Navy Seals Team 6
Erbsenzähler und Korinthenkacker beim FBI wollten keinen Einäugigen in diesem Team haben. Danny Coulson, der Gründer des HRT, sagte jedoch: »Wenn wir ihn nehmen, müssen wir wahrscheinlich auch jeden anderen einäugigen Träger der Medal of Honor nehmen, aber dieses Risiko nehme ich auf mich.« Norris leitete eine Sturmtruppe. Nach 20 Jahren beim FBI ging er in Pension. In der Kampfschwimmerausbildung war er Letzter im Laufen und Schwimmen und er hatte nur ein Auge, als er zum FBI ging, doch in ihm brannte ein Feuer.
Die angehenden Kampfschwimmer bekommen einige Legenden zu hören, doch von Norris erfuhr ich erst, als ich schon ein SEAL war. In so einer kleinen, eng verbundenen Gemeinschaft macht der Ruf eines SEAL schnell die Runde – egal, ob er nun gut oder schlecht ist. Dieser Ruf beginnt in der Kampfschwimmerausbildung. In seiner Laufbahn bei den SEALs und beim FBI blieb Norris immer ein Underdog. Nun musste ich an meinem eigenen Ruf arbeiten.
Bei einem unserer langen Läufe, ungefähr nach der Hälfte unserer Ausbildung auf der Insel, liefen wir hinter einem Lkw, aus dem Musik schallte. Ich sah deutlich vor mir, wie ich den Dreizack der SEALs, ihr Qualifikationsabzeichen, trug. Entweder komme ich in einem Sarg nach Hause oder ich trage den Dreizack. Ich schaffe die Ausbildung . Es kam mir vor wie eine Vision. Zum ersten und einzigen Mal wurde ich beim Laufen high. Manchen passierte das öfter, doch ich mochte das Laufen überhaupt nicht.
In der dritten Phase, der Tauchphase, lernten wir, unter Wasser zu navigieren und Schiffe zu sabotieren. Einige meiner Klassenkameraden hatten Probleme mit der Tauchphysik und den Übungen im Schwimmbecken. Ich fand es schwierig, mit dem Sauerstofftank auf dem Rücken Wasser zu treten und meine Finger fünf Minuten über Wasser zu halten. Der Ausbilder schrie immer: »Den anderen Finger auch noch nach oben, Wasdin!« Und das tat ich.
Während der Kampfschwimmerausbildung wurde uns beigebracht, fest daran zu glauben, dass wir einen Auftrag ausführen konnten, und niemals aufzugeben. Noch nie wurde ein SEAL im Kampf gefangen genommen. Eigentlich lernten wir in der Kampfschwimmerausbildung nur, aufeinander aufzupassen und niemanden zurückzulassen. Bei der taktischen Ausbildung geht es größtenteils um Rückzug, Flucht und Ausweichen. Wir lernten, geistig stark zu sein, und übten so lange, bis unsere Muskeln automatisch reagierten. Aus heutiger Sicht kann ich sagen, dass ich schon in meiner Kindheit mit dem Mentaltraining begonnen hatte. Wir planten alles sehr akribisch und das zeigte sich auch in unseren Einsatzbesprechungen. Bei meiner Zusammenarbeit mit der Army, der Marine, der Luftwaffe und der Marineinfanterie habe ich nur bei der Delta Force so ausführliche und genaue Einsatzbesprechungen mitbekommen.
Wenn ein SEAL glaubt, dass er einen Auftrag ausführen kann, setzt er sich über jegliche umweltbedingten oder körperlichen Hindernisse hinweg, die zum Scheitern führen könnten. Oft halten wir uns für unbesiegbar. Wir sind immer optimistisch und glauben stets, dass wir lebendig herauskommen und rechtzeitig zum Abendessen zu Hause sind, auch wenn uns der Feind zahlen- und waffenmäßig überlegen ist.
Trotzdem findet ein SEAL manchmal nicht den Weg zum Meer zurück und steht dann vor der Wahl, bis zum Tod zu kämpfen oder sich zu ergeben. Viele tapfere Krieger setzen aufs Ergeben, damit sie später weiterkämpfen können – vor diesen Kriegsgefangenen haben SEALs sehr viel Respekt. Doch für einen SEAL kommt ein Ergeben dem Aufgeben gleich, und Aufgeben kann niemals eine Alternative sein. Ich möchte nicht Gegenstand politischer Verhandlungen gegen die Vereinigten Staaten werden. Ich möchte auch nicht in irgendeinem Käfig verhungern oder den Kopf abgeschnitten bekommen, nur damit die ganze Welt das Video im Internet sehen kann. Ich bin der Meinung, dass mich der Feind sofort töten soll, wenn er mich töten will. Wir verachten Möchtegern-Diktatoren, die über uns herrschen wollen – SEALs nehmen ihr Schicksal lieber selbst in die Hand. Unsere Welt ist eine Leistungsgesellschaft, aus der wir jederzeit aussteigen können. Unsere Aufträge sind freiwillig; mir fällt kein Auftrag ein, der das nicht gewesen wäre. Wir haben ein ungeschriebenes Gesetz: Es ist besser auszubrennen, als zu verblassen – und wir reißen so viele Feinde mit in den Tod, wie wir nur können.
Laura und Blake – der immer noch ein Kleinkind war – kamen zu meiner
Weitere Kostenlose Bücher