Natur
ich hoffe sogar, sie haben selbst für den Schreiner einiges an sich, was nicht verwertet werden kann (Brecht, 1982, Bd. 12, S. 381 ff.) 12 .
In der Natur fällt es vergleichsweise leicht, sich als Teil eines kosmischen Ganzen zu erleben. Man ist dadurch nicht mehr der bindungslose, «in die Welt geworfene» verlorene Mensch. Über die spirituelle Perspektive ist die Natur mehr als nur eine Umwelt, in der es einem selbst oder auch den anderen Menschen wohl ergeht. Die Natur erleichtert es, eine Beziehung zur Umwelt herzustellen und zwischen sich und der Außenwelt eine Brücke zu schlagen. Sie weckt das Gefühl, mit der Welt verbunden und ein Teil von etwas Größerem zu sein (Mayer et al., 2009).
Emotionen und emotionale Reaktionen
In der «Naturpsychologie» sind Gefühle, Emotionen und emotionale Reaktionen ein wichtiges Thema, denn von den Gefühlen gegenüber der Natur hängt es ab, ob sich ein Mensch überhaupt damit auseinandersetzt, der natürlichen Umwelt zuwendet oder ob er sich abwendet. Die emotionale Reaktion stellt sozusagen die Weichen: Positive Reaktionen haben Zuwendungs- und negative Reaktionen Abwendungsverhalten zur Folge. Emotionale Reaktionen sind unwillkürlich. Gefühle wie Liebe, Hass, Wut, Glück, Fröhlichkeit, Trauer, Ekel, Verachtung, Furcht und Angst sind jedem bekannt; man weiß aus Erfahrung, wovon die Rede ist. Gebräuchliche Bezeichnungen für diese Zustände sind Emotion, Affekt, Gemütszustand, Stimmung und Gestimmtheit. «Affekt» wird sowohl als Synonym für «Emotion» als auch als ein besonders heftiges Gefühl verstanden. Welche Begriffe für welche Erscheinungen verwendet werden, ist nicht einheitlich. Im weitesten Sinne ist Emotion all das, was nicht (kalt) rational ist. Emotion umfasst damit Stimmungen, emotionale Dispositionen, emotionale Reaktionen und affektive Bewertungen (Russell & Snodgrass, 1987). Die schwer greifbaren Emotionen werden greifbarer, wenn man sie in ein Vierfelderschema einordnet, das aus zwei Dimensionen gebildet wird:
• Lust - Unlust
• Erregung- Entspannung.
Emotionen können lustvoll oder unangenehm und unterschiedlich erregend sein (vgl. Abbildung 1-18 , S. 42).
Eine hohe Ausprägung auf der Lust-Dimension und eine mittlere Ausprägung auf der Erregungs-Dimension kennzeichnen das emotionale Optimum. Umwelten mit grüner Natur werden nicht nur aufgesucht, weil man sich davon z. B. Erholung oder den Erwerb botanischen Wissens verspricht, sondern weil sie vermutlich eine positive emotionale Reaktion auslösen. Von Umwelten, die Unlust erwecken, wendet man sich ab. Sie werden gar nicht erst näher erkundet (Mehrabian & Russell, 1974). Lustvollen Orten, die nicht übermäßig erregen, aber auch nicht langweilen, wendet man sich unwillkürlich zu.
Ein weiterer Gesichtspunkt ist, dass Informationen aus der Umwelt im erregten Zustand weniger genutzt werden, vor allem periphere Reize werden ausgeblendet (Easterbrook, 1959). Zu einem «perceptual narrowing» kommt es ebenfalls, wenn sich die Anforderungen erhöhen, z. B. während des Autofahrens in unübersichtlichen Situationen oder bei hohen Geschwindigkeiten (Parsons et al., 1998). In extrem erregenden oder starkbeanspruchenden Umwelten, die das individuelle Erregungsniveau in die Höhe treiben, ist eine Reizselektion sehr wahrscheinlich. Der Autofahrer, der während des Fahrens laute Popmusik hört oder sehr schnell fährt, sieht die schöne Landschaft gar nicht.
Emotionen manifestieren sich in der Mimik und Gestik und in körperlichen Vorgängen. Sie gehen mit neurophysiologischen und Körper internen Prozessen einher (Ulrich et al., 1991; Hartig et al., 1991) 13 . In der physiologischen Emotionsforschung ist man auf die Bedeutung der im Zwischenhirn liegenden Amygdala für das Erleben von Emotionen gestoßen. Dieses mandelförmige Areal ist eine wichtige Schaltstelle, in der Informationen aus allen Sinnesorganen ankommen und zu einem Gesamteindruck zusammengefügt werden (Bear et al., 2007). Die Signale gelangen zuerst in den Thalamus, einer Region im Zwischenhirn, in dem sie in die Sprache des Gehirns übersetzt werden. Von hier aus wird ein Teil weiter zum Kortex geleitet, in dem die Signale genauer analysiert und gedeutet werden, der andere Teil wird direkt zur Amygdala gesendet. Dieser Weg ist kürzer, die Transmission erfolgt rascher als über den Kortex und ermöglicht so eine sehr schnelle Reaktion. Die emotionale Reaktion beruht auf dieser Direktschaltung; sie wird ausgelöst, noch
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