Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nathan der Weise

Nathan der Weise

Titel: Nathan der Weise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Textausgabe + Lektüreschlüssel
Vom Netzwerk:
seht;
    Eräugnet so ein Fall sich wieder: Ihr
    Seid schuld, wenn ich so rasch nicht handle; wenn
    Ich mich vorher erkund, – und brennen lasse,
    Was brennt.
    DAJA .                  Bewahre Gott!
    TEMPELHERR .                               Von heut an tut
    Mir den Gefallen wenigstens, und kennt
    Mich weiter nicht. Ich bitt Euch drum. Auch lasst
    Den Vater mir vom Halse. Jud’ ist Jude.
    Ich bin ein plumper Schwab. Des Mädchens Bild
    Ist längst aus meiner Seele; wenn es je
    Da war.
    780
    DAJA .          Doch Eures ist aus ihrer nicht.
    TEMPELHERR . Was soll’s nun aber da? was soll’s?
    DAJA .                                                                             Wer weiß!
    Die Menschen sind nicht immer, was sie scheinen.
    TEMPELHERR . Doch selten etwas Bessers.
(Er geht.)
    DAJA .                                                               Wartet doch!
    Was eilt Ihr?
    TEMPELHERR . Weib, macht mir die Palmen nicht
    Verhasst, worunter ich so gern sonst wandle.
    DAJA . So geh, du deutscher Bär! so geh! – Und doch
    Muss ich die Spur des Tieres nicht verlieren.
    (Sie geht ihm von weiten nach.)

Zweiter Aufzug
Erster Auftritt
    Die Szene: des Sultans Palast.
    SALADIN
und
SITTAH
spielen Schach
.
    SITTAH . Wo bist du, Saladin? Wie spielst du heut?
    SALADIN . Nicht gut? Ich dächte doch.
    SITTAH .                                                      Für mich; und kaum.
    Nimm diesen Zug zurück.
    SALADIN .                                     Warum?
    790
    SITTAH .                                                 Der Springer
    Wird unbedeckt.
    SALADIN .                  Ist wahr. Nun so!
    SITTAH .                                                   So zieh
    Ich in die Gabel .
    SALADIN .                    Wieder wahr. – Schach dann!
    SITTAH . Was hilft dir das? Ich setze vor: und du
    Bist, wie du warst.
    SALADIN .                      Aus dieser Klemme, seh
    Ich wohl, ist ohne Buße nicht zu kommen.
    Mag’s! nimm den Springer nur.
    SITTAH .                                                 Ich will ihn nicht.
    Ich geh vorbei.
    SALADIN .                Du schenkst mir nichts. Dir liegt
    An diesem Platze mehr, als an dem Springer.
    SITTAH . Kann sein.
    SALADIN .                   Mach deine Rechnung nur nicht ohne
    800
    Den Wirt. Denn sieh! Was gilt’s, das warst du nicht
    Vermuten?
    SITTAH .           Freilich nicht. Wie könnt ich auch
    Vermuten, dass du deiner Königin
    So müde wärst?
    SALADIN .                   Ich meiner Königin?
    SITTAH . Ich seh nun schon: ich soll heut meine tausend
    Dinar ’, kein Naserinchen mehr gewinnen.
    SALADIN . Wieso?
    SITTAH .               Frag noch! – Weil du mit Fleiß, mit aller
    Gewalt verlieren willst. – Doch dabei find
    Ich meine Rechnung nicht. Denn außer, dass
    Ein solches Spiel das unterhaltendste
    810
    Nicht ist: gewann ich immer nicht am meisten
    Mit dir, wenn ich verlor? Wenn hast du mir
    Den Satz, mich des verlornen Spieles wegen
    Zu trösten, doppelt nicht hernach geschenkt?
    SALADIN . Ei sieh! so hättest du ja wohl, wenn du
    Verlorst, mit Fleiß verloren, Schwesterchen?
    SITTAH . Zum wenigsten kann gar wohl sein, dass deine
    Freigebigkeit, mein liebes Brüderchen,
    Schuld ist, dass ich nicht besser spielen lernen.
    SALADIN . Wir kommen ab vom Spiele. Mach ein Ende!
    SITTAH .
    820
    So bleibt es? Nun dann: Schach! und doppelt Schach!
    SALADIN . Nun freilich; dieses Abschach hab ich nicht
    Gesehn, das meine Königin zugleich
    Mit niederwirft.
    SITTAH .                    War dem noch abzuhelfen?
    Lass sehn.
    SALADIN . Nein, nein; nimm nur die Königin.
    Ich war mit diesem Steine nie recht glücklich.
    SITTAH . Bloß mit dem Steine?
    SALADIN .                                    Fort damit! – Das tut
    Mir nichts. Denn so ist alles wiederum
    Geschützt.
    SITTAH .         Wie höflich man mit Königinnen
    Verfahren müsse: hat mein Bruder mich
    Zu wohl gelehrt.
(Sie

Weitere Kostenlose Bücher