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Nauraka - Volk der Tiefe

Nauraka - Volk der Tiefe

Titel: Nauraka - Volk der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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vorzubereiten.«
    Berenvil lächelte Erenwin auf seine gewinnende Weise an. »Die Schwarze Perle, die du gefunden hast, und die nun in dir ruht, ist mein Drachenauge. Endlich habe ich es wieder, du hast es mir gebracht, und ich bin dir zu Dank verpflichtet.«
    Erenwin griff sich an die Brust. »Du wirst sie nicht kriegen.«
    »Diesmal schon«, versetzte der Alte Feind überzeugt. »Ich konnte damals, nach dem Ende des Krieges, nicht mehr nach ihr suchen, weil ich viel zu geschwächt war. Es war besser, sich zurückzuziehen und abzuwarten. Eine hervorstechende Eigenschaft der Drachen, die nun auch ein Teil von mir ist, und sie gibt der Erfahrung recht. Vergiss nicht, diese Perle ist nicht nur ein Teil von dir, sie ist auch ein Teil von mir.« Er setzte ein süffisantes Grinsen auf. »Nun sag mir, junger Erenwin, wer ich bin. Wer wir beide sind.«
    »Du bekommst sie nicht«, wiederholte Erenwin, ohne darauf einzugehen.
    »Oh doch, denn ich schneide sie einfach aus dir heraus.«
    »Nein!«, schrie Lurdèa auf. »Verschone meinen Bruder, ich flehe dich an!«
    »Sei nicht albern«, erwiderte er. »Denkst du, mir bedeutet irgendein Leben etwas, wenn es mir im Weg ist? Ich habe schon Tausende getötet, auch Frauen und Kinder, viele davon mit eigener Hand, und nicht alle schnell und schmerzfrei. Nichts kann mich daran hindern.«
    »Aber …« Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »All die Jahre …«
    »Lurdèa, die Zeit mit dir war die schönste meines Lebens«, sagte er ernst. »Ich empfinde viel Zuneigung für dich, und ich möchte auch nicht, dass du stirbst. Und nicht nur, weil ich dich für meinen Feldzug auf dem Land brauche.«
    »N-nicht im Wasser?«
    »Dort handelt bereits dein erster Ehemann auf meinen Befehl, und meine Kinder werden ihn dabei unterstützen, Darystis anzugreifen.« 
    » Deine Kinder …«, hauchte sie und wurde kalkweiß.
    Er wies auf Erenwin. »Sie sind durch meinen Samen wie er, allerdings schon so geboren. Sie sind jetzt keine Kinder mehr, Lurdèa, diese Haut haben sie gerade abgestreift, nachdem sie vorhin nach dem letzten reinigenden Bad das Wasser verließen, und nun sind sie zu ihrer wahren Form herangereift. Ich habe dafür gesorgt, nachdem ich wusste, dass dein Bruder auf dem Weg ist.«
    Auf seinen Wink hin wurde eine Seitentür geöffnet, und die drei Jünglinge … nein, drei große Geschöpfe kamen herein. Lurdèa stieß einen Schrei aus.
    Das waren nicht mehr die entzückenden rosigen kleinen Geschöpfe, die sie geboren hatte, sondern fremde Wesen, die nach ihrer Häutung eine abscheuliche, verwachsene Abart eines Drachen verkörperten. Immer noch bewegten sie sich auf zwei Beinen, doch ihre Körper waren aufgedunsen, schwarzgrün und geschuppt, mit Drachenköpfen und Klauen statt Händen. Den Rücken entlang zog sich ein Stachelkamm.
    Ihre Augen waren rot und gelb gemasert, mit einer gezackten violetten Pupille, und Reißzähne ragten aus ihren Mäulern. »Wir sind immer noch deine Kinder, Mutter«, sagte der älteste.
    »Nein!«, rief Lurdèa abwehrend, voller Abscheu und Entsetzen. »Ihr seid nicht meine Kinder! Ich habe keine Ungeheuer geboren, die ihr seid!«
    »Ja, wenn man anders ist, hat man es nicht leicht«, schmunzelte Berenvil. »Tragt es mit Fassung, Kinder. Eure Mutter muss das erst verdauen, sie wusste bisher nichts davon.«
    Die drei verneigten sich vor Lurdèa und wandten sich ihrem Vater zu. »Haben wir die Erlaubnis zu gehen?«
    Er nickte. »Ihr wisst, was ihr zu tun habt.« Nachdem sie die Halle verlassen hatten, fuhr er fort: »Sie reisen nun ans Meer und werden Janwe bei seinem Kriegszug gegen Darystis unterstützen. Und diesmal wird keiner von eurer Sippe übrig bleiben, das kann ich euch versichern.«
    Erenwin fuhr mit hasserfülltem Gebrüll auf und versuchte, sich auf Berenvil zu stürzen, doch bevor er bei ihm ankam, brach er zusammen und stürzte zu Boden.
    »Was hast du gemacht?«, schrie Lurdèa ihren Gemahl an.
    »Nichts, meine Liebe, glaub mir.« Der Alte Feind hielt die heraneilenden Wachen mit einem schnellen Wink auf und schickte sie an ihren Platz zurück.
    Erenwin wand sich in Krämpfen auf dem Boden, riss sich das Gewand vom Leib, und schrie vor Qualen. Die steinernen Auswüchse an seinem Körper zerbrachen und fielen von ihm ab, wie eine Kruste.
    »Die Wandlung vollendet sich«, flüsterte Berenvil mit glitzernden, gierigen Augen. »Die magische Strömung hier hat es ausgelöst. Ich erhoffte es so sehr. Dadurch wirst du das Herausschneiden der

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