Natur
Transzendenz, indem sie «kosmische» Gefühle hervorrufen. Transzendenz wird aber auch bei bestimmten Aktivitäten erlebt wie z. B. beim Surfen oder dem Erklimmen hoher Berggipfel.
Mensch-Natur-Beziehungen
In der englischsprachigen Fachliteratur gibt es eine Reihe von Begriffen, denen gemeinsam ist, dass sie die Verbundenheit des Menschen mit der Natur thematisieren. Zu nennen sind hier
• environmental identity (Umweltidentität)
• emotional affinity to nature (Naturliebe)
• connectedness to nature (Naturverbundenheit)
• nature relatedness (Naturbezogenheit).
Umweltidentität
Clayton (2003) hat den Begriff der Identität umschrieben als die Art und Weise, Informationen über das eigene Selbst zu organisieren. Analog zur sozialen, nationalen und kulturellen Identität, bei der die Informationen in Bezug auf die jeweiligen Aspekte organisiert werden, wird bei der «Umweltidentität das eigene Selbst bezogen auf die Natur» organisiert. Der Mensch identifiziert sich mit der natürlichen Umwelt, sie wird zu einem Teil seiner selbst, so dass eine Schädigung derselben zugleich auch eine Beeinträchtigung seiner selbst wäre. Um die Umweltidentität zu erfassen, hat Clayton die Environmental Identity Scale (EID) konstruiert. Es sind verschiedene Behauptungen die durch Angabe eines Skalenwertes, der das persönliche Zutreffen der Behauptung wiedergibt, beurteilt werden. Beispiele sind:
• Ich sehe mich selbst als Teil der Natur an und nicht als getrennt davon.
• Wenn ich aufgeregt, erschüttert oder gestresst bin, fühle ich mich sogleich besser, wenn ich mich eine Weile draußen in der Natur aufhalte.
Ein anschauliches Verfahren, um die Natur bezogene Identität eines Menschen zu ermitteln, haben Davis et al. (2009) ersonnen. Bei der «Inclusionof the nature in the self»- Skala (INS- Skala) werden verschiedene Diagramme vorgegeben, die aus zwei sich mehr oder weniger überlappenden Kreisen bestehen, wobei der eine Kreis die Person, der andere die Natur darstellt (vgl. Abbildung 1-25 ). Jedes der Diagramme repräsentiert einen Skalenwert. Der Grad der Identifizierung mit der Natur wird graphisch ausgedrückt. Der Skalenwert 7 bedeutet maximale Überlappung zwischen dem eigenen Selbst und der Natur.
Die befragten Personen sollen das Diagramm bezeichnen, welches ihr Verhältnis zur Natur am treffendsten wiedergibt. Bei der Stichprobe der studentischen Versuchspersonen, die Davis und Mitarbeiter befragt haben, lag der Mittelwert bei 4,30, wobei niemand das Diagramm, das den Skalenwert 1 darstellt, angekreuzt hatte, das heißt keine der Versuchspersonen sah sich als autonomes, vollkommen von der Natur getrenntes Individuum an. Wie die Forscher feststellten, korreliert der INS- Wert signifikant mit Umwelt schonendem Verhalten und mit einer positiven Einstellung zur natürlichen Umwelt, was die Bedeutung der Umweltidentität für das Ziel, die Natur zu bewahren und zu erhalten, unterstreicht.
Abbildung 1-21: INS-Skala (Inclusion of nature in the self) (Davis et al., 2009, S. 176)
Naturliebe
Gefühle, Stimmungen und emotionale Reaktionen sind etwas Vorübergehendes, was sie von dauerhafteren emotionalen Bindungen unterscheidet. Unter «emotional affinity» haben Kals et al. (1999) ein dauerhaftes Gefühl der Zuneigung und Liebe verstanden. Die emotionalen Affinität gegenüber der Natur lässt sich ganz einfach auch als Naturliebe auffassen. Kalsund Mitarbeiter haben betont, dass dieses positive Gefühl bzw. die Liebe nicht mit dem Interesse an Belangen der Natur gleichzusetzen ist. So hat der Naturwissenschaftler ein ausgeprägtes Interesse an den Naturerscheinungen, er muss jedoch die Natur deshalb nicht lieben. Ebenso muss ein Naturliebhaber nicht Naturwissenschaftler sein. Liebe und Interesse sind unterschiedliche Dimensionen. Man kann wissenschaftliches Interesse an der Natur haben, ohne dabei gefühlsmäßig involviert zu sein.
Naturverbundenheit
Mayer & Frantz (2004) und Mayer et al. (2009) haben den Begriff «connectedness to nature» verwendet, um das Gefühl einer engen Verbundenheit mit der Natur zu bezeichnen. Diese Verbundenheit kann dauerhafter oder auch vorüber gehend sein, was die Forscher dazu veranlasste, bei der von ihnen entwickelten Connectedness to Nature Scale (CNS) zwischen einer Eigenschafts- und einer Zustands Variante zu differenzieren. Zur Veranschaulichung sind in Tabelle 1-4 jeweils zwei Items aus beiden Varianten vorgestellt. Die Eigenschafts-Variante bezieht sich auf
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