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Natur

Natur

Titel: Natur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Flade
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Beispiel für ein schlichtes Wenn-Dann-Modell wäre: Wenn es auf einem öffentlichen Platz Bäume gibt, dann fühlen sich die Anwesenden und die Passanten dort wohl.

    Abbildung 1-14: Wirkungsmodelle (Stedman, 2003, S. 679 f.)
    Im Modell der vermittelten Effekte gibt es dagegen latente, also nicht beobachtbare Variablen, über die der Zusammenhang zwischen Umweltmerkmalen und dem Erleben und Verhalten hergestellt wird. Die Bäume auf dem öffentlichen Platz werden z. B. von den Stadtbewohnern als wirkungsvolle Maßnahme wahrgenommen, um auf diese Weise die nicht zufrieden stellende Luftqualität zu verbessern. Nicht die Bäume als solche, sondern deren vermuteter Effekt, die Luft zu reinigen, erhöht das Wohlbefinden.
    Ein weiteres Beispiel ist die positive Bewertung der Wildnis, bei der das positive Urteil nicht die Wildnis als solche betrifft, sondern die Abwesenheit von Menschen in der Landschaft. Eine Gegend ohne Menschen wird als Wildnis gedeutet (vgl. Stedman, 2003).
    Grundsätzlich sind Mensch- Natur -Beziehungen wechselseitig, was aber nicht heißt, dass sie symmetrisch sind: Die Natur kann ohne den Menschen auskommen, nicht aber der Mensch ohne die Natur.
    Umweltwahrnehmung
    Sinneszellen und Sinnesorgane sind die konkreten körperlichen Verbindungsstellen zwischen Mensch und Umwelt. Wahrnehmen umfasst das sinnliche Empfinden und Erkennen von Dingen, Objekten und Umwelten 11 . Es ist ein Prozess, bei dem Informationen aus der Umwelt verarbeitet werden. Dazu gehört das Enkodieren, das heißt das Umwandeln der sensorischen Reize in die Sprache des Gehirns, das Speichern im Gedächtnis und das Dekodieren. Enkodierung ist die Bildung mentaler Repräsentationen aus den sensorischen Eindrücken, die zuallererst im sensorischen Gedächtnis gespeichert werden. Nur durch ein solches Sammeln und Aufbewahren kann Wissen kumuliert werden (Schneewind & Pekrun, 1994). Zum Dekodieren gehört das gezielte Abrufen können gespeicherter Information.

    Abbildung 1-15: Sensorisches System der Informationsspeicherung (Lindzey & Norman, 1977, S. 304)
    Aufeinander folgende sensorische Eindrücke, die beim Erkunden der Umwelt entstehen, können weder sämtlich im Kurzzeitgedächtnis gespeichert noch vollständig weiter verarbeitet werden. Eine Reaktion auf das Informationsüberangebot der Umwelt ist die Selektion etwa in Form des Tunnelblicks, bei dem der Blickwinkel so verengt wird, dass subjektiv am Rande liegende Informationen ausgeblendet werden (Hellbrück & Fischer, 1999). Was dabei aus dem Blickfeld gerät und was nicht, ist individuell unterschiedlich, so dass das, was schließlich wahrgenommen wird, nicht nur von den auf die Sinnesorgane treffenden Reizen abhängt sondern auch davon, welche Reize ausgesondert und welche weiter verarbeitet werden. Die Umweltwahrnehmung ist wegen der größeren Menge an Reizen, die an die Peripherie geschoben werden, individuell viel unterschiedlicher als die Wahrnehmung von Objekten, bei denen weniger am Rande liegt (Ittelson, 1976). Bei der Informationsverarbeitung vergrößern sich die individuellen Unterschiede noch dadurch, dass der im Gedächtnis gespeicherte, individuell unterschiedliche Stand an Erfahrungen die Wahrnehmung beeinflusst. Es kann deshalb nicht verwundern, dass es zu einer objektiven Umwelt viele unterschiedliche subjektive Umwelten gibt. Der eine sieht in einer Landschaft Rotdrosseln und Amseln, der andere Gräser und Moose, ein dritter diverse Gesteinsarten.
    Eine besondere Form der Wahrnehmung ist die Kontemplation (Seel, 1991). Es ist ein bewusstes Aufnehmen der äußeren Eindrücke, ein sinnliches Wahrnehmen ohne Bewerten. Frei von irgendwelchen Nutzungsabsichten und Verwertungsinteressen wird die Landschaft betrachtet, wobei sich der Mensch auf die Naturerscheinungen konzentriert, ohne diese mit seiner momentanen Befindlichkeit, seinen persönlichen Belangen, existentiellen Bedürfnissen und wirtschaftlichen Interessen in Verbindung zu bringen. In diesem Sinne ist Kontemplation interesselose Wahrnehmung (Seel, 1991).
    Wie Natur auf den Menschen wirkt, hängt davon ab, ob die Natur in seinem Gesichtsfeld auftaucht. Es ist z. B. nicht damit getan, das Umfeld eines Krankenhauses zu begrünen, wenn die Zimmer im Krankenhaus zum Hof liegen, in dem es keinerlei Grün gibt. Der Heilungsprozess wird nur dann beschleunigt, wenn die Natur auch gesehen wird. Wenn den Patienten nicht bekannt ist, dass es einen Klinikgarten gibt, den sie, sofern sie dazu in der Lage sind,

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