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Nauraka - Volk der Tiefe

Nauraka - Volk der Tiefe

Titel: Nauraka - Volk der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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begeistert begrüßt, und das beruhigte Lurdèa über alle Maßen. Seine Untergebenen schienen an ihrem Herrn zu hängen und sich hier oben in der Einsamkeit nicht als Gefangene zu fühlen.
    Sie verbesserte ihn nicht, als er sie als Raëlle vorstellte, und dann zeigte er ihr die Burg. Er hatte nicht zu viel versprochen, sie war anheimelnd und üppig ausgestattet mit Holz, Teppichen, Kissen, Skulpturen und Schnitzereien. Viele Kerzen verbreiteten warmes Licht, die Fenster waren groß und gut abgedichtet. Überall hingen duftende Kräutersträuße. 
    Am meisten freute Lurdèa sich auf ein heißes Bad, das bereits vorbereitet wurde, und ihr neues Bett, das fast so weich war wie ihr Hängenetz, sauber und duftend.
    »Dein Gemach liegt neben meinem«, sagte Berenvil. »Du kannst es einrichten, wie du magst.«
    Das Zimmer war nicht groß, doch es genügte vollauf, um sich wohlzufühlen. Bis auf den Gastsaal, wie Berenvil ihn nannte, gab es keine größeren Räume und nur schmale Gänge, um die Kaminwärme bestmöglich zu nutzen. 

    Die nächsten drei Tage vergingen schnell. Lurdèa nahm sich Zeit, sich alles anzusehen, flog mit Berenvil auf Sahum ins Dorf hinunter und sprach mit den Menschen dort, denen sie als künftige Burgherrin vorgestellt wurde. Sie achtete sehr genau auf Gestik und Haltung, auf das Unbewusste, und war beruhigt. In der Tiefe hätte das Wasser hier einen guten Geschmack gehabt. Die Leute waren einfach, aber sauber gekleidet und litten offensichtlich keine Not. Sie zeigten deutlichen Respekt vor dem Burgherrn, aber keine Angst. Auch ihre Augen blickten klar und lebhaft.
    Nach drei Tagen war Lurdèa bereit, den ersten vereinbarten Schritt zu tun. Sie fühlte, dass sie das Richtige getan hatte, um sich ein neues Leben im Exil aufzubauen. Sie versöhnte sich mit ihrem Schicksal, streifte die Vergangenheit endgültig zusammen mit ihrem Namen ab, um sich eine Zukunft mit Berenvil aufzubauen.
    Die Zeremonie fand statt, wie sie es gewünscht hatte, und anschließend durften alle mitfeiern. Der Saal war brechend voll, da auch viele aus dem Dorf den stundenlangen beschwerlichen Weg auf sich genommen hatten. Lurdèa – nunmehr Raëlle – wurde allerdings recht still, je weiter der Abend voranschritt. Berenvil respektierte ihre Zurückhaltung und verlangte keine ständige Aufmerksamkeit von ihr, achtete allerdings darauf, dass sie gut bedient wurde. Sie nahm erfreut zur Kenntnis, dass er nur sehr wenig trank. Während der ganzen Reise schon hatte er sich damit zurückgehalten. Sie hatte ihn nie ausfallend oder zornig erlebt, er wirkte stets ausgeglichen und gelassen. Seinen Untergebenen gegenüber war er durchaus streng, aber nicht ausfallend.
    Als das Fest auf dem Höhepunkt war, noch vor Mitternacht, wollte Raëlle sich zurückziehen, doch sie wusste nicht, wie sie es ihrem Gemahl mitteilen sollte und fürchtete sich vor diesem Moment und dem, was folgen würde. Darüber hatten sie nie gesprochen. Doch bald konnte sie es nicht mehr aufschieben, sie musste ihm sagen, dass sie das Bett nicht mit ihm teilen konnte, dass sie zu diesem letzten Schritt noch nicht bereit war. Berenvil hatte sich bisher zurückgehalten, da er ziemlich traditionell in diesen Dingen war. Er hatte sie noch nicht einmal geküsst, doch sie glaubte nicht, dass er nun noch länger warten würde.
    Sie hätte längst mit ihm reden sollen. Aber sie hatte sich zu sehr geschämt und sich vor seiner Reaktion gefürchtet.
    Als hätte er ihre Nöte bemerkt, beugte Berenvil sich plötzlich zu ihr herüber und wisperte in ihr Ohr: »Luri …« Allein dabei wurde ihr schon warm ums Herz, dass er gerade in diesem Moment ihren Kindernamen verwendete. »Wenn du müde bist, geh zu Bett. Du hast eine sehr lange, anstrengende Reise hinter dir und eine neue Welt betreten. Dies ist dein Moment, er gehört nur dir. Ziehe dich zurück und lasse deinen Gedanken freien Lauf. Wenn du etwas wünschst, lass es deine Leibdienerin wissen. Aber nun geh unbesorgt, meine Mohnblume. Sei versichert, ich bin heute der glücklichste Mann in ganz Nerovia.«
    »Ich danke dir«, wisperte sie scheu. »Dann ziehe ich mich jetzt zurück, mit deiner Erlaubnis.«
    »Du brauchst keine Erlaubnis, du bist frei und kannst gehen, wann und wohin du willst.« Berenvil erhob sich auf der Stelle, als sie ihren Platz verließ, nahm ihre Hand und hauchte mit einer Verbeugung einen Kuss darauf. »Meine Verehrung, edle Dame. Darf ich ... dich später noch besuchen, um dir Gute Nacht zu

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