Nebelriss
hatte seinen Vater nicht mehr wieder gesehen - und war bald darauf Kaiser geworden, im Alter von fünfzehn Jahren. So hatte das Elend angefangen … »Euer Vater hat damals die Arphater aus Thax vertrieben«, sagte Binhipar mit ungewohnter Milde. »Doch während er fiel - und mit ihm hunderte der tapfersten Krieger -, trug Arphat nur geringe Verluste davon.« »Diesmal werden sie einen höheren Blutzoll zu entrichten haben«, fügte Scorutar hinzu. »Ihre Verluste gegen die Echsen werden verheerend sein.«
Baniter fuhr empor. »Ist etwa das Euer Plan, Scorutar? Wollt Ihr zusehen, wie die Goldei Arphat erobern?« Seine Augen waren voller Verachtung. »Glaubt Ihr denn, sie werden vor unseren Grenzen Halt machen?« Er blickte in die Runde der Fürsten. »Wenn die Goldei Arphat schlagen, werden sie auch uns überrennen.«
Scorutar lächelte ungläubig. »Die Echsen können Arphat niemals besiegen. Und falls es ihnen doch gelingen sollte, werden sie so geschwächt sein, dass sie keine Gefahr mehr darstellen.«
Arkon Fhonsa blickte ihn misstrauisch an. »Immerhin haben die Echsen Gyr und Candacar besiegt, vergesst das nicht. Wir sollten nicht leichtsinnig auf einen Sieg Arphats vertrauen.«
»Das halte auch ich für falsch«, sagte Perjan Lomis, der Fürst von Morthyl. Er hatte sich bisher aus der Debatte herausgehalten, jedoch sämtliche Einwürfe Baniters mit einem zustimmenden Nicken abgesegnet. Nun ergriff der geschickte Stratege aus Morthyl selbst das Wort. »Ihr habt die Warnungen des Hohepriesters gehört. Vielleicht sind die Goldei stärker, als wir ahnen. Man hört so einige Geschichten - etwa über die seltsamen Schiffe, die vor Gyrs Küste gesichtet wurden …«
Baniter lächelte.
Schiffe, die eines Tages auch vor der Küste von Morthyl auftauchen könnten … verständlich, dass du dir Sorgen machst, Perjan.
»Nichts als alberne Märchen!«, zischte Scorutar.
Arkon Fhonsa fixierte ihn misstrauisch. »Es ist bekümmernd, mit welcher Sorglosigkeit Ihr diese Gefahr behandelt. Ich hoffe nicht, dass Ihr das Wohl des Reiches aus den Augen verloren habt!«
Jetzt wird es gefährlich!,
dachte Baniter.
Scorutar wich Arkons Blick aus. »Keineswegs! Wie ich bereits zu erklären versuchte, habe ich mich mit Fürst Binhipar auf eine Verteidigungsstrategie verständigt, falls die Echsen einen Angriff wagen.« »Eure ›Verteidigungsstrategie‹ ist es, geduldig mit anzusehen, wie die Goldei quer durch Arphat bis an unsere Grenze marschieren?«, höhnte Baniter.
Scorutar blickte feindselig zu ihm herüber. »Wir gewinnen dabei wertvolle Zeit - Zeit, um in aller Ruhe ein Heer einzuberufen, das ihnen das Fürchten lehren wird.« Er zog eine schmale Schriftrolle empor. »Dies ist ein Erlass, der lediglich noch der Zustimmung des Silbernen Kreises bedarf - ein Erlass zur Verstärkung des Heeres um zehntausend Krieger. Weitere Aufstockungen betreffen die Flotte im Silbermeer und die Ritterschaft der Weißen und der Schwarzen Klippen. So werden wir den Goldei die Stirn bieten können.«
Daher also weht der Wind,
dachte Baniter verbittert. Die Ritter der Klippen waren Fürst Binhipar bekanntermaßen treu ergeben, und die Flotte stand seit Jahren unter Scorutars Oberbefehl.
Das ›Gespann‹ will sich von uns die Aufrüstung seiner persönlichen Schutzheere finanzieren lassen - ein raffinierter Plan.
Auch Arkon Fhonsa schien die wahren Absichten Scorutars durchschaut zu haben. »Wozu soll das gut sein?«, fragte er misstrauisch. »Wir haben bereits das größte Heer des Kontinents! Allein die Bereitstellung der Krieger wird uns ein Vermögen kosten. Wozu sollen wir Unsummen in eine weitere Aufrüstung stecken?« »Weil dies der richtige Zeitpunkt ist«, behauptete Scorutar. »Gyr und Candacar liegen in Trümmern, Kathyga ist von den Goldei erobert, und Arphat muss sich gegen die Echsen behaupten. Es ist die beste Gelegenheit, unser Heer ungestört zu neuer Stärke zu bringen.«
»Wir haben weder Zeit noch Geld für diese irrsinnigen Pläne«, rief Baniter wütend. »Die Goldei marschieren auf unsere Grenzen zu. Wir müssen ihnen entgegentreten, statt unsere Zeit mit Machtspielchen zu vergeuden.« »Die Goldei werden mindestens ein halbes Jahr mit Arphats Truppen beschäftigt sein«, behauptete Scorutar. Baniter stieß ein grimmiges Lachen hervor. »Und wenn sich die Königin von Arphat den Goldei unterwirft, so wie Eshandrom es tat? Habt Ihr auch diese Möglichkeit in Betracht gezogen, Fürst Scorutar?« Es herrschte
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