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Nebenan: Roman

Nebenan: Roman

Titel: Nebenan: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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verborgen und selbst jetzt waren sie mit ihren weißen Umhängen und den Kleidern aus hellem Leder vor dem schneeweißen Hintergrund kaum mehr als vage Schemen.
    »Du wirst doch wohl nicht verantworten wollen, dass wir ein Massaker unter den Menschen anrichten, Ältester?«
    »Wir könnten damit drohen, die Gefangenen zu töten«, flüsterte der Hauptmann der Schweizergarde.
    Nöhrgel schüttelte den Kopf. »Das würde den Kerl nicht im Mindesten beeindrucken. Ich fürchte, wir haben keine Wahl.« Der Heinzelmann zog das Kurzschwert, das er am Gürtel trug, und ließ es vor sich in den Schnee fallen. »Wir strecken die Waffen! Wir werden unsere Gefangenen zurücklassen. Dafür verlangen wir freien Abzug!«
    Der Erlkönig zog die Knochenflöte unter seinem Umhang hervor. »Ich glaube nicht, dass du in der Position bist, irgendwelche Bedingungen zu stellen, Ältester. Wenn ich es wollte, würdest du mit Freuden jeden meiner Befehle erfüllen.«
    Inzwischen waren auch die meisten Menschen im Talkessel Nöhrgels Beispiel gefolgt und hatten ihre Waffen niedergelegt.
    Triumphierend stieg der Erlkönig die schmale Felstreppe hinab. Seine befreiten Gefolgsleute ließen ihn mit Hurrarufen hochleben und selbst die sonst so kühle Schneekönigin stimmte in das Jubelgeschrei ein.
    *
    Niedergeschlagen starrte Till auf seine Fußspitzen. Er hatte es geahnt, aber auf ihn hatte ja niemand hören wollen. Was die Dunklen jetzt wohl mit ihnen machen würden? Immerhin gab es einen kleinen Hoffnungsschimmer. Auf der anderen Seite des Tunnels musste es noch mehr als fünfzig von ihren Verbündeten geben. Wenn sie einen Weg ins Tal fanden … Till blickte zu den Bogenschützen auf den Klippen empor. Nein, auch Verstärkung würde nicht helfen. Sie würden die Waffen niederlegen, um ihre Kameraden, die hier unten in der Falle saßen, nicht in Gefahr zu bringen. Diese Schlacht war verloren!
    »Was hast du denn da Schönes?« Der Albenfürst, der die Front der Gefangenen abschritt, blieb unmittelbar vor dem Studenten stehen. »So etwas gehört nicht in deine Hände!« Er wollte nach dem Stein greifen, den Till an einem Lederriemen um den Hals trug. Das Geschenk Neriellas. Sein kostbarstes Kleinod!
    Till zuckte zurück. »Ihr habt kein Anrecht auf diesen Stein!«
    »Kein Anrecht?« Der Erlkönig brach in schallendes Gelächter aus. »Vae victis! Sagt dir das etwas, Mensch? Wehe den Besiegten! Ein treffender Ausspruch, den deinesgleichen einst geprägt hat. Ich kann mir nehmen, was ich will, denn ich habe die Macht dazu!«
    Till ballte die Fäuste. »Nein!«, sagte er entschieden. »Ihr habt meinen Stolz gebrochen. Ich habe Euch mein Schwert zu Füßen gelegt … Doch diesen Stein, den werde ich mit meinem Leben verteidigen.«
    »Große Worte«, höhnte der Albenfürst. »Heb dein Schwert auf!«
    Der Student bückte sich nach der Waffe. Doch kaum dass seine Hand den Griff berührte, traf ihn ein Tritt des Erlkönigs. Er stürzte rücklings in den Schnee. Verzweifelt versuchte er die Waffe hochzureißen, um sich zu verteidigen, doch ein energischer Schwerthieb fegte seine Klinge zur Seite.
    »Nicht sehr beeindruckend«, spottete der Erlkönig und trat ein Stück zurück, sodass Till Gelegenheit hatte, wieder aufzustehen. Inzwischen hatte sein Gegner noch einen Parierdolch gezogen.
    »Weißt du, was der entscheidende Unterschied zwischen dir und mir ist, Mensch? Für mich war der Umgang mit Waffen nie ein Spiel!« Der Albenfürst machte einen Ausfallschritt.
    Till wich zurück und zielte mit einem beidhändig geführten Hieb auf die Schulter des Dunklen .
    Doch der Erlkönig parierte den Schlag mit seinem Schwert und blockierte Tills Klinge. Gleichzeitig riss er den Dolch hoch. Leise klirrend schrammte die stählerne Klinge über Tills Kettenhemd. Der Lederriemen war durchtrennt und der Stein vom Herzen des Baumes fiel zu Boden.
    Till musste gegen den Impuls ankämpfen, sich einfach nach Neriellas Kleinod zu bücken. Er durfte den Stein nicht verlieren! Mit einem Ruck löste er sein verkantetes Schwert, stieß einen wilden Schrei aus und hieb wie ein Berserker auf den Albenfürsten ein.
    Überrascht über die Wildheit des Angriffs wich der Erlkönig zurück. Schon erklangen Rufe, die Till anfeuerten, als der Dunkle sich plötzlich unter dem Schwert des Studenten hinwegduckte, seinen Dolch in einer spielerischen Bewegung hochriss und ihn mit dem Knauf gegen Tills Stirn hieb.
    Auf den Treffer folgte eine Explosion der Finsternis. Till konnte nichts

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