Nebelsphäre - haltlos (German Edition)
seufzte: „Du hast recht… Aber, was mache ich mit meinen Eltern und meine Kommilitonen? Ich meine, wenn die anrufen und ich bin nie da…“
J zog missbilligend eine Augenbraue hoch. „Glaubst du etwa, ich würde dich verpetzen? Da fallen uns doch bestimmt ein paar coole Ausreden ein. Außerdem hat es bis jetzt doch auch immer ganz gut geklappt.“ Er lächelte sie aufmunternd an.
Mittlerweile waren sie bei der Promenade angekommen und suchten sich eine Bank.
Victoria lächelte und lehnte ihren Kopf an seine Schulter. „Ach J… Was würde ich nur ohne dich machen?“
Daraufhin grinste er schief. „Wahrscheinlich wärst du längst bei ihm eingezogen und hättest gar keine Probleme.“
Dann sah er sich um und meinte: „Sag mal, hast du nicht letztens erzählt, dass er hier irgendwo in der Nähe wohnt?“
Sie schloss die Augen und spürte ein leises Prickeln. … Jaromir wartete auf sie. Dann nickte sie: „Er wohnt Luftlinie ungefähr hundert Meter hinter dieser Bank.“
Langsam wurde ihr Wunsch, in seinen Armen zu liegen, übermächtig. Sie konnte es kaum noch aushalten, hier auf der Bank zu sitzen.
J stand auf und zog sie wieder auf die Beine. Augenzwinkernd meinte er: „Komm Prinzessin, ich bringe dich zu ihm. Dann hat die liebe Seele endlich Ruh!“
Victoria konnte diesem Vorschlag nicht widerstehen und zeigte ihm den Weg. Er begleitete sie bis zur Tür, die sich wie von Geisterhand öffnete. Albert begrüßte sie formvollendet und bat auch J herein.
Der winkte aber ab und murmelte lässig: „Ach, machen Sie man keine Umstände. Ich bin hier nur die Eskorte.“
Bevor er sich umdrehen konnte, küsste Victoria ihn auf die Wange. „Danke J!“, sagte sie von ganzem Herzen.
J lächelte nur und machte sich auf den Heimweg.
Als Victoria schließlich in den Flur zum weißen Salon kam, stand Jaromir bereits in der Tür und Victoria flog in seine Arme.
Sie war bei ihm!
Der Spalt in seinem Gedankenfester reichte ihr heute nicht und dann bemerkte sie, wie sie in seinen Geist fiel.
„Endlich zu Hause…!“ Die seit Tagen ersehnte Ruhe breitete sich in ihr aus und sie seufzte tief.
Sie spürte, dass er ihre Anwesenheit in seinen Gedanken bemerkt hatte und sie willkommen hieß: „Hallo Kleines – ich bin so froh, dass du hier bist – bitte bleib.“
Sie sah in seinem Geist, wie sehr auch er sie in den letzten Wochen vermisst hatte. Und dass er sich in der letzten Stunde große Sorgen um sie gemachte hatte. Er hatte zwar J’s Gedanken gelesen und konnte somit sicher sein, dass ihr nichts geschehen würde, aber es hatte ihn eine große Portion Selbstbeherrschung gekostet, nicht sofort zu ihr zu fliegen.
Sie gab ihm recht: „Es war gut, dass du gewartet hast. Du hättest mir nicht helfen können.“
Er lächelte in Gedanken. „Ich weiß und J mag dich wirklich sehr. Ich rechne es ihm hoch an, dass er dich eben zu mir gebracht hat und das, obwohl er mir gegenüber noch immer misstrauisch ist.“
Victoria spürte, dass Jaromir grinsen musste, als er fortfuhr: „ J hat wirklich etwas gut bei mir. Vielleicht kann ich ihn ja irgendwann mal zu einer Spritztour im Aston Martin überreden….“
Jetzt musste auch sie grinsen. „Wenn du ganz lieb «Bitte, bitte» sagst, lässt er sich eventuell dazu breitschlagen.“
Eine kurze Pause entstand und dann wurden Jaromirs Gedanken zärtlich. „Komm mit – ich möchte dir etwas zeigen.“
Er fasste sie an der Hand und zog sie lächelnd hinter sich her in sein Arbeitszimmer. Der Raum hatte sich verändert. Es war ein zweiter Schreibtisch dazugekommen. Er stand in der Nähe von Jaromirs Arbeitsplatz an der Wand. Direkt darüber hing ein Bild, das bei ihrem letzten Besuch eindeutig noch nicht dagewesen war. Das Foto zeigte den Blick auf die Förde vom Turmzimmer aus bei Vollmond.
Plötzlich wurde das Gefühl von unendlicher Liebe wieder in Victoria wach. Sie war noch immer in seinem Geist, so dass er auch ihre Gefühle spüren konnte.
Er lächelte. „Ich hätte nicht gedacht, dass es mir so schwer fallen würde, ohne dich zu sein, Victoria… Tatsächlich bin ich dann so rastlos, dass ich meine Arbeit kaum noch erledigen kann. Es geht mir also ganz genauso wie dir und ich würde diese Zeit gern auf ein Minimum begrenzen: Wenn du möchtest, kannst du deine Unisachen zukünftig auch bei mir erledigen. Ich würde mich wirklich darüber freuen.“
Sie sah in seine warmen, braunen Augen und strahlte ihn an. „Hast du morgen schon was vor? Ich habe
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