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Natur

Natur

Titel: Natur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Flade
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werden kann. Höge (2003) hat untersucht, inwieweit sich die Besucher eines Museumsdorfs 14 in die Lebensumstände der Menschen aus früheren Zeiten einfühlen können, wenn sie deren Alltagswelt vor sich sehen. Das am häufigsten genannte Besuchsmotiv war, Einblicke in das Leben früherer Generationen zu bekommen und diese Information an die jüngere Generation weiter zu geben. Es besteht somit ein historisches Interesse, was man auch so formulieren könnte, dass den Besuchern des Freilichtmuseums an einer empathischen Beziehung zu früheren Generationen gelegen ist. Sie möchten die Menschen, die vor ihnen gelebt haben, verstehen. Das fällt leichter, wenn man die Alltagswelt der früheren Generationen vor Augen hat.
    Kern der Empathie ist das Sich in Beziehung Setzen. Es können andere Personen, frühere Generationen, deren Lebenswelt und schließlich auch die Natur sein, mit der man sich in Beziehung setzt. Empathie gegenüber der physischen Umwelt und der Natur unterscheidet sich vom Einfühlen in die Lage und Befindlichkeit einer anderen Person insofern, als es nicht um ein Einfühlen in eine Gefühlslage gehen kann. Es ist vielmehr ein Einfühlen in den Zustand der Umwelt bzw. der Natur und eine Sensibilität gegenüber den Konsequenzen, die menschliches Verhalten für die Umwelt haben kann. Diese Umwelt-Sensibilität beruht nach Ansicht von Chawla (1998) sowohl auf erinnerten Erfahrungen als auch auf Aha-Erlebnissen, in deren Folge die Natur zum Thema wird.
    Das Konzept der emotionalen Ortsverbundenheit (= place attachment) gehört zu den umweltpsychologischen Grundbegriffen (Low & Altman, 1992). Es wird damit das Phänomen einer gefühlsmäßigen dauerhaften Anhänglichkeit von Menschen an Orte bzw. Umwelten bezeichnet. Es ist eine positive Bindung zwischen Individuen und ihrer Umwelt (Hunziker et al., 2007). Ein verbreitetes Verfahren, um die emotionale Verbundenheit mit Umwelten zu erfassen, ist die Vorgabe einer Liste von Behauptungen,zu denen auf mehrstufigen Skalen angegeben werden soll, wie zutreffend diese für einen selbst sind. Beispiele für solche Behauptungen sind (vgl. Stedman, 2003):
    • Ich habe das Gefühl, dass ich hier wirklich ich selbst sein kann
    • Ich vermisse diesen Ort, wenn ich für längere Zeit nicht dort bin
    • Ich bin sehr glücklich, wenn ich hier bin
    • Es ist der am besten geeignete Ort, um das zu machen, was ich schätze und genieße
    • Es ist mein Lieblingsort.
    Zu diesen Behauptungen soll man sich nacheinander verschiedene Naturumwelten vorstellen, z. B. eine Alpenlandschaft, einen Nationalpark oder eine Meeresküste, und dann auf einer 7-stufigen Skala den Grad der Zustimmung oder Ablehnung angeben.
    Orts-Identität umfasst mehr als nur emotionale Beziehungen. Die Orts-Identität ist ein Bestandteil der Ich-Identität eines Menschen. Zu unterscheiden sind die die synchrone Identität, das heißt die Organisation und Integration einzelner Informationen oder Ereignisse über das eigene Selbst zu einer Ganzheit, und die diachrone Identität, die Erfahrung von Kontinuität, das heißt über die Zeit hinweg trotz mancher Veränderungen ein und dieselbe Person zu bleiben. Wenn die synchrone Identität einem versichert, dass man der ist, in dessen Umwelt man ist, so bestätigt einem die diachrone Identität, dass man der ist, der man gestern war (Fuhrer & Kaiser, 1993). Die Ich-Identität umfasst die soziale Identität, d. h. die Art und Weise der Beziehungen zu anderen Menschen, die nationale Identität, die kulturelle Identität, d. h. die Identifizierung mit der Kultur, der sich ein Mensch zugehörig fühlt, die Orts-Identität und die ökologische bzw. Umweltidentität (environmental identity), die sich durch Erfahrungen mit der Natur herausbildet (Clayton, 2003).
    Eine besondere enge kurz dauernde Mensch-Umwelt-Beziehung ist das Transzendenzerleben . Williams & Harvey (2001) haben es beschrieben als
    • starkes Gefühl, mit der Umwelt eng verbunden zu sein
    • Eindruck, mit der Umwelt zu einer Einheit zu verschmelzen
    • neue Sinnerfahrung
    • Eindruck von Zeitlosigkeit und völligem absorbiert Sein
    • Flow-Erleben, ein Gefühl der Leichtigkeit und Schwerelosigkeit.
    Das Transzendenzerleben ist ein sehr positives und tiefes Gefühl. Man ist außerhalb der Zeit, man ist vollkommen in Anspruch genommen, und man fühlt sich leicht. Manche Landschaften sowie bestimmte Naturelemente wie Bäume, Gewässer, ein Sonnenauf- oder Sonnenuntergang fördern das Erleben von

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