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Nayla die Loewin

Nayla die Loewin

Titel: Nayla die Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Knip
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verbreiteten die dicht zusammen stehenden Bäume ihre eigene Atmosphäre. Einen Augenblick blieb Talon stehen.
    Die letzten Wochen über hatte er sich in der Offenheit der Savanne bewegt und es genossen, den Blick über den Horizont schweifen lassen zu können. Zu sehen, was einen erwartete. Auch das war einer der Gründe gewesen, den Tempel des schwarzen Löwen zu verlassen; er fühlte sich eingesperrt in der Dichte, die ihn dort umgab.
    Dennoch schien kein Weg umhin zu führen. Er musste dorthin zurückkehren. Alleine Shion konnte wissen, was hier geschehen war. Und alleine dort mochte es eine Möglichkeit geben, diesen Prozess umzukehren. Talon wollte sich keine Vorstellung davon machen, falls das Land weiter in die Vergangenheit gerissen wurde. Wenn sich der Kreis immer weiter ausdehnte und Gebiete mit größeren Städten erreichte. Er fühlte sich nicht dafür verantwortlich, was geschehen war. Niemand hatte ahnen können, was für einen Wahnsinn Eser Kru versuchen würde.
    Doch für Shion und seine Wachen endete die Welt an den Mauern des Tempels. Sie hatten keinen Einblick mehr in die Welt, die sie umgab. Eine Welt, die Talon nach langen Jahren wieder für sich selbst entdeckte.
    Ein leises Geräusch unterbrach seine Gedanken. Gleich darauf fiel etwas scheppernd zu Boden. Talons Kopf zuckte nach links. Seine Augen fixierten das Gebäude am Ende der Straße, das bereits halb von den Ausläufern des Dschungels verdeckt war.
    Er verließ die offene Deckung der Straße und tauchte in den Schatten eines Hauses ein. Vorsichtig spähte er mit dem Kopf um die Ecke. Bis zu der flachen Hütte waren es keine fünfzig Meter.
    Talon wartete einige Augenblicke. Ein weiteres dumpfes Geräusch war zu hören, so als ob etwas zu Boden sackte. Es mochte nicht mehr als ein Tier sein, das sich in die Hütte verirrt hatte. Dennoch war der Mann mit den rotbraunen Haaren nicht bereit, ein unnötiges Risiko einzugehen.
    Zuerst raffte er das lange Gewand hoch, um an die Waffe an seinem Gürtel zu kommen, doch dann fluchte er innerlich auf und zog das hellblaue Hemd kurzerhand aus. Für schnelle Bewegungen war es mehr als hinderlich. Er zog das Bajonett mit der unterarmlangen Klinge aus seinem Schaft, der mit Lederriemen um den kurzen Lendenschurz aus Antilopenfell geschnallt war.
    Das altertümliche Ritualmesser, das er von Shion erhalten hatte, hatten ihm Ibn Saids Männer abgenommen. Diese moderne Waffe war allerdings ein mehr als gleichwertiger Ersatz. Sie wog schwer in seiner Hand, dennoch schien er den Umgang damit gewohnt zu sein.
    In seine Gedanken stießen schlaglichtartig Bilder vor. Doch sie waren unzusammenhängend, wirr. Und darunter konnte Talon eine Dunkelheit erahnen, die sich übermächtig nach oben drückte. Unwillig schob er den Impuls beiseite.
    Es war kein Geräusch mehr zu hören. Zwischen sich und der vordersten Wand der Hütte lag eine offene Fläche, die nur durch einen niedrigen Erdwall und einige darauf eingepflanzte Dornbüsche etwas Schutz bot. Talon hastete los. Sollte es sich herausstellen, dass seine Vorsicht einem verirrten Tier gegolten hatte, konnte er sich immer noch schelten. Doch daran glaubte er nicht. Sein Instinkt sagte ihm etwas anderes.
    Aus der Hütte erfolgte keine Reaktion. In der einzigen leeren Fensteröffnung, die in die Richtung des halbnackten Mannes wies, zeigte sich nicht einmal ein Schatten. Der Vorhang, der sie verhüllte blieb ruhig und bewegte sich nicht einmal durch den leichten Wind, der um die Häuser strich.
    Talon erreichte die Veranda und sah, dass auch diese Haustür halb geöffnet in den Angeln hing. Die grüne Farbe war in langen Bahnen vom dunklen Holz abgeblättert. Mit dem linken Fuß stieß er die Tür langsam nach innen auf und wartete einen Augenblick. Doch es blieb still. Er warf einen Blick in den offenen, nur mit wenigen Gegenständen eingerichteten Raum, der in das Halbdunkel des nur spärlich scheinenden Lichts getaucht war, das durch die schmalen, verhangenen Fenster drang.
    Die Gestalt lag so knapp an der Tür, dass Talon sie beinahe übersehen hätte. Er ging neben dem regungslosen Körper, der halb auf dem Bauch ruhte, in die Knie und drehte ihn etwas zur Seite. Vor ihm lag ein junger Farbiger, der seinen Gesichtszügen nach zu urteilen kaum älter als zwanzig sein dürfte.
    Mehrere blutige Striemen zogen sich über seine Brust und seine Oberarme, doch nach einer kurzen Untersuchung stellte Talon fest, dass sie nicht tödlich waren. Ein heiseres Krächzen

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