimowitsch oder einen anderen, was macht es aus?‹ hat mein Vater gesagt. ›Aber ich bekomme im Monat vierzig Rubelchen mehr! Bei keinem weiß man, was man bekommt, bei Kassugai ist das kein Rätsel. Ich brauche mich nicht so anzustrengen, lebe länger, deine Mutter wird glücklicher sein – singen wird sie, so fein können wir jetzt kochen! Töchterchen, sei ein braves Kind, nimm Kassugai – uns zuliebe!‹ Das hat er gesagt, mein eigener Vater! Und er hat einen Vertrag mit Kassugai gemacht und mich verkauft.«
    »Man sollte deinem Vater den Schädel einschlagen!« rief Tassburg. Er sprang auf, ging ans Fenster und zog den Vorhang vor, einen Leinenlappen, den seine Leute an einer hölzernen Stange über dem Fenster angebracht hatten. »Soll ich Licht anmachen?«
    »Nein, nicht. Bitte nicht …« Sie wich an die Wand zurück.
    »Du brauchst keine Angst mehr zu haben. Aus diesem Haus holt dich keiner mehr raus!« Er sagte plötzlich wieder du, und sie antwortete ebenso selbstverständlich:
    »Wie willst du das verhindern, Michail Sofronowitsch?«
    »Ich werde dir das morgen erklären, Natalia.« Er ging zu ihr, und sie kroch in sich

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