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Nauraka - Volk der Tiefe

Nauraka - Volk der Tiefe

Titel: Nauraka - Volk der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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vor Glück ihre Hände so fest, dass sie einen Schmerzlaut ausstieß, und er ließ sie erschrocken los.
    »Doch ich knüpfe Bedingungen daran«, fuhr sie ernst fort. »Bevor wir den Bund schließen, sehe ich mir alles an und erbitte drei Tage Bedenkzeit. Den Bund wird jemand schließen, der Schamane oder mindestens Heiler ist, und nur wir beide werden zugegen sein. Danach magst du ein Fest für Volk und Gesinde ausrichten, das gehört sich so.«
    »Einverstanden, ich ―«
    »Ich war noch nicht fertig, mein Lieber. Dieser Bund wird nur vorübergehend geschlossen. Er ist auf ein Jahr und einen Tag befristet. Erst danach werde ich, wenn ich immer noch gewillt bin, den endgültigen Bund mit dir eingehen, andernfalls ist er hinfällig und ich kann gehen.«
    Er lächelte sie an. »Noch immer einverstanden«, erklärte er, und damit war es beschlossene Sache.

    Der Rest kam Lurdèa wie ein Traum vor. Berenvil konnte es jetzt nicht mehr erwarten, nach Hause zu kommen. Am nächsten Tag, in aller Frühe, schickte er einen geflügelten Boten zu seiner Burg hinauf, die von hier unten aus schon als kleiner dunkler Abriss vor der Schneepracht kurz vor dem Gipfel zu erkennen war. Dann führte er seine Braut an den Rand einer Kluft, von der aus kräftige Winde herauffauchten, bis zu den Flanken des Berges zischten und sich lüstern am Gestein rieben. 
    Kurz darauf sah Lurdèa staunend hoch oben einen riesigen Greifvogel aufsteigen, dessen Gefieder unten leuchtend rot und oben pechschwarz war, mit gelbem Schnabel und gelben Fängen. Er stieß einen hohen Pfiff aus und schraubte sich dann in Spiralen herab.
    »Sahum, einer der Himmelskönige«, sagte Berenvil stolz. »Sie leben versteckt in hohen Gebirgen. Ich fand ihn als Jungvogel, der aus dem Nest gefallen war, und zog ihn selbst auf. Ist er nicht herrlich?«
    »Ja«, gab Lurdèa bewundernd zu. »Das Gegenstück zu unseren Seeschwärmern, er dürfte auch fast so groß sein.«
    Sahum landete auf einem Felsen nah an der Kluft, seine mächtigen Krallen gruben sich knirschend in das Gestein. Er faltete die Flügel zusammen und beäugte Lurdèa neugierig aus nebelgrauen Augen, die von innen heraus zu glühen schienen.
    »Damit sind wir in wenigen Augenblicken in meiner Burg«, sagte Berenvil. »Ich will sie dir als Erstes zeigen, und danach alles andere.«
    »Das heißt, wir reiten, ich meine, wir fliegen auf ihm?« Lurdèas Stimme überschlug sich fast.
    »Hast du Angst?«, fragte er verwundert und besorgt.
    »Angst? Ich? Ich habe Seeschwärmer geritten! Ich kann es kaum erwarten!« Begeistert kletterte sie in den Nacken des gewaltigen Vogels, setzte sich direkt am Flügelansatz darauf, während Berenvil vor ihr Platz nahm.
    Dann breitete der Himmelskönig auch schon seine Schwingen aus, stieß sich ab und ließ sich in die Kluft fallen. Einen kurzen Moment ging es rasend schnell abwärts, doch dann erwischte er den richtigen Aufwind, und nun ging es noch schneller nach oben.
    Lurdèa schrie und lachte und jubelte die ganze Zeit, bis sie heiser war, und weinte vor Glück. Es war fast wie in der Tiefe, und sie breitete die Arme aus und tauchte in den Wind ein.

    Burg Dorluvan ragte aus schroffen Felsen heraus, zu der nur ein einziger, aus tausenden Stufen bestehender Weg führte, der sich an der Flanke des Berges entlangwand.
    Domgar war ein mächtiger, steil aufragender, unwirtlicher Berg. Gleich über der Burg begann die Schneegrenze, im Winter sank sie bis fast ins Tiefland hinab. Seine eisige Spitze überragte alle anderen Berge, kratzte fast an den Wolken, und bot einen imposanten Anblick aus der Warte eines Greifs.
    Lurdèa wollte von Berenvil noch wissen, wie es ihm gelungen war, diese massive, aus schwarzem Gestein gemauerte Burg hier oben zu errichten, die zum Teil über dem Abgrund, nur von riesigen Stützbögen gehalten, schwebte. Die Außenmauer war unüberwindlich und beschützte im Inneren ein fünfeckiges Hauptgebäude, dessen oberstes Stockwerk über die Mauer hinausragte. Direkt daneben angebaut, das Gebäude überragend, erhob sich ein gewaltiger fünfeckiger Turm mit einer Spitze, die dem Berggipfel nachgeahmt war.
    Dienerschaft und Wachmannschaft liefen zusammen, als Sahum auf der Außenmauer landete und die Schwingen anschließend geöffnet ließ, damit Lurdèa und Berenvil auf den Wehrgang hinabsteigen konnten. Noch bevor sie sich umwandten, hatte der Himmelskönig sich bereits wieder in die Lüfte erhoben und flog mit einem letzten Pfiff davon.
    Berenvil wurde

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