Natur
beispielhafte Meinungen und Denkweisen, erinnernde Hinweise sowie Gelegenheiten, das Verhalten in der unmittelbaren Umgebung anzuwenden (Werner, 1999, S. 144).
Das soziale Milieu spielt nach Fuhrer & Wölfing (1996) auch eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Umweltbewusstsein.
Damit der einzelne überhaupt vom Sommersmog oder vom Nitrat im Trinkwasser erfährt, müssen ihm diese Probleme mitgeteilt werden. Die Wahrnehmung von Umweltproblemen ist also meist sozial vermittelt […] Umweltprobleme sind häufig nur aus «zweiter Hand» erfahrbar. Folglich wird sich das individuelle Umweltbewusstsein nur im sozialen Diskurs heraus bilden (Fuhrer & Wölfing, 1996, S. 221).
Im Kommunikationsprozess bilden sich Vorstellungen bzw. soziale Repräsentationen heraus, die von anderen Menschen, den Bezugspersonen und Bezugsgruppen, geprägt wurden. Soziale Repräsentationen bestehen aus den drei Komponenten Wissen, Werte und Absichten (Fuhrer & Wölfing, 1996).
Zusammenfassend ist festzuhalten: Um umweltschonendes Verhalten zu fördern und zu bekräftigen, sind Einstellungen, Umweltwissen, Verhaltensangebote und Verhaltensanreize sowie soziale Normen wichtige «Stellschrauben».
Das sozialökologische Dilemma
Ein wesentlicher Grund, warum die Ressourcen der Natur im Übermaß genutzt werden, ist die Konstellation, die als sozialökologisches Dilemma oder Allmende-Klemme oder im Englischen als «tragedy of the commons»(Hardin, 1968) bezeichnet wurde (vgl. Hunecke, 2001). Eine Allmende ist jener Teil des Gemeindevermögens, an dem alle Gemeindemitglieder das Recht zur Nutzung haben. Beispiele für Allmenden sind Wege, Gebiete, Wälder, Gewässer und Weideland. Das Dilemma tritt bei der gemeinsamen Nutzung auf. Auf der Gemeindewiese können alle Gemeindemitglieder ihre Tiere weiden lassen. Das Problem entsteht durch eigennütziges Denken und Handeln, wenn jeder Beteiligte bestrebt ist, seinen Gewinn zu maximieren, die Regenerations- und Wachstumsfähigkeit dernatürlichen Ressourcen aber nicht so weit reichen wie die summierte Eigennützigkeit. Die Beteiligten haben die Vorteile nur im Augenblick und für kurze Zeit, die Schädigung tritt später zutage.
Die Mitmenschen sind in diesem Modell im Unterschied zu der Theorie von Ajzen keine Vorbilder und Normgeber, sondern Konkurrenten. Das individuelle Verhalten gegenüber der natürlichen Umwelt wird durch die soziale Einbindung negativ beeinflusst, indem der einzelne mehr nimmt als er es tun würde, wenn er rational bzw. umweltbewusst handeln würde. Bei einem solchen Dilemma reicht ein psychologischer, allein auf individuelle Änderungen des Verhaltens abzielende Ansatz nicht weit genug, denn das Verhalten ist hier nicht Folge persönlicher Eigenschaften wie zum Beispiel von Raffgier, sondern eine Folge einer sozialen, durch Konkurrenz und Wettstreit geprägten Konstellation. Um solche Dilemmata aufzulösen, bedarf es der Änderung der soziale Situation. Ansatzpunkte sind die Einführung einer Kontrollinstanz, über die geregelt wird, was jedem zusteht und welches Limit er nicht überschreiten darf, oder die Privatisierung. Die Allmende wird aufgeteilt und privatisiert, das heißt es werden öffentliche in sekundäre oder primäre Territorien umgewandelt, die nicht mehr für jedermann zugänglich sind. Dass das angesichts der Globalität von Ressourcen wie zum Beispiel dem Fischbestand in den Weltmeeren nur schwer zu bewerkstelligen ist, zeigt indessen die Begrenztheit dieses Ansatzes.
In sozialpsychologischen Experimenten wurde der Konflikt zwischen Eigennutz und altruistischem Verhalten unter kontrollierten Bedingungen analysiert. Dabei zeigte sich, dass das Modell von Hardin (1968) 51 ergänzungsbedürftig ist (Feeny et al., 1990). Denn die Nutzer merken nach einiger Zeit, dass sie so nicht weiter machen können, wenn sie sich nicht allesamt das Wasser abgraben wollen. Inwieweit dann jedoch eine Selbstorganisation greift, die eigennütziges Verhalten bremst, und inwieweit selbst gesetzte Regelungen auch umgesetzt werden, hängt von mehrerenFaktoren ab. Notwendig sind zum Beispiel klar definierte Grenzen, eine allgemeine Billigung und Teilnahme an den kollektiven Entscheidungen und Sanktionsmöglichkeiten bei Regelverletzungen. Ein förderlicher Faktor ist ein Vorbild mit einem hohen Status. Die Handlungsweise einer bekannten und geschätzten Person, die offenkundig uneigennützig handelt, fördert die Bereitschaft zu kooperieren (Milinski et al., 2002).
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