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Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod

Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod

Titel: Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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wurde Hoop und seiner Mannschaft ähnlich, weil das damals die einzige Möglichkeit war, wenn man hier überleben wollte. Sklaven wurden regelmäßig entkernt, und die entnommenen Gehirne und Wirbelsäulen landeten in einem Ofen. Es war typisch für Hoop, gerade Balem die Aufsicht über diesen Ofen zu übertragen«, sagte er.
    »Sie müssen es wissen«, versetzte Keech bitter.
    »Aber das tue ich nicht«, wandte Ambel ein.
    »Erklären Sie das!«, verlangte Keech.
    »Sie sind mit dieser ECS-Einsatzgruppe hergekommen und haben die Sklaven gerettet, die noch nicht entkernt waren. Allerdings waren Sie nicht so gut vorbereitet, wie Sie hätten sein sollen, und Hoop und seine gesamte Mannschaft sind entkommen. Hoop, Frisk, Rimsc, die Talsca-Zwillinge und Grenant flüchteten vom Planeten. Sie ließen Gosk Balem zurück, um die Konsequenzen seiner Taten zu erleiden. Die überlebenden Sklaven machten hundert Jahre lang Jagd auf ihn, und schließlich erwischten ihn Sprage und Francis Cojan hier draußen; Cojan gründete später die ›Freunde Cojans‹, die Sie ja selbst kannten.«
    »Ich kannte Cojan persönlich«, sagte Keech. »Er hat die Talsca-Zwillinge erwischt und lebendig gekocht.«
    »Davon habe ich gehört«, sagte Ron. »Was ist später aus ihm geworden?«
    Keech drehte sich um und starrte ihn an.
    »Batianische Söldner haben ihn mit einer Thermitbombe erledigt«, erzählte er. »Es gelang ihnen aber nur, weil er es zuließ. Er war der Flucht und des Tötens müde. Er hat mir das nur Tage vor seinem Tod erzählt, als er seine sämtlichen Mittel auf eines meiner Konten überwies.«
    Ambel nickte und fuhr dann fort: »Als Gosk Balem dingfest gemacht worden war, berief man die erste Zusammenkunft ein. Alle Sklaven waren inzwischen Kapitäne eigener Schiffe, und die hiesige Bevölkerung wuchs durch ihre Kinder und Außerplanetarische, die durchs Tor kamen. Die Zusammenkunft beschloss einmütig, das ECS-Todesurteil gegen Balem zu vollstrecken. Damals hatte man noch kein Sprine, und Cojan veranlasste, ihn nicht zu verbrennen. Also entschied man, ihn den Blutegeln vorzuwerfen, die damals schwärmten. Am frühen Morgen des nächsten Tages führte man ihn zur Reling von Sprages Schiff und warf ihn ins Meer. Er schrie vier Stunden lang, ehe er unterging. Die Zusammenkunft wurde beendet, und alle Kapitäne gingen ihrer Wege, überzeugt, dass Balem tot war.«
    »Offensichtlich war er das nicht«, stellte Erlin fest. Janer musterte sie und fragte sich, was sie jetzt von ihrem Kapitän hielt.
    Ohne sich umzudrehen, sagte Ambel: »Nein, Erlin, das war er nicht. Die Zähigkeit der älteren Hooper wurde damals noch nicht völlig begriffen. Die Blutegel fraßen von Balems Haut und dem außen liegenden Fleisch, bis er einer Sammlung Fischgräten ähnelte. Es ging ihm wie einem Turbul oder Boxy – nur eben einem Turbul oder Boxy, der Schmerzen empfindet. Schmerzen von einer Stärke, die ihn in den Wahnsinn trieben. Ich zweifle nicht daran, dass er sterben wollte, aber da die Fasern nach wie vor seinen Körper durchzogen, konnte er das nicht. Er ernährte sich von Boxys, Turbul, was immer. Er entwickelte neues Fleisch, Nerven, Haut – entwickelte das alles neu, nur damit es wieder heruntergefressen wurde, ein ums andere Mal. Das ging fünf Jahre lang so. In dieser Zeit starb er auf die einzige Art, wie er sterben konnte: Sein Geist starb.«
    Ambel blickte sich mit gehetzter Miene zu ihnen um. »Meine älteste Erinnerung ist die an Kapitän Sprage, der über mir aufragt und fragt: Jesus, lebt er noch?‹ Ich war harpuniert und aus dem Meer gezogen worden. Ich hatte fast keine Haut am Leibe und nur wenig Muskeln. An manchen Stellen traten die Knochen zu Tage. Später erzählte man mir, ich hätte ein Blutegelmaul gehabt an Stelle eines Mundes mit Zunge, und ich hätte Sprage ein Stück aus dem Unterarm gebissen. Sie banden mich an den Mast und fütterten mich mit Brei von Rhinowurmsteaks und Getreide aus Kuppelanbau. Das Blutegelmaul bildete wieder eine Zunge aus. Meine Lungen brauchten nur etwa zehn Minuten, um sich aufs Neue an die Luftatmung zu gewöhnen, statt den Sauerstoff aus dem Wasser aufzunehmen, aber es dauerte ein paar Tage, bis ich wieder schreien konnte. Ich schrie eine Zeit lang, aber selbst das kostete mich zu viel Kraft, und ich hörte nach ungefähr einer Stunde auf. Zwei Wochen dauerte es, bis die komplette Haut und die Muskulatur nachgewachsen waren. Sprage fragte mich dann, wer ich war, und ich wusste keine

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