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Nauraka - Volk der Tiefe

Nauraka - Volk der Tiefe

Titel: Nauraka - Volk der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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aus. »Schöne Worte dafür, dass du uns benutzen willst!«
    »Nun, nicht mehr als jeder andere Kriegsherr auch. Und ich biete euch dafür eine gute Zukunft! Seht es doch ein, mit eurem Volk und der See seid ihr fertig. Eure Heimat ist nun hier, und ihr werdet viel für mich tun können. Im Gegenzug biete ich euch Schutz und Geborgenheit, und einen Anteil an der Herrschaft über dieses und vielleicht auch mein künftiges Reich. Wir sind eine Familie! Jeder wird für den anderen da sein.«
    »Bestie«, stieß Lurdèa hasserfüllt hervor. »Denkst du, du wirst auch nur noch ein einziges Mal deine Hände an mich legen?«
    »Ich bin’s gewohnt, keusch zu leben«, lächelte er. »Der kommende Krieg ist zudem erregend genug für mich. Die betulichen Zeiten sind vorbei, nun werde ich wieder handeln. Da bleibt ohnehin kaum Gelegenheit, mich an deiner unvergleichlich zarten Haut zu wärmen.« Er gab zwei Wächtern einen Wink. »Bringt sie ins Turmzimmer, schließt ab und haltet Wache. Sie sollen aufs Beste versorgt und mit allem Respekt behandelt werden, dürfen aber den Turm nicht verlassen.«
    Lurdèa stemmte Erenwin hoch, dessen Krämpfe endlich aufgehört hatten. »Los, Bruder, wir gehen ins Gefängnis.« Sie half ihm auf die Beine. Er überragte sie nun um fast zwei Köpfe und war doppelt so breit wie ein normaler Mann. Gewaltige Muskeln spannten sich unter der Schuppenhaut an, als er sich bemühte, das Gleichgewicht zu finden.
    »Was hindert mich, ihm den Kopf abzubeißen?«, zischte er durch seine beeindruckenden Zähne.
    »Ungefähr sechs Speere und vier Schwerter«, antwortete sie. Mit einem unergründlichen Ausdruck in den Augen sah sie ihren Gemahl an. »Konnte ich dir denn gar nichts geben? Verständnis und Güte? Nicht ein bisschen davon?«
    »Du kannst mir nichts geben, was keinen Platz mehr in mir hat«, versetzte Berenvil. »Frag deinen Bruder. Das ist nicht Drachenart.«
    »Trotzdem habe ich versagt«, erwiderte sie. »Dann habe ich wohl nichts Besseres verdient als den Kerker. Obwohl ich nicht glauben will, dass ich dir gar nichts zu bieten hatte, abgesehen von meinem gebärfähigen Körper.«
    »Du hast mich zum Lachen gebracht«, antwortete er nach einigem Nachdenken. »Das Volk lebt glücklich, seit du hier bist.«
    »Und?« Auffordernd sah sie ihn an.
    Doch er winkte ab und setzte eine muntere, strahlende Miene auf, ganz der charmante Berenvil, wie sie ihn kannte. In diesem Augenblick sah er jünger denn je aus, verführerisch und anziehend, als würde er keinerlei finstere Absichten hegen. 
    »Aber wir wollen viele Völker glücklich machen, und allen voran die Nauraka! Lasst uns zu neuen Taten schreiten. So kurz vor dem Ziel halten wir jetzt nicht inne!«

    Das fünfeckige Turmzimmer war für die Geschwister bereits vorbereitet worden. Ein schmales, aber bequem aussehendes Bett an je einer Wand, Waschtisch und Kleidertruhe, und nebenan ein Zuber für ein Bad. Vor dem Fenster stand ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen. Auf dem Boden lagen dicke Teppiche, für die nötige Wärme sorgte ein großer Kamin, und an den aus dickem Stein gemauerten, unverputzten Wänden hingen seidene Teppichgemälde und Kerzenhalter.
    »Ein luxuriöser Kerker«, bemerkte Lurdèa, während sie sich umsah. »Nicht viel bescheidener als mein bisheriges Gemach.« 
    Eine Magd und ein Knecht huschten hinter ihnen herein und stellten ein Tablett voller warmer und kalter Speisen auf den Tisch, dazu eine Schale voll Früchte aus dem Tiefland, und kleine Süßigkeiten. Dazu  zwei Krüge mit Wein und Wasser und Pokale. Wie zum Hohn brachten sie auch Erenwins zerfetzte Kleidung und legten sie auf eine Truhe. 
    Der Knecht verließ schnell wieder das Zimmer, doch die Magd wandte sich Lurdèa zu. »Herrin«, und mit einem kurzen, scheuen Seitenblick zu Erenwin: »Herr, wenn Ihr an dieser Schnur zieht«, sie wies auf ein schmales Band neben der Tür, »kommt sofort Eure Leibdienerin und wird Eure Wünsche erfüllen.« Sie knickste und eilte dann hinaus. Lurdèa konnte sie noch erleichtert aufatmen hören, bevor die Tür geschlossen und verriegelt wurde.
    Beide Dienstboten schienen keinerlei Anstoß daran zu nehmen, dass ihre Herrin, die zuvor an Berenvils Seite Befehle gegeben hatte, nun hier eingekerkert wurde.
    »Das gibt wieder neue Legenden«, seufzte die Fürstin. »Die Prinzessin und das Monster, im Turm vereint. Und dabei sind wir nicht mal ein Liebespaar.« Ihr Blick glitt an ihrem Bruder hinab. »Bist du eigentlich noch ein

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