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Nauraka - Volk der Tiefe

Nauraka - Volk der Tiefe

Titel: Nauraka - Volk der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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Nices-Verbündeter sich augenblicklich und noch rechtzeitig zurückzog, um eine neue Aufstellung vorzunehmen, kümmerte ich mich um meine alte Feindin, deren Blut durch meine Adern floss.
    Natürlich erkannte sie mich sofort durch unseren Bund, sie konnte ihr Blut in mir riechen, und ich lockte sie in die Dunkelheit der Stillen Tiefe, um ihr dort im Kampf zu begegnen.
    Diesmal verletzte ich sie nicht nur, ich tötete sie. Ich hatte einen Weg gefunden, das mächtigste Geschöpf Waldsees zu besiegen, indem ich einfach genauso wurde wie es selbst – und noch ein bisschen mehr. 
    Ich brachte sie um, riss ihr die Kehle in wildem Rausch auf und schwamm in ihrem Blut, das feurig durch meine Adern strömte und auf meinem Körper brannte. Dann schnitt ich ihr ein Auge aus dem Kopf, schwamm zu einem Vulkanschlot und härtete es in Magmaglut aus, bis es dauerhaft war. 
    Wisst ihr, wozu ein Drachenauge gut ist? Auf diese Weise präpariert, ist es allsehend. Ich kann damit an allen Orten zugleich sein und sehen, was geschieht, ohne selbst dort sein zu müssen. Ich kann sogar durch die Zeiten blicken. Und ich kann meine Magie hindurchschicken. 
    Dieses Auge macht mich unbesiegbar und verhilft mir, ein Reich nach dem anderen zu erobern. Ahnt ihr, worauf ich hinauswill?
    Doch zuerst, bevor ich mich noch einmal daranmachte, ein Weltreich zu schaffen, war das Tabernakel an der Reihe, zumindest war das damals mein Plan. Doch wiederum ging alles schief. Mein Nices-Verbündeter brachte der Königssippe zwar nach dem Tod der Drachenfrau eine vernichtende Niederlage bei, aber der König selbst mit seiner engsten Familie konnte mitsamt dem Tabernakel entkommen. Dummerweise bekam ich keine Gelegenheit, das Auge zu nutzen, denn noch bevor ich völlig erschöpft die Dunkelheit der Stillen Tiefe verließ, in deren Abgründen die Drachenleiche versunken war, griff ihr Gefährte mich an. Ich entkam nur mit Mühe und Not, verlor dabei aber das Drachenauge. Ohne eine Möglichkeit, danach suchen zu können, kehrte ich zurück und musste feststellen, dass die Schlacht bereits beendet war. Alle, die um das Tabernakel gekämpft hatten, zogen sich zurück, nachdem es fortgebracht worden war.
    Doch für mich war es nicht beendet, ich hatte meine Rache noch nicht genommen. Als der Nices sich weigerte, mich zu unterstützen, tötete ich ihn und übernahm den Befehl über seine Söldner, die auf meine Weisung hin ein Massaker unter den verbliebenen königlichen Nauraka anrichteten. Kein einziger sollte überleben, ich wollte sie alle ausgelöscht sehen, für immer.
    Nun – Turéor gelang es, zu entkommen, doch er war tatsächlich der Letzte der direkten Linie. Ymde entstammt einer Seitenlinie, die bereits vor meiner Verbannung schon in einem anderen Reich lebte. Auch unter ihnen hielt ich ein Blutgericht, doch einige wenige entkamen, deren Nachfahrin eure Mutter ist. Das war mir zu dem Zeitpunkt aber gleichgültig, da ich nichts mehr damit erreichen konnte und meinen Rachedurst vorerst gestillt hatte. Die Nauraka waren in alle Seesphären verstreut und würden sich nicht so schnell, wenn überhaupt jemals wieder, von meinem Vernichtungsschlag erholen.
    Was das Tabernakel betraf, so war es unerreichbar für mich geworden; bis ich mich wieder erholt hatte, stand Ardig Hall schon lange, und der Unsterbliche Femris lagerte vor seinen Toren. Dieser Kampf war in eine Phase getreten, an der ich keinen Anteil mehr haben konnte.
    Ich hatte also das Tabernakel und das Drachenauge verloren. Doch noch lange nicht aufgegeben. Bedingt durch das Drachenblut hatte sich meine Lebenszeit mehr als verdreifacht, und ich konnte mich in Geduld üben. Ich suchte mir meinen Weg auf dem Festland und baute mir ein neues Reich auf – dieses hier. Ich nahm wieder einen Namen an und gab mir eine Gestalt, die angenehm auf andere wirkte, und wartete all die Jahrhunderte hindurch darauf, dass jemand das Auge finden würde, mit dem ich wieder neu beginnen konnte. 
    Und siehe da, schließlich fügte sich eines ins andere. Der Knabe Janwe, ein skrupelloser Elternmörder und nahezu so ehrgeizig, aber bei weitem nicht so mächtig wie ich, ging einem Fischer ins Netz, der mir die Nachricht über seinen kostbaren Fund zukommen ließ. Ich nahm mich des Jungen an, zog ihn auf und bildete ihn aus, bevor ich ihn ins Meer zurückschickte, wo er sich sein erstes Reich eroberte und Karund gründete. Gleichzeitig ließ ich Darystis beobachten und leitete alles in die Wege, um meine Rückkehr

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