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Natur

Natur

Titel: Natur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Flade
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die dauerhafte, die Zustands-Variante auf die im Moment bestehende Naturverbundenheit.
    Die Aussagen sollen auch hier auf mehrstufigen Skalen kommentiert werden, wobei der angekreuzte Skalenwert den Grad der Zustimmung oder Ablehnung anzeigt. In den drei Studien von Mayer und Mitarbeitern korrelierten die beiden Skalen zwar signifikant, doch wiederum nicht so hoch, dass die momentane Naturverbundenheit und die in der Persönlichkeit verankerte Haltung der Natur gegenüber identisch wären.
    Tabelle 1-4: Erfassung der Verbundenheit mit der Natur anhand von Beispielen (Mayer & Frantz, 2004, S. 513; Mayer et al., 2009, S. 639)

    Man kann sich mit der Natur mehr «mit dem Kopf» oder aber mehr «mit dem Bauch» verbunden fühlen. Auf der einen Seite stehen die Naturwissenschaftler mit ihrem nüchtern-sachlichen Naturinteresse, auf der anderen Seite die Naturliebhaber, für die die Natur ein wundervoller und lustvollerOrt ist (vgl. Kals et al., 1998). Im Mittelbereich zwischen den beiden extremen Ausprägungen, einer betont rationalen und einer betont emotionalen Haltung, fällt die Trennung schwerer. Zum Beispiel sind Mayer und Mitarbeiter der Ansicht, mit der CNS die emotionale Naturverbundenheit zu erfassen, was Perrin & Benassi (2009) bestreiten, die die CNS für ein Instrument halten, um die rational-kognitive Naturverbundenheit zu ermitteln.
    Ähnlich wie Stern et al. (1993) haben Schultz et al. (2004) zwischen drei Formen der Verbundenheit mit der Natur unterschieden (vgl. Tabelle 1-3 ). In der von ihnen entwickelten Environmental Motive Scale wird zwischen einer egoistischen, einer altruistischen und einer biosphärischen Motivation differenziert. Auf eine egoistische Motivation wird geschlossen, wenn Aussagen wie «meine Zukunft» oder «meine Gesundheit» als wichtig oder sehr wichtig eingestuft werden, eine altruistische Haltung kommt in der Vorrangigkeit von Aussagen wie «die künftigen Generationen» oder «Kinder» zum Ausdruck, biosphärische Aussagen beziehen sich auf Pflanzen und Tiere sowie die Natur in ihrer Gesamtheit. Ein weiteres indirektes Verfahren, das Schultz et al. entwickelt haben, um die Naturverbundenheit einer Person zu messen, ist ein Assoziationstest, bei dem die benötigte Reaktionszeit, um Wörter zu klassifizieren, gemessen wird. Wortkategorien sind «natürliche Umwelt/ gebaute Umwelt» und «Ich/Nicht-Ich». Kürzere Reaktionszeiten bei Kombinationen von Wörtern zu den Kategorien «Natur» und «Ich» werden als Zeichen von Naturverbundenheit interpretiert.
    Naturbezogenheit
    «Nature relatedness»(= NR) ist ein weiteres Konzept, das den Mensch ins Verhältnis zur Natur setzt. Nisbet et al. (2009) sehen NR als relativ stabiles Persönlichkeitsmerkmal an, das über die Zeit und über verschiedene Situationen hinweg relativ konstant ist, wobei sich jedoch Veränderungen der Umweltbedingungen in der NR niederschlagen können. Zur Erfassung der NR entwickelten Nisbet und Mitarbeiter einen Fragebogen, mit dem drei Dimensionen erfasst werden: die Umweltidentität, Überzeugungen und Einstellungen in Bezug auf die Natur und Naturerfahrungen. Beispiele zu den drei Dimensionen sind die Aussagen: Mein Verhältnis zur Natur ist ein wichtiger Teil von mir selbst; die Bedingungen der nichtmenschlichen Lebewesen sind ein Indikator der Zukunft des Menschen; mein idealer Urlaubsort ist die weit entfernte Wildnis.
    Aneignung
    Aneignung ist ein zentrales umweltpsychologisches Konzept (Graumann, 1996). Aneignen ist Ziel gerichtetes Tun, bei dem die Umwelt mehr oder weniger umgeformt wird. Geht man von dem Konzept der Merk- und Wirkwelt aus, von dem bereits oben die Rede war, dann bezieht sich Aneignung auf die Wirk welt, das heißt auf die Aktivitäten des Menschen bezogen auf die Umwelt. Der Mensch, der sich die Umwelt aneignet, wirkt auf die Umwelt ein.
    Auch Böhme (1989), der Philosoph, hat mit Aneignung alle Handlungen bezeichnet, bei denen Menschen Umwelten verändern. Dies kann mit unterschiedlicher Gründlichkeit geschehen. So geht der Gestalter eines englischen Landschaftsparks von der vorgefundenen Natur aus, die er lediglich etwas ordnet und zurückschneidet. Der französische Park ist dagegen eine architektonische Tat, eine Durchgestaltung unter Einbeziehung der Gebäude. Ständiges Beschneiden der Bäume und Pflanzen ist erforderlich, um die gewünschte Form zu erhalten. Im englischen Landschaftspark lässt man die Natur wachsen, die Aneignung ist moderater.

    Abbildung 1-22:

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