Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nauraka - Volk der Tiefe

Nauraka - Volk der Tiefe

Titel: Nauraka - Volk der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
Vom Netzwerk:
Perle nicht nur überleben, sondern mir ebenfalls auf den Feldzügen zu Lande nützlich sein. Das ist gut, sehr gut.«
    Genau wie bei Berenvils Kindern verwandelte sich Erenwins Haut auch in Schuppen und Borken. Seine Gestalt wurde klobig und verwachsen, sein Gesicht nahm noch mehr drachenartige Züge an, und Stacheln bohrten sich durch den Rücken. Nichts mehr von seiner einstigen Gestalt war zu erkennen.
    Lurdèas Miene wurde starr, sie richtete sich abrupt auf, und dann eilte sie zu ihrem gepeinigten Bruder, kniete bei ihm nieder, bettete seinen missgestalteten Kopf in ihrem Schoß und hielt ihn mit ihren Armen umfangen.
    Schleier wallten in seinen glasschwarzen Augen. »Verzeih mir …«, flüsterte er.
    »Ach, Eri …«, wisperte sie und wiegte ihn wie ein Kind. »Was soll ich erst sagen … ich habe gleich drei von eurer Sorte mit geschaffen …« Sie streichelte seinen schuppigen, nunmehr haarlosen Kopf und wischte ihm Speichel aus dem zähnestarrenden Maul.
    »Wer hätte das je gedacht, dass ich einmal eine glückliche Familie mein Eigen nenne!«, erklang Berenvils höhnische Stimme. Er war aufgestanden und schlug die Hände leicht aneinander, als würde er applaudieren. »Auch wenn dein Bruder nicht mehr allzu hübsch ist.«
    »Du bist das Monster, nicht er«, sagte Lurdèa leise zu ihrem Gemahl. »Und ich bin eines, weil ich gleich zweimal auf einen Lügner und Mörder hereingefallen bin.«
    »Du hast dir nichts vorzuwerfen, meine Liebe.« Berenvil blieb bei den Geschwistern stehen. »Deiner ersten Heirat bist du aus Pflicht gefolgt, und deiner zweiten … nun, weil du so tief verletzt warst und ich dir nur Gutes tat. Und daran wird sich nichts ändern.«
    »Du hattest mich also doch nur belogen«, sagte sie müde. »Nicht einmal unsere Begegnung war ein Zufall.«
    »Gewiss nicht. Der Sturm, den ich damals auf dem Meer entstehen ließ und gegen den erwachten Seedrachen richtete, hat dich in die Fänge des Händlers getrieben, der in meinem Auftrag handelte. Es war mein Schiff, das dort kreuzte, um dich aufzunehmen.«
    »Und du hast dich in den Käfig gesetzt, um mein Misstrauen zu zerstreuen.«
    »Keine leichte Aufgabe bei jemandem, der so tief verletzt wurde wie du. Janwe ist ein stinkendes Stück Mist, das war er schon immer, und ich kann nicht gutheißen, was er dir angetan hat. Aber deshalb ist er nicht weniger nützlich.«
    »Was ich nicht verstehe … wie konnte ich dich vor dem Ertrinken retten?«, fragte sie.
    »Ja, das war mein Meisterstück!«, strahlte er. »Das musste dich endgültig überzeugen, dass ich ein verletzlicher, guter Kerl war. Frag nicht, was für eine Selbstbeherrschung es mir abverlangte, keine Kiemen zu bilden! Die Sache mit dem Paddel allerdings war echt, das hat mir erhebliche Kopfschmerzen bereitet und meinen Plan beinahe zunichte gemacht. Glücklicherweise kam ich schnell wieder zu mir.«
    Sie schüttelte angewidert den Kopf. »Aber warum hast du dieses Spiel überhaupt getrieben? Du hättest es doch einfach wie Janwe machen können!«
    »Lurdèa, ich wollte dich für mich gewinnen, nicht dich brechen! Welchen Reiz hättest du schon als willenlose Sklavin? So was kann ich jeden Tag tausendfach haben. Aber nicht eine einzigartige, königliche Frau wie dich, die erobert sein will. Ich bin nicht so barbarisch wie Janwe, dafür genieße ich viel zu sehr die gemeinsame Lust. Tja, und außerdem wollte ich Kinder von dir. Mit Gewalt hätte ich also gar nichts erreicht.«
    Ratlos runzelte sie die Stirn. »Was soll das nun wieder heißen?«
    Er grinste. »Das habt ihr auch längst vergessen. Naurakische Frauen werden nur schwanger, wenn sie freiwillig zum lustvollen Höhepunkt kommen, sie allein entscheiden über die Empfängnis der Nachkommen. Auch ein Grund, warum es immer weniger Kinder gibt bei euch, aber die heutigen Naurakamänner begreifen das einfach nicht, allen voran dieser Dummkopf Janwe. Dass eure Eltern drei Nachkommen zeugten, muss man schon als wahres Wunder bezeichnen. Eine gewisse Harmonie und gegenseitiges Begehren muss zwischen ihnen demnach bestanden haben.«
    »Du hast also an alles gedacht«, stieß sie bitter hervor.
    »Planung und Geduld, und genügend Zeit dafür, wie ich bereits sagte. Ich bin viel zu alt, um mich noch von Emotionen in meinen Entscheidungen leiten zu lassen, und ein drittes Scheitern kann und will ich mir nicht leisten. Diesmal muss alles perfekt sein.« Er hob die Hände. »Aber nun los, ihr beiden! Es gibt viel zu tun.«
    Lurdèa spuckte

Weitere Kostenlose Bücher