Nathan der Weise
Und da
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Gehorcht Ihr denn auch ohne viel zu klügeln?
KLOSTERBRUDER .
Wär’s sonst gehorchen, lieber Herr?
TEMPELHERR (Dass doch
Die Einfalt immer Recht behält!) – Ihr dürft
Mir doch auch wohl vertrauen, wer mich gern
Genauer kennen möchte? – Dass Ihr’s selbst
Nicht seid, will ich wohl schwören.
KLOSTERBRUDER . Ziemte mir’s?
Und frommte mir’s?
TEMPELHERR . Wem ziemt und frommt es denn,
Dass er so neubegierig ist? Wem denn?
KLOSTERBRUDER .
Dem Patriarchen; muss ich glauben. – Denn
Der sandte mich Euch nach.
TEMPELHERR . Der Patriarch?
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Kennt der das rote Kreuz auf weißem Mantel
Nicht besser?
KLOSTERBRUDER . Kenn ja ich’s!
TEMPELHERR . Nun, Bruder? nun? –
Ich bin ein Tempelherr; und ein gefangner. –
Setz ich hinzu: gefangen bei Tebnin,
Der Burg, die mit des Stillstands letzter Stunde
Wir gern erstiegen hätten, um sodann
Auf Sidon loszugehn; – setz ich hinzu:
Selbzwanzigster gefangen und allein
Vom Saladin begnadiget: so weiß
Der Patriarch, was er zu wissen braucht; –
Mehr, als er braucht.
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KLOSTERBRUDER . Wohl aber schwerlich mehr,
Als er schon weiß. – Er wüsst auch gern, warum
Der Herr vom Saladin begnadigt worden;
Er ganz allein.
TEMPELHERR . Weiß ich das selber? – Schon
Den Hals entblößt, kniet ich auf meinem Mantel,
Den Streich erwartend; als mich schärfer Saladin
Ins Auge fasst, mir näher springt, und winkt.
Man hebt mich auf; ich bin entfesselt; will
Ihm danken; seh sein Aug’ in Tränen: stumm
Ist er, bin ich; er geht, ich bleibe. – Wie
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Nun das zusammenhängt, enträtsle sich
Der Patriarche selbst.
KLOSTERBRUDER . Er schließt daraus,
Dass Gott zu großen, großen Dingen Euch
Müss’ aufbehalten haben.
TEMPELHERR . Ja, zu großen!
Ein Judenmädchen aus dem Feu’r zu retten;
Auf Sinai neugier’ge Pilger zu
Geleiten; und dergleichen mehr.
KLOSTERBRUDER . Wird schon
Noch kommen! – Ist inzwischen auch nicht übel. –
Vielleicht hat selbst der Patriarch bereits
Weit wicht’gere Geschäfte für den Herrn.
TEMPELHERR .
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So? meint Ihr, Bruder? – Hat er gar Euch schon
Was merken lassen?
KLOSTERBRUDER . Ei, jawohl! – Ich soll
Den Herrn nur erst ergründen, ob er so
Der Mann wohl ist.
TEMPELHERR . Nun ja; ergründet nur!
(Ich will doch sehn, wie der ergründet!) – Nun?
KLOSTERBRUDER .
Das Kürz’ste wird wohl sein, dass ich dem Herrn
Ganz gradezu des Patriarchen Wunsch
Eröffne.
TEMPELHERR . Wohl!
KLOSTERBRUDER . Er hätte durch den Herrn
Ein Briefchen gern bestellt.
TEMPELHERR . Durch mich? Ich bin
Kein Bote. – Das, das wäre das Geschäft,
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Das weit glorreicher sei, als Judenmädchen
Dem Feu’r entreißen?
KLOSTERBRUDER . Muss doch wohl! Denn – sagt
Der Patriarch – an diesem Briefchen sei
Der ganzen Christenheit sehr viel gelegen.
Dies Briefchen wohl bestellt zu haben, – sagt
Der Patriarch, – werd einst im Himmel Gott
Mit einer ganz besondern Krone lohnen.
Und dieser Krone, – sagt der Patriarch, –
Sei niemand würd’ger, als mein Herr.
TEMPELHERR . Als ich?
KLOSTERBRUDER . Denn diese Krone zu verdienen, – sagt
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Der Patriarch, – sei schwerlich jemand auch
Geschickter, als mein Herr.
TEMPELHERR . Als ich?
KLOSTERBRUDER . Er sei
Hier frei; könn’ überall sich hier besehn;
Versteh’, wie eine Stadt zu stürmen und
Zu schirmen; könne, – sagt der Patriarch, –
Die Stärk’ und Schwäche der von Saladin
Neu aufgeführten, innern, zweiten Mauer
Am besten
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