Navy Seals Team 6
seine Kommandantenmünze, um mir Mut zu machen. Mit seiner ehrlichen Anteilnahme schaffte er es, mich ein wenig aufzumuntern.
»Kümmert sich das Krankenhaus gut um Sie?«, wollte er wissen.
»Ja, Sir.«
General Shelton fragte, wie die Ranger in der Schlacht von Mogadischu abgeschnitten hätten.
»Sie kämpften sehr tapfer, Sir.« Ich dachte einen Augenblick nach. »Wir hören jetzt aber nicht einfach auf, oder?«
»Nein, wir holen die Panzer und bringen das Ganze zu Ende.«
Ich bin mir sicher, dass er fest daran glaubte, aber das Weiße Haus erteilte nie die Genehmigung dazu.
Ich blieb eine Woche lang im Landstuhl Regional Medical Center, dann flogen sie mich zusammen mit einigen anderen zur Andrews Air Force Base, einem Stützpunkt der Luftwaffe in Maryland. Als sie mich auf einer fahrbaren Krankentrage aus dem Flugzeug schoben, erwartete mich Laura mit den Kindern. Blake, acht Jahre alt, rannte zu mir und umarmte mich. Laura war wieder schwanger. Sie hatte die dreijährige Rachel auf dem Arm, die noch zu klein war, um zu verstehen, was um sie herum passierte.
Ich blieb über Nacht in Maryland und wurde dann ins Teamlager in Dam Neck gebracht. Ich sagte ihnen, dass ich in die Reha im Fort Stewart Army Hospital in Georgia wollte, wo Blake geboren war, denn es lag nur 30 Minuten von meinem Zuhause entfernt. Das Team schenkte mir einen besonders leichten Rollstuhl aus Metallkomposit, der mehrere tausend Dollar gekostet hatte. Meine beiden Kinder, meine Frau und ich lebten während meiner Reha bei ihren Eltern in Odum/Georgia.
Ich erfuhr, dass die Delta Force einen Gedenkgottesdienst abhielt und wollte daran teilnehmen. Das Militär holte mich mit einer Beechcraft C-12 Huron, einem kleinen Passagierflugzeug, am Hunter Army Airfield in Savannah ab und ich flog zum Gedenkgottesdienst auf dem Delta-Stützpunkt in Fort Bragg. Am Flughafen begrüßten mich die Fallschirmretter Tim Wilkinson und Scotty und Dan Schilling vom CCT in einem Jeep. Es war schön, alte Freunde aus dem Hangar in Somalia wiederzusehen. Obwohl sie zur Luftwaffe gehörten, hatten wir in Mogadischu zusammen gekämpft, und so standen sie mir näher als meine Kollegen aus dem SEAL Team Six, die nicht mit mir gekämpft hatten. Die Luftwaffe verlieh Tim die zweitwichtigste Auszeichnung des Militärs, das Air Force Cross (das dem Navy Cross der Marine, Marineinfanterie und Küstenwache und dem Distinguished Service Cross der Army entspricht). Scotty bekam den Silver Star, den drittwichtigsten militärischen Orden. Dan erhielt schließlich die nächsthöchste Auszeichnung, den Bronze Star.
Sie schoben mich an einer Wand mit den Namen der gefallenen Delta-Force-Männer vorbei. Ich sah sechs Paar Wüstenkampfstiefel, sechs M-16-Gewehre, deren Bajonette unten im Sockel der Wand steckten, sechs Bajonette auf den Gewehrkolben und Fotos der sechs Männer: Dan Busch, Earl Fillmore, Randy Shughart, Gary Gordon, Tim »Griz« Martin und Matt Rierson.
Ich erinnerte mich an Griz mit seinem großen Muttermal im Gesicht. Ein Scherzkeks, der sich immer wieder neue und ausgefallene Methoden ausdachte, um Dinge in die Luft zu jagen.
Während des Gedenkgottesdienstes im Auditorium sprach der Geistliche ein Gebet für die Gefallenen. Ihre Frauen weinten. Dan Buschs Eltern waren am Boden zerstört. Dan war erst 25 Jahre alt gewesen – unglaublich jung für einen Delta-Scharfschützen – und stammte aus Portage/Wisconsin. Er war grundanständig, ein gläubiger Christ. Ich habe ihn nie fluchen hören – eine echte Seltenheit bei den Spezialeinheiten. Ich erinnere mich noch daran, wie wir uns eines Tages nach dem Mittagessen mit Sonnenmilch eincremten und auf einem Container vor dem Hangar in Mogadischu ein Sonnenbad nahmen. Die spärliche Freizeit, die ich dort hatte, verbrachte ich oft mit Dan Busch.
Ein Sergeant verlas den letzten Anwesenheitsappell. Jeder Mann in der Einheit antwortete mit »Hier« – nur die Gefallenen nicht. Die Ehrenwache schoss drei Salven ab. Ein Hornist spielte den Zapfenstreich.
Bei unserem Job wussten wir von Anfang an, dass so etwas passieren konnte. Trotzdem war es ein Schock für mich, ihre Eltern, Ehefrauen und Kinder zu sehen. Diese Männer sind wirklich tot. Dan ist tot. Warum bin ich noch am Leben und sie nicht? Dan Busch war ein viel besserer Mensch und Christ als ich. Warum ist er tot und ich nicht? Ich fühlte mich schuldig, dass ich noch am Leben war.
Nach dem Gedenkgottesdienst unterhielt ich mich mit Scotty und Tim,
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