Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Nathanael

Titel: Nathanael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Landers
Vom Netzwerk:
fauligen Geruch Übelkeit. Hier befand sich ein Höllentor! Aus der Nähe hatte er noch keines gesehen.
    Der Dämon sprang aus dem Mauerschatten und stürzte sich mit wildem Gekreische in den roten Abgrund. Flammen loderten empor, begleitet von gelben Schwefelwolken. Der Gefallene eilte seinem Dämon hinterher, ohne dass Nathanael ihn erkennen konnte. Kaum waren die beiden im Untergrund verschwunden, verschloss sich die Oberfläche. Zurück blieb eine Wulst im Boden, die auch von einem Erdbeben oder Bauarbeiten stammen könnte. Nathanael stieß einen derben Fluch aus. Wieder war ihm der Dämon entwischt.
    Wütend trat er gegen eine Mülltonne, die mit lautem Scheppern umkippte. Der stinkende Unrat verteilte sich auf dem Pflaster des Innenhofs. Ratten huschten aufgeschreckt an der Mauer entlang. Er hasste diese stinkenden Viecher. Wegen ihnen war ihm der Dämon in der Kanalisation letzte Woche schon einmal entkommen, als sie sich in seinem Bein verbissen hatten.
    Heute trug die Rothaarige mit ihrer sinnlichen Ausstrahlung die Schuld daran, dass der Dämon ihm erneut entwischt war. Unter allen Wartenden in der U-Bahn war sie ihm sofort aufgefallen. Sie besaß eine Ausstrahlung, der er sich nicht entziehen konnte. Er hatte den Dämon laufen lassen, weil er ihr sogar in die U-Bahn gefolgt war, um sie aus der Nähe zu betrachten. Und es hatte sich gelohnt. Ein Lächeln huschte über seine Lippen, als er an ihre rosigen Brustwarzen dachte, die sich unter dem dünnen Blusenstoff abgezeichnet hatten.
    Nathanael war sich seiner Wirkung auf Frauen bewusst und hatte ein gewisses Gespür dafür entwickelt, ob sein Interesse erwidert wurde. Die Rothaarige war interessiert, sonst hätte sie sich eher aus seiner Umarmung befreit. Das Funkeln in ihren Augen und die harten Brustwarzen nach seiner Berührung waren ihm nicht entgangen. Aber auch er hatte gespürt, wie das Blut in seine Lenden geschossen war und sein Glied sich aufgerichtet hatte. Die Versuchung, sie zu küssen, war groß gewesen. Er hätte es getan, wenn die Bahn nicht angehalten und sie ihm davongerannt wäre.
    Das heftige, aufflammende Begehren, das er in ihrer Gegenwart verspürt hatte, irritierte ihn. Das hatte er nach Gina nicht mehr in dieser Intensität empfunden. Nach dem Tod seiner Freundin hatte er nicht gerade wie ein Mönch gelebt, aber er hatte geschworen, sich nie mehr zu verlieben. Das Leben an seiner Seite war für eine Frau gefährlich, wie er schmerzlich hatte erfahren müssen.
    Gina war durch seine Schuld gestorben. Das würde er sich nie verzeihen.
    Er schloss die Augen und versuchte, sich ihr Gesicht in Erinnerung zu rufen, aber es verschwamm. Stattdessen formte sich ein anderes, schmales, umrahmt von roten Haaren.
    Verdammt! Diese Frau ging ihm einfach nicht aus dem Kopf! Wie würde sich ihre Haut unter seinen Fingern anfühlen? Ihre Brüste? Um das herauszufinden, würde er sich ins Zeug legen müssen, denn er spürte, dass sie nicht die Art Frau war, die sich leicht erobern ließ. Aber er vertraute voll und ganz seiner Erfahrung. Bislang war es ihm immer gelungen, jede Frau zu bekommen, die er begehrte. Nathanael lächelte bei der Vorstellung, sie bald in seinen Armen zu halten.
    «Deine Liebschaften werden dich eines Tages noch den Kopf kosten», klangen die Worte seines Vaters in ihm nach.
    Das mochte sein, aber Sex ließ ihn für eine Weile den Schmerz wegen Ginas Tod vergessen. Und bis jetzt hatte noch kein Auftrag unter seinen kleinen Eskapaden gelitten. Bis jetzt. Alles in ihm schrie danach, Tessa bald wiederzusehen.
    Wenig später schlenderte er auf dem Weg zu seiner Wohnung die düstere Hafenstraße entlang. Wie alle Mischwesen wohnte er im Engelsghetto, das aus einem Wohnblock und der Hell’s Bar , dem geheimen Treffpunkt der Blutengel und Propheten in New York, bestand.
    Ein eisiger Wind pfiff durch die verwaiste Straße, die durch die hohen Lagerhallen zu beiden Seiten wie eine Schlucht wirkte. Schwarze Wolkenschleier fegten über den Himmel und verhüllten das Sternenlicht. Er stellte den Kragen seiner Jacke auf und vergrub die Hände tief in den Taschen. Die Straßenbeleuchtung war ausgefallen, es war stockfinster. Aber er verfügte über die Fähigkeit, auch in der Dunkelheit zu sehen. Selbst den Staub eines Dämons konnte er erkennen. Er schnitt eine Grimasse, als er an das Fiasko von vorhin dachte.
    Er blieb stehen, als er einen Luftzug vor sich wahrnahm, und zog das Flammenschwert aus der Scheide zwischen seinen

Weitere Kostenlose Bücher