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Nebelsturm

Nebelsturm

Titel: Nebelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johan Theorin
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wegzufegen. Zuerst von Katrines Grabstein, dann von der Erde vor dem Stein. Einige vertrocknete Rosen kamen zum Vorschein. Joakim hatte sie bei seinem letzten Besuch hingelegt, bevor der Schnee kam.
    Gabriel schien mit dem Ergebnis zufrieden. Er rieb sich die Nase mit dem Fausthandschuh und schaute seinen Vater an.
    »Sehr schön«, sagte Joakim.
    Danach holte er eine Grablaterne aus der Plastiktüte. Die Erde war zwar gefroren, es gelang ihm aber trotzdem, sie hineinzustecken. In die Laterne stellte er eine dicke Blockkerze. Sie würde fünf Tage und Nächte brennen, bis ins neue Jahr hinein.
    »Wollen wir zum Auto zurückgehen?«, fragte Joakim dann und schaute seine Kinder an.
    Gabriel nickte, bückte sich aber hinunter und begann, an etwas zu ziehen, das aus dem Schnee hervorragte.
    Es war ein Stück hellgrüner Stoff, steif und an der Erde festgefroren. Ein Pullover? Das Stück, das Gabriel berührt hatte, sah aus wie ein Ärmel.
    Joakim fühlte plötzlich, wie es ihm kalt den Rücken herunterlief.
    »Gabriel, lass das bitte liegen«, sagte er.
    Gabriel schaute seinen Vater erstaunt an, ließ den Stoffaber sofort los. Joakim bückte sich hastig und bedeckte ihn mit Schnee.
    »Wollen wir jetzt gehen?«, fragte er erneut.
    »Ich möchte noch hierbleiben«, sagte Livia, den Blick auf den Grabstein geheftet.
    Joakim nahm Gabriel an der Hand. Sie gingen bis zu einem der freigeräumten Wege und warteten dort auf Livia, die still vor dem Grab stand. Ein paar Minuten später kam sie nach, und gemeinsam gingen sie zurück zum Auto.
    Im Auto schlief Gabriel sofort ein.
    Livia sprach erst wieder, als sie auf die Landstraße bogen. Allerdings erwähnte sie Katrine mit keinem Wort. Sie fragte, wie lange sie noch Ferien hätte, und erzählte, was sie als Nächstes in der Vorschule machen wollte. Sie plauderte, aber Joakim genoss es und hörte ihr gern zu.
    Um die Mittagszeit erreichten sie Kalmar und klingelten bei Mirja Rambe. Ihre Wohnung war alles andere als weihnachtlich und ordentlich, im Gegenteil – die Bücherstapel auf dem staubigen Boden waren noch höher geworden. Im Wohnzimmer stand zwar ein Weihnachtsbaum, der war aber nicht geschmückt und begann bereits Nadeln zu verlieren.
    »Ich wollte euch am ersten Weihnachtstag besuchen kommen«, sagte Mirja zur Begrüßung im Flur. »Leider hatte ich keinen Hubschrauber zur Verfügung.«
    Ulf, Mirjas jugendlicher Freund, war zu Hause und schien sich sehr über den Besuch zu freuen, besonders über die Kinder. Er nahm Livia und Gabriel mit in die Küche, wo er gerade dabei war, den Teig für Sahnebonbons zu kochen.
    Joakim holte das Nebelsturmbuch aus der Tasche und gab es der Autorin zurück.
    »Danke fürs Ausleihen«, sagte er.
    »Mochtest du es?«
    »Aber ja«, sagte Joakim. »Und ich verstehe jetzt vieles um einiges besser.«
    Mirja Rambe blätterte schweigend die handgeschriebenen Seiten durch.
    »Es ist ein authentisches Buch«, sagte sie. »Ich habe angefangen zu schreiben, als Katrine erzählte, dass ihr Åludden kaufen würdet.«
    »Katrine hat so eine Art Nachwort geschrieben«, sagte Joakim.
    »Worüber denn?«
    »Ja … es ist eine Art Deutungsversuch.«
    Mirja legte das Buch auf den Tisch.
    »Ich werde es lesen, wenn ihr gefahren seid«, sagte sie.
    »Eine Sache hat mich sehr beschäftigt«, sagte Joakim. »Woher wusstest du so viel über die Menschen auf Åludden?«
    Mirja warf ihm einen strengen Blick zu.
    »Sie haben mit mir gesprochen, als ich auf Åludden gelebt habe«, sagte sie. »Hast du noch nie mit den Toten gesprochen?«
    Darauf konnte Joakim nicht antworten.
    »Das heißt, dass alles wahr ist?«, hakte er nach.
    »Das kann man nie wissen«, antwortete Mirja. »Schließlich sind es Geister!«
    »Aber die Dinge, die du auf dem Hof erlebt hast … sind die wirklich passiert?«
    Mirja senkte den Blick.
    »Mehr oder weniger«, räumte sie ein. »Ich habe Markus tatsächlich ein letztes Mal in einem Café in Borgholm getroffen. Wir haben uns unterhalten … dann bin ich mit ihm nach Hause gegangen. Seine Eltern waren nicht zu Hause. Wir haben dort auf dem Boden miteinander geschlafen. Es war also keine romantische Verführung, aber ich ließ ihn gewähren – ich glaubte, dass es ein Beweis dafür sei, dass wir … dass wir ein Paar wären. Aber als Markus danach aufstand und ich meinen zerknitterten Rock anzog, sah er mir nicht in die Augen. Er sagte nur, dass er ein neues Mädchen auf dem Festland getroffen habe. Und dass sie sich

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