Natur
Umweltbewusstseinskomponenten und inhaltlichen Bereichen sind die folgenden Items:
emotionale Bewertung/Bereich Energiesparen: Ich ärgere mich über Leute, die wegen ein paar Tassen oder Tellern gleich die ganze Geschirrspülmaschine in Gang setzen
Einstellung/Verkehrsverhalten: Ich wäre dafür, in den Innenstädten und Naherholungsgebieten grundsätzlich den Autoverkehr einzuschränken, wenn dafür gute Nahverkehrslinien und Radwegeverbindungen geschaffen würden.
Das Umweltverhalten zum Umweltbewusstsein zu rechnen, würde Sinn machen, wenn es mit den anderen Komponenten hoch korreliert. Das trifft jedoch nicht zu (Schahn, 1993). Die Einschätzung einer Person, wie wichtig ihr der Umweltschutz ist, hat zum Beispiel nur wenig damit zu tun, wie viel Geld sie für umweltfreundliche Produkte ausgibt (Auger & Devinney, 2007). Dieses Ergebnis spricht dafür, das Umweltbewusstsein nicht allzu umfassend zu definieren, also das Umweltverhalten nicht darunter zu subsumieren.
Voraussetzungen umweltbewussten Verhaltens
Wie wichtig Einstellungen sind, macht das Modell von Fietkau & Kessel (1981) deutlich, in dem sie die zentrale Komponente sind (vgl. Abbildung 4-5 ). Einstellungen sind Meinungen, Bewertungen und Verhaltensbereitschaften, das heißt Prädispositionen, in einer bestimmten Art und Weise auf etwas zu reagieren (Eagly & Chaiken, 1993; Hellbrück & Fischer, 1999).
Dass Einstellungen zu einem Sachverhalt und sich darauf beziehende Verhaltensweisen häufig nicht übereinstimmen, zeigt nicht nur die Fähigkeit,kognitive Dissonanz zu ertragen, oder aber das Geschick, Rechtfertigungen zu erfinden, warum man sich trotz besseren Wissens nicht umweltschonend verhält, sondern es macht auch offenkundig, dass sich die Zusammenhänge zwischen Einstellung und Verhalten nicht mit einem einfachen Kausal-Modell beschreiben lassen. Die möglichen Gründe für die Diskrepanz zwischen Einstellung und Verhalten legt das Modell von Fietkau & Kessel offen.
Abbildung 4-5: Einflussfaktoren umweltschonenden Verhaltens (Fietkau & Kessel, 1981, S. 10)
Mit dem Modell soll das Umweltverhalten mit Bezug auf
• das Umweltwissen und die Einstellungen zur Umwelt
• die Verhaltensangebote und Verhaltensanreize erklärt werden.
Wissen und Einstellungen
Das Wissen beeinflusst das Verhalten nicht direkt, sondern auf dem Wege der darüber beeinflussten Einstellungen. Einstellungen speisen sich aus zwei Quellen: aus über Medien oder andere Personen vermitteltem Wissen und aus den direkten Erfahrungen. Die Wissensvermittlung kann mehr oder weniger abstrakt oder bildlich und anschaulich sein.
Abbildung 4-6: Anschauliche bildhafte Wissensvermittlung (eigenes Foto)
Das Interesse am Schutz der Natur ist ausgeprägter, wenn die Natur direkt erlebt wird. So haben zum Beispiel Kals et al. (1998) empirisch bestätigt, dass die Häufigkeit von Naturaufenthalten sowohl mit der Verhaltensabsicht als auch mit dem Verhalten, die Natur zu schützen, korreliert.
Medial vermittelte Informationen sind häufig allzu abstrakt. Bilder und Filme sind wichtige Mittel der Veranschaulichung. Positive Einstellungen gegenüber der Natur bilden sich schwerlich heraus, wenn die Natur nie erfahren wird und das Wissen darüber schwer verständlich mitgeteilt wird. Eine anschauliche bildreiche Wissensvermittlung wird umso wichtiger, je schwerer sich direkte Naturerfahrungen realisieren lassen.
Verhaltensangebote
Das Modell von Fietkau & Kessel besagt weiter, dass es von den wahrgenommenen Verhaltensangeboten bzw. Handlungsalternativen abhängt, inwieweit es überhaupt Sinn macht darüber nachzudenken, ob man auch anders handeln könnte. Die Beachtung von Realisierungsmöglichkeiten ist wichtig, um umweltunverträgliches Verhalten nicht vorschnell als intendiert anzusehen. Die Alternativen, zwischen denen entschieden wird, sind dabei nicht die objektiv vorhandenen, sondern diejenigen, die dem betreffenden Menschen bekannt sind (Tanner, 1998). Die real existierenden Möglichkeiten stellen, wie es Tanner formuliert hat, den objektiven Möglichkeitsraum dar. In diesem ist der subjektive Möglichkeitsraum enthalten. Das Ausbleiben von Verhaltensweisen lässt sich also nicht einfach mit mangelnder Motivation abtun. Es ist vor allem auch eine Frage der wahrgenommenen Gelegenheiten. Die objektiven Handlungsalternativen müssen subjektiv präsent sein, sie müssen «in den Sinn kommen». Ob umweltbewusstgehandelt wird oder nicht, ist so nicht nur eine Frage des Wollens
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