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Natur

Natur

Titel: Natur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Flade
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bevor die Signale in allen Einzelheiten verstanden worden sind. Sie erfolgt reflexartig und unterliegt nicht der willentlichen Kontrolle.
    Emotionale Reaktionen sind entscheidend für Zuwendungs- oder Vermeidungsverhalten, das heißt dafür, inwieweit sich ein Mensch auf eine Umwelt einlässt. Menschen wenden sich solchen Umwelten zu, die sie als angenehm und lustvoll und zugleich weder als zu schrill und übererregend noch als Einöde erleben (Mehrabian & Russell, 1974). Naturumwelten sind im Normalfall - extreme Naturereignisse ausgenommen - selten Reiz überflutend und auch selten monoton und reizarm. Sie erfüllen damit eine Voraussetzung für Zuwendungsverhalten. In der Natur ist der Mensch seltener einer Reizüberflutung ausgesetzt als in urbanen Umwelten, in denen soziale und sensorische Überstimulation in Form von Beengtheit und Lärm üblich sind. Auch Reizarmut ist in natürlichen Umwelten kaum zu befürchten. Eine vermehrte sensorische Stimulation ließe sich außerdem dadurch erreichen, dass man näher hinsieht und sich den kleinen Dingen zuwendet.

    Abbildung 1-18: Das zweidimensionale Modell der Emotionen (Hull & Harvey, 1989, S. 325)
    Man sieht und hört vieles, wenn man zu Fuß unterwegs ist, was man nicht wahrnehmen würde, wenn man mit einem schnellen Verkehrsmittel die Natur durcheilt. Der Autofahrer kann umso weniger Details erfassen, je höher seine Geschwindigkeit ist, wohingegen der Fußgänger die Einzelheiten wahrnimmt. In eine auf den ersten Blick monoton erscheinende Küstenlandschaft, die aus einem Stück flachen Land und einem weiten Himmel darüber besteht, kommt Vielfalt, wenn man zu Fuß geht. Dann erst sieht man Muscheln, Wellenmuster am Strand und die Brandung (vgl. Abbildung 1-19 ). Hinzukommen noch Geräusche wie das Gekreisch der Möwen und das Rauschen des Meeres.

    Abbildung 1-20: Die emotionale Reaktion (Goleman, 2001, S. 37)

    Abbildung 1-19: Ein genauer Blick auf die Natur eigenes Foto)
    In der «Naturpsychologie» sind emotionale Reaktionen nicht nur wegen ihrer Bedeutung als Weichensteller für Zuwendungs- oder Abwendungsverhaltens wichtig, sondern auch wegen der damit einhergehenden neurophysiologischen Vorgänge, die den Körper in eine Ruheposition zu versetzen vermögen oder aber aktivieren (vgl. Kapitel 2.2 ).
    Naturverbundenheit
    Es gibt eine Reihe von Begriffen, die das Phänomen des «Sich mit der Natur verbunden Fühlens» bezeichnen. Parallel dazu wurden Methoden entwickelt, um den Grad der Naturverbundenheit zu erfassen. Allen Konzepten gemeinsam ist, dass sie die Beziehungskomponente betreffen (vgl. Tabelle 1-2 ). Einige Konzepte wie Empathie und emotionale Ortsverbundenheit beziehen sich auf Umwelten aller Art, andere wie emotionale Affinität gegenüber der Natur oder Verbundenheit mit der Natur sind speziell auf Naturumwelten ausgerichtet.
    Die Naturverbundenheit gilt als Einflussfaktor auf das Verhalten gegenüber der Natur. Die Annahme ist, dass die natürliche Umwelt vor schädigenden Eingriffen und vor übermäßigen Belastungen geschützt und ihr Verschwinden aus dem menschlichen Lebensraum verhindert werden kann, wenn es gelingt, die Naturverbundenheit zu stärken und zu festigen. Wichtig sind hier vor allem die dauerhaften Bindungen, denn der Schutz der Natur ist eine langfristige Aufgabe.
    Mensch-Umwelt-Verbundenheit
    Verbundenheitskonzepte, die sich auf Umwelten aller Art beziehen können, sind Empathie, emotionale Ortsverbundenheit. Ortsidentität und Transzendenzerleben.
    Bei dem Konzept der Empathie geht es in erster Linie um die Verbundenheit mit anderen Menschen, das heißt der sozialen Umwelt. So wird unter Empathie meistens das Mitfühlen oder Einfühlen in die Lage und Gefühlswelt einer anderen Person verstanden. Eine empathische Person kann die Gefühle eines anderen Menschen mit und nach empfinden, sich in dessen Rolle hinein versetzen und dessen Gedanken, Gefühle und Handlungen nachvollziehen und voraussagen. Betont wird dabei vor allem die Gefühlsebene. Die Perspektive des anderen wird übernommen,mitfühlend versteht man dessen Befindlichkeit und Gefühlslage (Mehrabian & Epstein, 1972).
    Als Grundlage des Wissens über die andere Person, in die man sich hinein versetzt, dienen nicht nur deren Eigenschaften, sondern auch die Merkmale ihrer alltäglicher Umwelt, wobei unterstellt wird, dass diese Alltagswelt der persönlichen Kontrolle unterliegt, so dass aus deren Beschaffenheit auf den dazu gehörigen Menschen zurück geschlossen

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