Nebelsphäre - haltlos (German Edition)
gehabt.“
Victoria war tiefbestürzt. Jaromir hatte recht! Wenn sie ihm etwas gesagt hätte, dann wären sie jetzt bestimmt schon in ihrem sicheren Versteck und es wäre heute nicht zu dem Angriff gekommen.
Aber dann erinnerte sie sich, warum sie das alles vor ihm verborgen hatte. „Du warst so von deiner Eifersucht, den ewigen Verwandlungen und vor allem vom Verstecken frustriert, dass ich dich nicht noch weiter belasten wollte. Du hättest dir noch mehr Sorgen gemacht.“
„Aber zu Recht, Victoria!“ , unterbrach er sie.
Sie nickte. „Ja, zu Recht, aber ich bin davon ausgegangen, dass ich einfach nur überreizt bin und dass keine ernsthafte Gefahr droht.“
Victoria wurde erst jetzt so richtig klar, dass sie sich in den letzten Wochen emotional immer weiter voneinander entfernt hatten. Sie hatte sich zunehmend in ihren privaten Geistesräumen aufgehalten und in den Stunden, in denen sie zusammen waren, hatten sie sich viel mit Fliegen und Zaubern beschäftigt. Sie hatten irgendwie nebeneinander her gelebt und ihre Verbindung war zunehmend in den Hintergrund getreten – sie war einfach auf «später» verschoben worden.
„Das war ein großer Fehler“, stellte sie betroffen fest. „Kein Wunder, dass wir beide in den letzten Wochen immer griesgrämiger geworden sind.“
Jaromir seufzte tief. „Das stimmt, Victoria. Die ganze Situation ist völlig verfa…“
In diesem Moment öffnete sich die Nebelsphäre und ein Drache landete im Turmzimmer des Anwesens.
Victoria zuckte nervös zusammen, erkannte aber erleichtert, dass es Lenir war, der soeben zurückkehrte.
Der meldetet sich auch gleich bei Jaromir: „Sie ist schon wieder wach – den Nebeln sei Dank! Geht es ihr gut?“
Victoria antwortete mit einem Lächeln: „So gut es einem eben gehen kann, wenn man mal wieder unvernünftig viel mit der eigenen Astralenergie gezaubert hat.“
Lenir machte sich auf dem Weg nach unten und lachte. „Dafür hörst du dich aber schon wieder ganz gut an, Vici.“
Sie verzog das Gesicht. „Jaro hat mir ja auch gnadenlos einen Becher mit aufgelöstem Zimtextrakt aufgenötigt.“
Sein Freund hatte den Salon erreicht und betrat breit grinsend den Raum. „Ich habe dir etwas Feines mitgebracht, Victoria. Einen Astraltrank.“
In seiner Hand funkelte ein kleines Fläschchen mit einer klaren, zartrosa Flüssigkeit.
Jaromirs Augen wurden groß. „Das ist aber einer von hervorragender Qualität. Der ist ja kein bisschen trübe.“
Lenir nickte begeistert. „Abrexar konnte Hoggi einen abschnacken. Er hat ihm von Victorias Fähigkeit erzählt, dass sie körpereigene, astrale Kraft mit Umgebungsenergie auffüllen kann. Hoggi war völlig aus dem Häuschen. Das hättest du sehen sollen, Jaro! … Naja, jedenfalls hat Abrexar dann ganz locker einfließen lassen, dass Hoggi das wohl nie zu sehen bekommen wird, wenn wir es nicht schaffen, Victoria bis morgen Abend wieder fit zu bekommen. Daraufhin hat der alte Zausel tief in seinen Kisten gekramt und diesen Schatz hervorgebracht.“
Lenir reichte Victoria die kleine Kristallphiole und fuhr versonnen fort: „Ich habe noch nie so einen perfekten Trank zu sehen bekommen. Selbst Abrexar hat geschluckt, als er die Phiole entgegen genommen hat. Der Trank hat eine unglaublich hohe Qualität, wie Jaromir ganz richtig bemerkt hat. Das ist sehr selten! Er wird deinen Speicher vollständig auffüllen und das ganz ohne schädliche Nebenwirkungen. Es kann höchstens sein, dass du dich wie betrunken fühlst und dann in einen tiefen Schlaf fällst.“
Jaromir nickte. „Aber keine Angst, wir werden dich schon rechtzeitig wecken.“
Victoria blickte ehrfürchtig auf die glitzernde Flüssigkeit in dem Fläschchen und wollte sie vorsichtig entkorken.
Da fiel Lenir etwas ein. „Ach ja, bevor ich es vergesse: Ich habe unserem Meister und Hoggi natürlich kurz davon berichtet, was bei uns insbesondere bei euch zweien in den letzten Wochen los war. Sie haben noch einmal ausdrücklich darauf hingewiesen, dass es von größter Wichtigkeit ist, dass eure Verbindung so schnell wie möglich vollendet wird. Nach meinen Beschreibungen gehen die beiden davon aus, dass ihr kurz davor seid, aber die Fortschritte in den letzten Wochen eher stagniert haben.“
Jaromir reagierte gereizt. „Die beiden Schlaumeier haben gut reden! Wir haben keine Ahnung, was wir tun sollen. Victoria wird ständig von irgendwelchen Leuten angemacht und nebenbei müssen wir auch noch diese bescheuerte Fassade
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