Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nebenan: Roman

Nebenan: Roman

Titel: Nebenan: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
Vom Netzwerk:
Gürteln.
    »Meine größte Schande ist ruchbar geworden. Ja, ich gestehe, mein prächtiger Schnauzbart ist falsch, denn meine Oberlippe bleibt so glatt wie der Arsch eines Neugeborenen, seit eine Hexe mich mit einem Fluch belegte. So hat sie mir die Hälfte meiner Männlichkeit genommen, und weil ich mich so sehr schämte bartlos unter den Kriegern der Clans zu stehen, wählte ich diese List, die mir nun den Ruf eines Leutebetrügers einbringt.«
    »Albernes Gerede«, schrie Malko. »Der Mann ist nicht das, wofür er sich ausgibt, das ist doch wohl offensichtlich.«
    »Was sagst du dazu, Oswald?«, fragte der Drache.
    »Ich … ähm, bin genauso überrascht wie Ihr, Eure Herrlichkeit. Doch muss ich sagen, dass ich Cuchulain als Ehrenmann kenne. Wenn er einen falschen Bart trug, dann nicht, um Eure Herrlichkeit zu hintergehen, sondern um seine Blöße zu bedecken.«
    »Das stinkt doch zum Himmel«, ereiferte sich der Heinzelmann. »Ich plädiere dafür, diese Betrüger auf kleiner Flamme zu rösten, bis sie uns verraten, wer sie wirklich sind!«
    »Das könnt Ihr nicht tun, Eure Herrlichkeit«, protestierte Oswald lahm. »Das wäre ein grober Verstoß gegen das Gastrecht und es wäre auch …«
    »Schweig!«, geiferte Malko. »Mit eurem Betrug wart ihr es, die zuerst das Gastrecht verletzt haben. Damit sind all eure Rechte verwirkt. Ich bin sicher, hinter dem falschen Bart steckt mehr als ein Fluch. Man müsste schon ein ausgemachter Depp sein, wenn man diese hanebüchene Geschichte glaubt!«
    »Du nennst mich also einen Deppen, du Wurm!«, rasselte eine Altstimme am hintersten Ende der Höhle. »Sei froh, dass du hier in dieser Halle unter dem Schutz deines Herren stehst!«
    »Hättest du die Liebenswürdigkeit, uns zu erklären, warum du dich auf Cuchulains Seite schlägst, Rübezahl?«, fragte der Drache.
    »Ich kenne diese Sorte Hexenfluch und …« Der Riese zögerte. »Dem Ersten, der lacht, schlage ich den Schädel ein.« Mit finsterem Blick musterte er die Dunklen , die ihm am nächsten standen. »Mich hat es allerdings noch schlimmer getroffen!« Er griff nach seinem Bart und seinem langen zotteligen Haupthaar. Mit einem Ruck waren die Perücke und der falsche Bart fort und es zeigte sich, dass der Riese vollkommen kahl war und eine rosig schimmernde Haut hatte.
    Till biss sich auf die Lippen. Die hünenhafte Gestalt mit ihrem zerrissenen Kittel, über dem rostige Ketten hingen, und das rosige Gesicht … das passte wie die Faust aufs Auge. Ohne Perücke sah Rübezahl ziemlich armselig aus. Ob das reichen würde die anderen zu überzeugen?
    »Nun seht ihr, warum ich Cuchulain glaube!«, sagte Rübezahl, hängte sich wieder seinen falschen Bart um und zog dann die Perücke auf.
    »Gibt es jemanden, der das Wort des Bürgen Rübezahl in Zweifel zieht?«, fragte der Drache.
    Malko brummelte etwas vor sich hin und betrachtete Rolf missmutig, wagte es aber nicht, etwas zu sagen. Als sich auch sonst niemand meldete, nickte der Drache. »Gut, so heiße ich euch denn noch einmal willkommen und bitte euch an meiner Tafel Platz zu nehmen.« Er bleckte die Zähne. »Vielleicht mögt ihr euch neben der Schneekönigin niederlassen? Wie ihr seht, ist es ein wenig beengt in meiner festlichen Halle. Nur dort ist noch Platz.«
    »Es ist uns eine Freude, eure Gastfreundschaft anzunehmen«, erwiderte Rolf erleichtert und schritt auf die weiß gewandete Frauengestalt zu, die in einem Winkel der weiten Höhle ganz allein an einem Tisch saß.
    »Dieser überdimensionierte Lurch traut uns immer noch nicht«, flüsterte Oswald Till ins Ohr. »Wir sollten sehen, dass wir so schnell wie möglich wieder verschwinden.«
    »Warum?«, fragte der Student verwirrt. Die Schneekönigin war von atemberaubender Schönheit, auch wenn sie die Gäste an ihrem Tisch nur mit einem unterkühlten Lächeln und einem knappen Nicken begrüßte.
    »Das wirst du schnell merken!« Oswald stand der Atem in weißen Wolken vor dem Mund, während er sprach. Es war unangenehm kühl hier in der Nische und Till zog seinen Umhang enger um die Schultern. Eine Kohlenpfanne, die ganz in der Nähe stand, war verloschen.
    Aus dem Nichts manifestierte sich eine geisterhafte Gestalt und stellte einige Trinkhörner vor ihnen auf den Tisch.
    »Ein hübsches Kleid«, lobte Gabriela, bemüht, die frostige Atmosphäre am Tisch aufzulockern.
    Die Schneekönigin maß sie mit ihren eisgrauen Augen und lächelte kühl. »In den Augen einer zerzausten Räbin muss wohl jeder, der

Weitere Kostenlose Bücher