Nebelsphäre - haltlos (German Edition)
einen riesen Stapel Aufgaben, der bei mir liegengeblieben ist und dringend erledigt werden muss!“
Er schloss kurz die Augen und sie konnte eine Welle der Erleichterung bei ihm wahrnehmen.
„Morgen würde mir hervorragend passen.“
Dann sah er sie hoffnungsvoll an und fragte leise: „Möchtest du, dass ich dich später noch nach Hause bringe oder bleibst du über Nacht?“
Sie hatte das alles nicht geplant und auch überhaupt keine Sachen dabei, aber die Schmetterlinge stimmten so energisch für «Hierbleiben!» , dass Victoria klein beigab.
Er spürte, wie sie sich entschieden hatte, noch bevor sie auch nur ein Wort gesagt oder gedacht hatte. Unwillkürlich stiegen Bilder von zärtlichen Küssen in ihm auf und seine Augen begannen zu brennen.
Die Luft knisterte und in Victorias Bauch breitete sich ein heftiges Kribbeln aus, so dass ihr die Knie weich wurden.
Lächelnd trat er auf sie zu und seine Lippen fanden die ihren. Sie war noch immer in seinem Geist und spürte sein Wesen mit allen Einzelheiten.
Es war überwältigend intensiv. Sie war ihm noch nie so nah gewesen und hatte nicht gewusst, wie sehr er sie wollte. Ihr war schwindelig, doch sie war auch voller Verlangen und küsste ihn drängend zurück.
Das war mehr als Jaromir aushalten konnte. Abrupt löste er sich von ihr und trat einen Schritt zurück. Die Luft um ihn herum flirrte. Er hielt die Augen geschlossen und holte tief Luft.
Victoria war auch ganz außer Atem. „Wow! Das ist ja eine ganz neue Dimension... Ich werde nie wieder jemand anderen küssen!“
Er lachte leise und flüsterte mit belegter Stimme: „Das hoffe ich doch ganz stark!“
Dann öffnete er die Augen und das warme Braun leuchtete so intensiv wie noch nie. Fast schienen seinen Augen aus flüssiger Bronze zu bestehen. „Ich fürchte, ich brauche eine Pause.“
Er atmete noch einmal tief durch und die Luft um ihn herum beruhigte sich langsam. Dann stellte er fest: „Du hast seit heute Mittag nichts mehr gegessen und jetzt ist es halb zwölf.“
Sie sah ihn erstaunt an. „Hey! Ich habe doch gar nicht ans Essen gedacht.“
Er lachte. „Das hast du in der Tat nicht! Aber wenn du in meinem Geist bist, ist unsere Verbindung sehr eng – da sehe ich so einiges, selbst wenn ich gerade intensiv mit anderen Dingen beschäftigt bin.“
Bei dem Gedanken an den letzten Kuss begann die Luft wieder kurz um ihn herum zu flimmern. Er schloss die Augen und atmete erneut tief durch.
Dann bemerkte Victoria, dass Jaromir seinen Geist ausschickte und feststellte, dass Albert schon schlief.
Er grinste. „Dann müssen wir eben allein in sein Reich eindringen und uns etwas zu essen stibitzen. Komm mit!“
Er nahm sie lächelnd bei der Hand und zog sie hinter sich her. Sie gingen die breite Treppe hinunter, durchquerten die Halle und verschiedene Flure. Dann kamen sie an eine doppelflügelige Tür und Jaromir sah sie verheißungsvoll an. „Hinter dieser Tür liegt Alberts ganzer Stolz.“
Er öffnete einen Flügel und ließ Victoria den Vortritt.
Sie betrat einen großen Raum. Überall blitzten und glänzten Edelstahlgeräte und Arbeitsflächen. In dieser Profiküche konnten problemlos mehrere Köche gleichzeitig arbeiten und Victoria schätzte, dass es ohne weiteres möglich war, hier ein Mehrgängemenü für hundert Personen zu kochen.
Über einigen Arbeitsflächen waren Regale angebracht und hier standen endlos viele Töpfe mit frischen Kräutern. Victoria hatte immer gedacht, sie würde sich mit Kräutern auskennen, aber bei der Hälfte der Pflanzen konnte sie nicht einmal sagen, worum es sich handelte, geschweige denn, wofür man das duftende Grünzeug benutzen könnte.
Eine Wand füllte ein großes Bücherregal und es war vollgestopft mit Kochbüchern, die teilweise starke Gebrauchsspuren aufwiesen. Ein paar Exemplare schienen wirklich sehr alt zu sein, aber es waren auch neuere Werke darunter. Sie trat näher und las Namen wie Johann Lafer, Alfons Schuhbeck, Jamie Oliver oder Christiane Verbau. Ein paar dieser Bücher hatte sie selbst in ihrer Studentenbude.
Jaromir stellte sich neben sie und sagte leise: „So manches dieser Bücher ist vom Autor handsigniert.“
Sie sah ihn überrascht an. „Kennt er diese Köche persönlich?“
Jaromir nickte. „Wie du weißt, ist das Kochen Alberts Leidenschaft. Er ist wirklich sehr begabt und wenn er nicht seine Stelle bei mir angetreten hätte, wäre er mit Sicherheit ein überragender Sternekoch in einem ausgezeichneten
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