Natur
lerntheoretische Sicht ist zu empfehlen, altruistisches statt eigennütziges Verhalten mit positiven Konsequenzen zu verknüpfen, so dass jeder Beteiligte lernt, dass es mehr Vorteile bringt, das Gemeinwohl im Auge zu haben als ohne Rücksicht auf andere und die Umwelt zu «raffen». Gelingt dies, ist an die Stelle einer individuellen eine kollektive Rationalität getreten, die Frey & Bonert (1996) als «Umweltmoral» bezeichnet haben. Wenn Menschen bereit sind, im Gemeininteresse zu handeln und zwar auch dann, wenn dies aus individueller Sicht im gegenwärtigen Augenblick nicht besonders attraktiv erscheint, verhalten sie sich moralisch. Doch die Bereitschaft, die individuelle zugunsten der kollektiven Rationalität aufzugeben, ist nicht unbegrenzt. Sie ist umso geringer, je höher die subjektiven Kosten ausfallen.
Zusammenfassend ist festzuhalten: Ansatzpunkte, das sozialökologische Dilemma zu beheben, sind die Aufteilung und Privatisierung von Räumen, die Einführung von Kontrollinstanzen und Regelungen sowie positive Vorbilder. Zu beachten ist darüber hinaus, dass die persönlichen Kosten umweltschonenden Verhaltens nicht zu hoch ausfallen.
4.3 Erhaltung der Natur im Lebensraum des Menschen
Um die Makroebene zu beeinflussen, benötigt man gesellschaftliche Leitbilder, die politisch unterstützt und mit konkreten Programmen und Maßnahmen gefördert werden. Ein wichtiges Leitbild, das sich in den 1990er Jahren herausbildete, ist die nachhaltige Entwicklung, kurz als «Nachhaltigkeit» bezeichnet. Es reicht in alle Politikbereiche hinein (Deutscher Bundestag, 1998). Neueren Datums ist das speziell auf städtische Umwelten bezogene Leitbild der grünen Stadt (green city).
Das Leitbild der Nachhaltigkeit
Der Mensch muss ein Interesse daran haben, die Natur in einem Zustand zu erhalten, der sein Überleben und das nachfolgender Generationen ermöglicht. Weil indessen die Vorräte der Natur nicht so schnell erschöpft sind und sich die Folgen der Verschmutzung und Verdrängung der Natur nicht immer sofort bemerkbar machen, und weil diejenigen, die von der Natur profitieren, nicht unbedingt auch diejenigen sind, die sich mit den negativen Folgen auseinandersetzen müssen, wird das Interesse am Erhalt der Natur nicht konsequent verfolgt. Hier ist ein überindividuelles Leitbild erforderlich. Ziel des Leitbildes der nachhaltigen Entwicklung ist, die Lebenssituation der gegenwärtigen Generation stetig zu verbessern, ohne dadurch die Zukunftsperspektive künftiger Generationen zu verschlechtern. Auf die natürlichen Ressourcen sollte deshalb nur in dem Ausmaß zugegriffen werden, in dem die Bestände nachwachsen (Hoffmann-Müller & Lauber, 2008).
Nachhaltiges Umweltverhalten gab es schon in früheren Zeiten, ohne dass es so bezeichnet wurde. Dies zeigt das von Zube (1991) geschilderte Beispiel:
Die englischen Siedler, die im 17. Jahrhundert in der Neuen Welt Kolonien gründeten, nahmen die noch unberührte Natur als unschöne desolate Wildnis wahr, die es zu erobern und auszunutzen galt. Die Sicht der dort lebenden Indianer war eine völlig andere. Deren hohe Wertschätzung der Natur rührte daher, dass sie sich als Teil der Natur verstanden. Deshalb wechselten die Indianer auch ihre Standorte, um die natürlichen Ressourcen nicht übermäßig zu beanspruchen. Damals gab es das Leitbild der nachhaltigen Entwicklung noch nicht, sonst hätte man den Siedlern das Verhalten der Indianer als leuchtendes Beispiel für nachhaltiges Verhalten vor Augen führen können. Die nur an die Gegenwart denkenden Siedler interessierten sich nicht für den Zustand einer übermäßig genutzten, ausgeplünderten Natur, die man künftigen Generationen hinterlässt.
Das Leitbild der Nachhaltigkeit ist ein interdisziplinäres Konzept. Es umfasstdrei Dimensionen: die ökologische, die ökonomische und die soziale Dimension. Es gilt, die natürliche Umwelt zu erhalten, eine dauerhaft tragfähige Wirtschaftsweise zu implementieren und den Bedürfnissen des Menschen Rechnung zu tragen. Die ökonomische Dimension spielt im Bereich Natur schon allein deshalb eine zentrale Rolle, weil die meisten und größten Eingriffe in den Naturhaushalt wirtschaftlichen Zwecken dienen. Im Leitbild der Nachhaltigkeit greifen alle drei Dimensionen ineinander.
Abbildung 4-10: Das Konzept der nachhaltigen Entwicklung (Hacke et al., 2005, S. 3)
Inwieweit dem Leitbild entsprochen wird, lässt sich an der Nutzung und dem Verbrauch der Primärenergie, den
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