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Nathan der Weise

Nathan der Weise

Titel: Nathan der Weise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Textausgabe + Lektüreschlüssel
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verreist nur sein? –
    NATHAN .                                             Geht! – Allerdings. –
    Ich seh, dort mustert mit neugier’gem Blick
    Ein Muselmann mir die beladenen
    370
    Kamele. Kennt ihr ihn?
    DAJA .                                    Ha! Euer Derwisch.
    NATHAN . Wer?
    DAJA .               Euer Derwisch; Euer Schachgesell!
    NATHAN . Al-Hafi? das Al-Hafi?
    DAJA .                                             Itzt des Sultans
    Schatzmeister.
    NATHAN .                Wie? Al-Hafi? Träumst du wieder? –
    Er ist’s! – wahrhaftig, ist’s! – kömmt auf uns zu.
    Hinein mit Euch, geschwind! – Was werd ich hören!
Dritter Auftritt
    NATHAN
und der
DERWISCH .
    DERWISCH . Reißt nur die Augen auf, so weit Ihr könnt!
    NATHAN . Bist du’s? bist du es nicht? – In dieser Pracht,
    Ein Derwisch! …
    DERWISCH .                   Nun? warum denn nicht? Lässt sich
    Aus einem Derwisch denn nichts, gar nichts machen?
    380
    NATHAN . Ei wohl, genug! – Ich dachte mir nur immer,
    Der Derwisch – so der rechte Derwisch – woll’
    Aus sich nichts machen lassen.
    DERWISCH .                                          Beim Propheten!
    Dass ich kein rechter bin, mag auch wohl wahr sein.
    Zwar wenn man muss –
    NATHAN .                           Muss! Derwisch! – Derwisch muss?
    Kein Mensch muss müssen, und ein Derwisch müsste?
    Was müsst er denn?
    DERWISCH .                  Warum man ihn recht bittet,
    Und er für gut erkennt: das muss ein Derwisch.
    NATHAN . Bei unserm Gott! da sagst du wahr. – Lass dich
    Umarmen, Mensch. – Du bist doch noch mein Freund?
    DERWISCH .
    390
    Und fragt nicht erst, was ich geworden bin?
    NATHAN . Trotz dem, was du geworden!
    DERWISCH .                                                  Könnt ich nicht
    Ein Kerl im Staat geworden sein, des Freundschaft
    Euch ungelegen wäre?
    NATHAN .                             Wenn dein Herz
    Noch Derwisch ist, so wag ich’s drauf. Der Kerl
    Im Staat, ist nur dein Kleid.
    DERWISCH .                                    Das auch geehrt
    Will sein. – Was meint Ihr? ratet! – Was wär ich
    An Eurem Hofe?
    NATHAN .                   Derwisch; weiter nichts.
    Doch nebenher, wahrscheinlich – Koch.
    DERWISCH .                                                      Nun ja!
    Mein Handwerk bei Euch zu verlernen. – Koch!
    400
    Nicht Kellner auch? Gesteht, dass Saladin
    Mich besser kennt. – Schatzmeister bin ich bei
    Ihm worden.
    NATHAN .            Du? – bei ihm?
    DERWISCH .                                    Versteht:
    Des kleinern Schatzes, – denn des größern waltet
    Sein Vater noch – des Schatzes für sein Haus.
    NATHAN . Sein Haus ist groß.
    DERWISCH .                           Und größer, als Ihr glaubt;
    Denn jeder Bettler ist von seinem Hause.
    NATHAN . Doch ist den Bettlern Saladin so feind –
    DERWISCH . Dass er mit Strumpf und Stiel sie zu vertilgen
    Sich vorgesetzt, – und sollt er selbst darüber
    Zum Bettler werden.
    410
    NATHAN .                           Brav! – So mein ich’s eben.
    DERWISCH .
    Er ist’s auch schon, trotz einem! – Denn sein Schatz
    Ist jeden Tag mit Sonnenuntergang
    Viel leerer noch, als leer. Die Flut, so hoch
    Sie morgens eintritt, ist des Mittags längst
    Verlaufen –
    NATHAN .            Weil Kanäle sie zum Teil
    Verschlingen, die zu füllen oder zu
    Verstopfen, gleich unmöglich ist.
    DERWISCH .                                             Getroffen!
    NATHAN . Ich kenne das!
    DERWISCH .                        Es taugt nun freilich nichts,
    Wenn Fürsten Geier unter Äsern sind.
    420
    Doch sind sie Äser unter Geiern, taugt’s
    Noch zehnmal weniger.
    NATHAN .                                O nicht doch, Derwisch!
    Nicht doch!
    DERWISCH .    Ihr habt gut reden, Ihr! – Kommt an:
    Was gebt Ihr mir? so tret ich meine Stell’
    Euch ab.
    NATHAN .   Was bringt dir deine

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