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Natur

Natur

Titel: Natur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Flade
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sondern insbesondere auch des Könnens. Dazu sollen drei Beispiele dargestellt werden:
    Beispiel 1: Verkehrsmittelnutzung
    Allen Besucher des Nationalparks sollte am Eingang des Nationalparks ein ansprechend gestaltetes Informationsblatt ausgehändigt werden, welches auf die dort verkehrende Buslinie hinweist. Der subjektive Möglichkeitsraum wird erweitert, wenn man weiß, dass alle zwanzig Minuten ein komfortabler Bus verkehrt, der nicht mehr Zeit benötigt als das Auto.
    Beispiel 2: Energiesparen
    Energiesparhäuser sind Verhaltensangebote, die es den Nutzern leicht machen, Energie zu sparen. Das Ergebnis einer Befragung von Passivhausbewohnern war, dass sie nicht umweltbewusster sind als die Bewohner konventioneller Häuser (Flade et al., 2003). Die Analyse der Umzugs- bzw. Kaufgründe zeigte vielmehr, dass sie wegen des günstigen Wohnstandorts und des vergleichsweise niedrigen Preises und nicht aus Energiespargründen in ein Passivhaus gezogen waren. Ausschlaggebend waren vielmehr das Verhaltensangebot und dessen Kenntnis.
    Ein weiteres Ergebnis war, dass sich die Passivhausbewohner in ihrem Umweltverhalten nicht von der Vergleichsgruppe unterscheiden. Beispielsweise nutzen sie den Pkw ähnlich oft oder trennen den Müll ähnlich häufig (vgl. Abbildung 4-7 ). Das Ergebnis besagt, dass Passivhäuser nachgefragtwürden, wenn sie nicht teurer wären und günstig gelegen sind, das heißt wenn Anreize bestehen, sich dafür zu entscheiden.

    Abbildung 4-7: Umweltverhalten von Bewohnern von Passivhäusern und konventionellen Häusern (Flade et al., 2003; eigene Grafik)
    Beispiel 3: Müllbeseitigung
    Abfallbehälter, Papier-Container und Behälter für leere Flaschen fordern auf, sie zu benutzen. Angebote wie die in Abbildung 4-8 gezeigten werden im Englischen als «prompts» bezeichnet. Wie Bell et al. (1996) berichten, sind prompts ein wirkungsvolles Mittel, um das Wegwerfen von Abfall im öffentlichen Raum zu verhindern. Voraussetzung ist jedoch, dass die prompts auch gesehen und akzeptiert werden.

    Abbildung 4-8: Abfallbehälter mit Anreizen, sie zu benutzen ( www.stadtreinigung-hh.de )
    Anreize
    Wichtige Einflussfaktoren des Umweltverhaltens sind Anreize, die vorhandenen Angebote zu nutzen. Anreize können unkonventionelle künstlerische Aktionen im öffentlichen Raum sein, die die Aufmerksamkeit auf das Thema «Schutz der Natur» lenken 50 .
    Kaum jemand verhält sich umweltverträglich, wenn es für ihn nachteilig ist und mit Mühe, Kosten und Zeitaufwand verbunden ist. Wenn zum Beispiel ein Ticket für den öffentlichen Verkehr als zu teuer angesehen wird, besteht zwar ein Verhaltensangebot, aber es fehlt der Anreiz, dieses Angebot zu nutzen. Auf einen kurzen Nenner gebracht: Nur wer weiß, was zu tun ist, wie man es macht und dass es sich rechnet , wird sich umweltbewusst verhalten. Die Forschungsergebnisse belegen die Bedeutung solcher individuellen Nutzen-Kosten-Überlegungen in Bezug auf Verhaltensangebote (vgl. Bamberg, 1999; Jungermann, 2005).
    Der Einfluss sozialer Normen
    Die Theorie des geplanten Verhaltens wird häufig herangezogen, um Verhalten zu erklären. Sie hat sich, zum Beispiel bei der Analyse der Verkehrsmittelnutzung als nützlich erwiesen (Bamberg, 1999). Wie in dem Modell von Fietkau & Kessel sind auch hier die Einstellung zu einem Verhalten und die Verhaltensangebote bzw. die wahrgenommene Verhaltenskontrolle maßgebliche Einflussfaktoren. Hinzu kommen die Motivation und die soziale Umwelt. Die Motivation, etwas Bestimmtes zu tun, manifestiert sich in den Verhaltensabsichten. Inwieweit die Absichten realisiert werden, hängt wiederum von den vorhandenen Realisierungsmöglichkeiten ab. Mit der Differenzierung zwischen Verhaltensabsichten und Verhalten lassen sich die Diskrepanzen zwischen Einstellung und Verhalten erklären: die betreffende Person hat keine Möglichkeit, ihre Verhaltensabsicht zu realisieren.

    Abbildung 4-9: Theorie des geplanten Verhaltens (Ajzen, 1991, S. 182)
    Ein wesentlicher Punkt ist, dass der Mensch ein «Sozialwesen» ist, das sich an den Meinungen und dem Verhalten der anderen orientiert. Die in der Gesellschaft und in der Bezugsgruppe herrschenden sozialen Normen beeinflussen als subjektive Normen das Verhalten. An ihnen lässt sich ablesen, ob das eigene Verhalten richtig ist oder nicht. Damit umweltbewusstes Verhalten praktiziert wird, bedarf einer normativen Grundlage
    Effektive langfristige Veränderungen benötigen ein unterstützendes soziales Milieu,

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