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Nebelriss

Nebelriss

Titel: Nebelriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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es den Goldei.«
    »Den Echsen gelang es nur, den Norden Gyrs einzunehmen«, schränkte Baniter ein. »König Tarnac konnte in den Süden fliehen, und im ganzen Land toben Aufstände gegen die Eindringlinge. Sie sind nicht allmächtig - wenn man sie nicht unterschätzt.« Mit Genugtuung nahm er die verunsicherten Blicke zur Kenntnis, die sich Scorutar und Binhipar zuwarfen. »Ihr nennt sie Tiere, Binhipar«, fuhr Baniter fort. »Tiere, werter Fürst, kommen nicht aus dem Nichts. Sie bauen keine Schiffe, und sie besitzen keine magischen Kräfte. Es gibt sehr viel merkwürdiges Getier in unserer Welt doch von so etwas habe ich noch niemals gehört.«
    Scorutar winkte ab. »Ihr solltet dem Gefasel von den angeblichen magischen Kräften dieser Echsen und ihren goldenen Schiffen nicht zu viel Bedeutung beimessen«, sagte er abfällig. »Keiner weiß, wie viel von diesen Gerüchten der Wahrheit entspricht.«
    »Schätzt Euch glücklich, dass Ihr die Wahrheit nicht kennt«, drang eine zitternde Stimme aus dem hinteren Teil des Saales, »denn die Wahrheit ist schrecklicher, als Ihr ahnt.«
    Erstaunt blickte Baniter auf. Durch die breite Tür hatten zwei Männer den Thronsaal betreten. Den einen erkannte Baniter sofort: Es war kein Geringerer als Magro Fargh, der Hohepriester der Kirche des Tathril, ein alter, gebeugter Greis in einem weißen Umhang. Er stützte sich auf die Schulter eines jungen Priesters, ein wohl zwanzigjähriger Junge von schlaksiger Gestalt, dessen schmales Gesicht durch zahlreiche Narben verunstaltet wurde. Die unterwürfige Art, mit der er den Hohepriester stützte, ließ darauf schließen, dass es sich um Magro Farghs persönlichen Vertrauten handelte.
    Baniter versuchte sich zu erinnern, wann er den Hohepriester zuletzt gesehen hatte. Es musste wohl ein Jahr her sein, bei einer der kirchlichen Feiern im Tempel zu Thax. Er war in der Zwischenzeit erschreckend gealtert; obgleich er schon damals gebrechlich und senil gewirkt hatte, schien er nun noch schwächer geworden zu sein. Seit Jahren wartete man auf sein Ableben.
    Fürst Scorutar schien über die Anwesenheit Magro Farghs wenig begeistert. »Welch eine Ehre, dass der Hohepriester unserer Sitzung beiwohnt«, sagte er langsam. »Es ist lange her, dass Ihr uns mit Eurer Anwesenheit beglückt habt, Eure Heiligkeit!«
    »Nicht länger, als dass Ihr den Tempel Eures Gottes mit Eurer Anwesenheit beglückt habt, Scorutar Suant«, erwiderte Magro Fargh voller Verachtung. »Ich bin gekommen, um Euch mit meinem Rat zur Seite zu stehen - so wie es meine Pflicht ist.«
    Als Oberhaupt der Kirche besaß Magro Fargh das Recht, an den Thronratssitzungen als beratende Stimme teilzunehmen. Früher hatte Fargh von diesem Recht ausgiebig Gebrauch gemacht - und hatte den damals noch recht großen Einfluss der Kirche genutzt, um wichtige Entscheidungen der Fürsten zu beeinflussen. Doch seitdem im Thronrat das ›Gespann‹ die Zügel in der Hand hielt, war die Macht der Kirche empfindlich beschnitten worden. Magro Fargh wusste, dass er im Rat keinen Einfluss mehr besaß, und so hatte er es in den letzten Jahren gänzlich unterlassen, bei den Sitzungen zu erscheinen.
    »Euer Rat ist uns stets eine unschätzbare Hilfe«, sagte Scorutar mit mildem Spott. Er wandte den Kopf zur Seite. »Bringt dem Oberhaupt unserer Kirche einen Schemel!«
    Ein Diener kam augenblicklich dem Befehl nach. Langsam ließ sich der Greis mit Hilfe seines jungen Begleiters auf dem Schemel nieder. Angewidert beobachte Baniter, wie Magro Fargh auf dem Sitz in sich zusammensank, den Blick starr zur Decke gerichtet. Nur die Kinnlade bebte, und im offenen Mund glitzerte Speichel. »Was habt Ihr uns mitzuteilen, Eure Heiligkeit?«, fragte Scorutar gedehnt.
    Magro Fargh senkte den Kopf. Seine Augen waren geschlossen, als er zu sprechen begann. »Ich weiß, dass ich in Euren Augen nur ein alter Mann bin, alt und müde. Ich weiß auch, dass das Wort der Kirche in dieser Versammlung wenig zählt. Viele von Euch haben sich von Tathril abgewandt.«
    Baniter stöhnte auf. War der Hohepriester gekommen, um eine Moralpredigt zu halten?
Ich spende dem Tempel nicht jährlich tausende von Goldmünzen, um mir dieses frömmelnde Gefasel anhören zu müssen.
Magro Fargh hielt kurz inne. Dann fuhr er mit rascher Stimme fort. »Es wird eine Zeit kommen, in der Ihr es bereuen werdet, Euch vom Glauben entfernt zu haben! Und diese Zeit ist nicht mehr fern. Das Böse ist in unsere Welt gekommen! Ohne Tathril sind wir

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