Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nebenan: Roman

Nebenan: Roman

Titel: Nebenan: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
Vom Netzwerk:
Waffenhaufen erreicht. Der Heinzelmann packte nach einer Hellebarde, um sie zur Seite zu ziehen und nach seinem Hammer zu suchen. Das eisige Metall klebte an seinen Fingern fest. Kalter Schmerz fraß sich in seine Hand. »Vorsicht«, rief er und versuchte das Blatt der Hellebarde von seinen Fingern zu lösen. Doch die beiden Ritter grinsten nur und zeigten ihm ihre eisenbeschlagenen Lederhandschuhe. »Wir sind auf alles vorbereitet!« Sie zogen zwei Langschwerter aus dem Waffenstapel und stürmten dann auf den kleinen Trupp von Alben zu, der sich um den Erlkönig gesammelt hatte.
    Wütend versuchte Wallerich die schwere Hellebarde anzuheben, um zur Not wenigstens die hölzerne Stange der Waffe zu seiner Verteidigung einsetzen zu können, doch es war aussichtslos. Diese Waffe hatte einfach nicht die richtigen Abmessungen für einen Heinzelmann.
    Immer mehr Menschen nahmen den Kampf wieder auf und eilten zu dem Waffenstapel. Birgel, der versuchte den stampfenden Füßen der Langen zu entgehen, stolperte an Wallerich vorbei und blieb verdutzt stehen, um seinen Freund anzustarren. Der korpulente Heinzelmann kratzte sich unter seiner leicht schief sitzenden Mütze und nickte dann begeistert. »Du hast völlig Recht, Wallerich. Wir sollten es wie die sieben Schwaben machen!« Er packte nach dem Ende der hölzernen Stange. »Die Alben werden Fersengeld geben, wenn sie sieben zu allem entschlossene Heinzelmänner mit einer Hellebarde auf sich zukommen sehen!«
    »Nein!«, rief Wallerich, der noch immer hilflos an der Spitze der Waffe festklebte, doch Birgel begann schon begeistert andere Heinzelmänner herbeizuwinken.
    »Stirb, Kirchenmann!«, keifte indessen die Schneekönigin in einem ganz und gar nicht majestätischen Tonfall. Sie streckte beide Hände in Richtung des Inquisitors, der sich schon halb die schmale Felstreppe zum Tal hinabgekämpft hatte.
    Pater Wschodnilas blieb breitbeinig stehen und riss den Wasserschlauch hoch, den er lässig in Hüfthöhe getragen hatte. Der Wind zerrte an seiner schwarzen Kutte. Er trug einen breitkrempigen Hut, der sein Gesicht beschattete.
    Die Luft zwischen dem Inquisitor und der Schneekönigin veränderte sich. Ausgehend von den Fingerspitzen der Monarchin bekam sie eine geleeartige Konsistenz. Dieser Strahl eisigster Kälte streifte die Schnauze des Betondrachens, die sich sofort mit Raureif überzog. Dann gab es ein knackendes Geräusch. Der Zement zerbarst unter der entsetzlichen Kälte und kleine Splitter der Drachenschnauze fielen Wallerich und den anderen Heinzelmännern vor die Füße.
    Ein großer Kerl und eine in einen sehr eleganten Waffenrock gekleidete Frau versuchten den Inquisitor die Treppe hinauf in Sicherheit zu zerren, doch mit einer unwirschen Geste trieb er sie wieder zurück. Dann richtete Pater Wschodnilas seinen Lederschlauch auf die Schneekönigin und drückte das Leder zusammen. Ein dünner Wasserstrahl schoss hervor, kreuzte die gefrorene Luft und spritzte der Schneekönigin direkt ins Gesicht.
    Die eisige Monarchin riss den Mund auf und wollte wohl noch etwas sagen, doch bevor ihr auch nur ein Wort über die Lippen kommen konnte, verwandelte sie sich in ein Wölkchen, das die Farbe von Schnee bei einem feurigen Sonnenuntergang hatte.
    »Zurück!«, rief der Erlkönig und winkte den wenigen Gefolgsleuten, die ihm noch geblieben waren. Ein Rudel Hunde versuchte ihnen den Weg abzuschneiden.
    Inzwischen hatte Birgel noch fünf weitere Heinzelmänner aufgetrieben, die seine Idee mit der Sieben-Heinzelmänner-Hellebarde hervorragend fanden. Gemeinsam hoben sie die schwere Waffe auf und stürmten in Richtung des Tors.
    Wallerich fluchte und schimpfte, doch Birgel erklärte den anderen, das sei der Schlachtenrausch, und so fingen sie ebenfalls an zu fluchen, was das Zeug hielt.
    Wäre Wallerich nicht rückwärts und mit festgefrorener Hand dem Tor entgegengetaumelt, hätte er vielleicht die Vernichtung eines jahrhundertealten Artefakts verhindern können. Ein weißer Pudel lief im Chaos der fast gewonnenen Schlacht an ihm vorbei. Zu spät bemerkte er den gelblichen Knochen in dessen Schnauze. Ein Knochen, in den in regelmäßigen Abständen kleine Löcher gebohrt waren. Der Heinzelmann rief der Hundedame hinterher, doch sie ignorierte ihn und verschwand durch den engen Tunnel, der zur Nibelungenhalle führte.
    *
    Als Till erwachte, war es bereits dunkel. In der Ruine der Nibelungenhalle hatte man ein provisorisches Lazarett eingerichtet. Die Halle erschien dem

Weitere Kostenlose Bücher